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Rubrik: Lesen statt Hören
18. Januar 2004

Freak-Magazinsendung (Jänner2004)

von Gerhard Wagner

Kornelia Scheuer ist die Eleonore Batthyány, sie spielt sie hinreißend und glaubhaft. Wer denkt nach einer halben Stunde, mitten im Monolog der Eleonore, noch daran, dass die Hauptdarstellerin den Rollstuhl benutzt?

Während der Lebensgefährte, Prinz Eugen, sich bei einer Audienz mit dem Kaiser befindet, die über Wohl und Wehe seiner und damit natürlich auch jenes seiner Lebensgefährtin entscheiden wird, wird die Batthyány in demütigender Weise immer weiter in hintere Nebentrakte der Hofburg gebeten, bis sie endlich in einer Rumpelkammer landet und sich dorthin nun bis zum Ende der Unterhaltung der beiden Mächtigen verfügen muss.

Doch das tut sie keineswegs leise. Sie entwickelt in ihrem Zorn unendliche Kraft, Einsicht und Liebe - und gibt zugleich ein Sittenbild des Hofes zu Zeiten Prinz Eugens.

Erwin Riess hat wieder einmal nicht nur ein spannendes Stück geschrieben, das von der einzigen Darstellerin allerdings ein Maximum an Konzentration abverlangt, er hat sich auch intensiv mit der Geschichte des Prinzen Eugen befasst und entreißt ihr berührende Details. Er zeigt die vielen Enttäuschungen der Eleonore, die Enttäuschungen einer Frau in einer Männerwelt, die Entbehrungen der vielen Kriege, die Enttäuschungen der Lebenspartnerin eines Mannes, der es sich auch auf Männer steht, die Enttäuschungen über den Tod des früheren Kaiser Joseph, mit dem das Leben für sie noch viel unbeschwerter war, aber auch die schönen Erlebnisse zu verschiedenen Jahreszeiten im Umland von Wien zur Zeit des frühen 18. Jahrhunderts.

Kornelia Scheuer gilt der Applaus zurecht. Einzig die Artikulation ist nicht so deutlich, wie man es sonst im Theater gewohnt ist, aber in punkto Exaktheit der Bewegungen, die den Text von Riess noch subtil unterstreichen, da macht ihr niemand etwas vor:
Wenn es etwa mehrmals aus ihr herausbricht: »Wie ich es hasse«, dann unterstreicht die rollende Vorwärtsbewegung den rollenden Zorn, der sich mit jeder weiteren Wiederholung dessen, was sie noch hasst, weiter zu steigern scheint.
Auch die spärlichen Requisiten von Raja Schwan und das schöne Kostüm unterstreichen die Wirkung und Intention des Stücks.

Alles in allem war das ein denkwürdiger Abend, und ich kann mir nur wünschen, dass wir Kornelia Scheuer bald wieder auf der Bühne sehen und von Erwin Riess bald wieder lesen oder hören können. (ca 4 Min)

Musik...

Moderation: Damit sind wir wieder am Ende unserer Sendung. Nächste Woche hören Sie eine aktuelle Sendung über einen Bewohner einer Wohngemeinschaft, der unter ungeklärten Umständen an einer an sich harmlosen Grippe gestorben ist. Das Besondere daran: Jahrelang hatten die Angehörigen bereits von Miss-Ständen und sich an die Behörden gewandt. Fazit: Die Strukturen blieben weitgehend bestehen, nur die Leitung wurde ausgetauscht.
Anhand dieses Falles wollen wir uns mit Freiheit, Selbstbestimmung, aber auch mit Verantwortung auseinandersetzen, jene Verantwortung, auf die Menschen mit Lernschwierigkeiten oder mentalen Beeinträchtigungen ein Recht haben.
Das also hören Sie am 25. und am 27.Jänner, wie immer um 20.30.
Für die heutige Sendung danke ich Gerhard Wald für die technische Unterstützung und verabschiede mich namens des gesamten Freak-Radio-Teams. Guten Abend sagt Ihnen Gerhard Wagner.


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