Inhalt:
.Freak-Radio Magazinsendung: Sich frei bewegen mit Behinderung?
Originalton von der Veranstaltung:
"Wir Betroffene sind in unserer Leistungsfähigkeit eingeschränkt und erleben aber in der Gesellschaft, dass die Wertschätzung eine soziale Komponente ist, die sich erst im Kontakt mit anderen realisiseren lässt. Wer heute in der Gesellschaft als psychisch krank gilt, gilt in der gesellschaftlichen Wertschätzung nicht - viel. Wir werden zum Fall, zum Klienten, zum Patienten und leider oft nur mehr zum Kostenfaktor"
Musik
"Wer nicht arbeitet oder nicht arbeiten kann, verliert sehr viel. Es mischen sich existenzielle, ökonomische, ethische und philosophische Aspekte und ich selbst habe nach einer Arbeit als EDV-Systemanalytiker Jahre des gesellschaftlichen Ausschlusses hinter mich gebracht; und dieser Ausschluss ist nicht einem einzigen Grund zuzuschreiben, sondern ein komplexes Geschehen. Es beginnt mit wiederkehrend langen Krankenständen, die uns vom Arbeitsplatz ausschließen. Starke psychopharmakologische Dauerbehandlung schließt uns von einer freudvoll erlebten Gegenwart aus, und dann beginnt auch das Leidvolle, nämlich die Zentrierung der Aufmerksamkeit auf das eigene Leid und auf das unausweichlich eigene erlebte Schicksal.
Auch das schließt uns von freundschaftlich gelebten sozialen Beziehungen aus. Diese frühen Verletzungen, beängstigenden Erfahrungen haben oft ein Problem im emotionalen Kontakt, im Erleben einer erfüllten Liebesbeziehung und unsere teils sehr schwasche ökonomische Basis schließt uns von der gängigsten Form der Kompensation aus, Reisen, schöne Dinge, gutes Outfit ist für Psychiatriebetroffene, die meist an der Armutsgrenze leben mit ihrer Mindestpension ebenfalls nicht erreichbar."
Freak-Radio: Das Netzwerk Spinnen als Reformkraft grenzt sich von unpolitischen Selbsthilfegruppen klar ab und wünscht sich einen neuen, selbstbestimmten Dialog:
"... dass sich der betroffene Teil und der wissende Teil miteinander als Gesamtwerk begreift, und beide Seiten selbstbestimmt im selben Team mitarbeiten können. Es muss beiden Seiten erlaubt sein, die wechselseitige Abhängigkeit produktiv zu gestalten. Wir erkennen auch die zahlreichen und hilfreichen Unterstützungsangebote an, die es gibt ohne Zweifel, speziell in Österreich, und haben jedoch das Gefühl, dass die Profis all das für uns tun ? sie denken für uns, und wenn´s dann manchmal schief lauft, dann verfügen sie über uns. Und deshalb arbeiten wir an einer Neuformulierung der Machtverhältnisse.
Es ist keineswegs klar, wohin uns der Weg führt. Jedoch das Ziel der Arbeit einer Interessensvertretung ist die Änderung der Machtpositionen. Nur so kann eine Befreiung von der Beherrschung durch Profis erreicht werden."