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Rubrik: Lesen statt Hören
01. Januar 2006

Freak-Neujahrs-Magazinsendung 2006

von Julia Wolkerstorfer

Das brauchen wir nicht. Wir brauchen es nicht, dass über zwanzig Jahre Bewusstseinsarbeit gemacht wird ohne Rahmenbedingungen zu schaffen. Das war mir wirklich ein Bedürfnis, bei meiner Rede im Europäischen Parlament auch festzuhalten, die neuen Mitgliedsländer zu ermutigen sich nicht alles vom Westen abzuschauen.

Freak-Radio, Gerhard Wagner: Und jetzt haben Sie schon angesprochen, was ich Sie gerade fragen wollte: Die Rede im Europäischen Parlament. Also Sie waren im Europäischen Parlament. Mit wem haben Sie gesprochen, Sie haben ja im Plenum eine Rede gehalten?

Dorothea Brozek: Der erste Punkt war, dass wir den ersten Tag - unsere Gruppe hat Termine gehabt mit unseren österreichischen Europaabgeordneten.

Da haben wir unter anderem mit Abgeordnetem Karas gesprochen, mit der Abgeordneten Stenzel, Abgeordnete Schierhuber, ebenso Abgeordneter Bösch, Abgeordnete Lichtenberger und am zweiten Tag haben wir ganz intensive Gespräche geführt was die Abgeordneten zum Thema der Persönlichen Assistenz sowohl auf österreichischer Ebene als auch auf Europaebene tun können und tun müssen.

Freak-Radio: Wie waren die Reaktionen?

Dorothea Brozek: Durchgehend waren es gute Gespräche, die zur Kontaktanbahnung und Sensibilisierung stattgefunden haben. Es war erstaunlich positiv, ich habe mir nicht gedacht, dass sie so positiv verlaufen werden. Natürlich hat es auch ein oder zwei Gespräche gegeben, wo wir enttäuscht waren und wo schon stereotype Klischees gekommen sind.

Wo uns zum Beispiel zugehört worden ist, was wir tun, was wir machen und dann kam auf einmal die Frage: Aha, und leben Sie alle gemeinsam oder wie leben Sie eigentlich und was arbeiten Sie? Ich denke, diese Abgeordnete hat nicht wirklich zugehört was wir wollten. Aber so ist es halt.

Der zweite Tag hatte so den Schwerpunkt, dass die Initiatoren eine große Demonstration organisiert haben. Beteiligt waren behinderte Menschen aus den Selbstbestimmt-Leben-Zentren aus ihrem Land: Großbritannien, Norwegen, Italien, Frankreich und eben Österreich. Wir haben diesen Freiheitsmarsch von der Universität bis zum Europäischen Parlament gemacht. Das war ein sehr bewegendes Erlebnis zu sehen und zu spüren, dass wir europaweit für dieselbe Sache eintreten, kämpfen und auch einfach mit unseren Herzen dabei sind und persönlich sehr viel dafür leisten. Am Nachmittag gab es dann eine Sitzung von der Disability Intergroup, das ist ein Gremium des Europäischen Parlaments, wo alle EU-Parlamentarier, die an diesem Thema arbeiten, vertreten sind.

Disability Intergroup ist ein informelles Forum ohne Stimmrecht, ohne formalen Handlungsrahmen, aber ein informeller Rahmen, wo man zu dem Thema ganz intensiv arbeitet um das dann weiter in den offiziellen Gremien der EU, bei Richtlinien usw. voranzutreiben.


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