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Rubrik: Lesen statt Hören
30. November 2003

Freak-Radio Magazinsendung: Sich frei bewegen mit Behinderung?

von Katharina Zabransky

Die Begleitperson kann leider nie neben dem Rollstuhlfahrer sitzen.
Jene beiden Plätze, die eher im Inneren der Parketts sind, sind meiner Erfahrung nach besonders empfehlenswert.
Es gibt auch Rollstuhlplätze am Balkon, die aber, wie mir eine geübte rollstuhlfahrende Volksopernbesucherin versichert, nur die Möglichkeit zu einem Hör-Erlebnis ohne Sicht bieten, weil sich davor der ?ereich der Stehplätze befindet.

(Musik kurz hoch)

Sprecher: Doch nun zum Stück selbst: Dem glücklosen und frühzeitig aus dem Amt geschiedenen Volksoperndirektor Dominik Mentha waren unter seiner Ballettchefin Liz King wenigstens im Tanz Erfolge beschieden gewesen. Immerhin hatten beide einen neuen Stil eingeleitet, die ins 21. Jahrhundert weist. Das war offenbar auch für den neuen Volksoperndirektor Rudolf Berger und seinen Balettchef Giorgio Madia eine Herausforderung:
Die unkonventionell gemeistert wurde: man lud er an diesem Abend freie Kompanien aus Wien in die Volksoper ein. Eine gute Idee, wie sich zeigen wird.

(Musik kurz hoch)

Sprecher: Vier Gruppen nähern sich der Auseinandersetzung mit barocker Musik und Lebensweise durchaus unterschiedlich: "beGIERde" heißt das erste Stück mit Musik von Antonio Vivaldi. Mit viel Kraft und in schwarz-roten Kostümen gelingt den vier Tänzerinnen des Tanztheaters Homunkulus, die Lebensfreude des Barock in unsere heutige Zeit zu übertragen ? unterbrochen von Pausen in der Musik, von Brechungen, dem erwarteten und unerwarteten Ende, das ja auch in der Barockzeit bei allen Genüssen stets präsent war.

(Musik kurz hoch)

Sprecher:Absoluter Höhepunkt dieses Abends war allerdings für mich im zweiten Teil die "*Suite" des TanzHotels von Bert Bernd Gstettner. Die Musik von Max Reger ist an sich spätromantisch, aber er versteht die Sprache des Barock und zeigt dies in seiner Schlussfuge.
Die drei Tänzern und drei Tänzerinnen des TanzHotels haben eine perfekte Choreographie perfekt getanzt. Sie verfügen über ein schier unendlich scheinendes Bewegungsrepertoire und verstehen es, sowohl in schnellen Bewegungen als auch in stehenden Bildern berührende Stimmungen und Emotionen zu wecken. Der Formenreichtum, der durch diese an sich sehr schlichten Kostüme entsteht, die gleich den Tasten dieser Klaviervariationen in schwarz und weiß gestaltet sind, ähnelt der stillen Berdesamkeit der Bewegungen:


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