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.Freak-Radio zu Besuch bei der AfB-Wien
Beim gemeinnützigen IT-Unternehmen AfB in Wien-Liesing wird gebrauchter IT-Hardware neues Leben eingehaucht: Die Computer und Laptops, die Unternehmen aussortiert haben, werden gesammelt, die Daten zertifiziert gelöscht und die Geräte für die Wiederverwendung – meist für private KundInnen - vorbereitet.
Alleine 2020 wurden am Standort in Österreich 65.400 IT- und Mobilgeräte behandelt. Durch die „verlängerte Lebensdauer“ der Gerätschaften wird Elektroschrott vermieden und Ressourcen geschont. Das Unternehmen ist aber auch sozial nachhaltig. Denn die Abkürzung AfB steht für „Arbeit für Menschen mit Behinderung“: In allen Bereichen von der Logistik und Technik über die Verwaltung bis zum Verkauf sind MitarbeiterInnen mit Behinderung beschäftigt.
Menschen mit und ohne Behinderung arbeiten ganz selbstverständlich im Team zusammen, wie Geschäftsführer Kurt Essler bei einer Betriebsbesichtigung Mitte Februar erzählte. Zusammen sind sie für den Erfolg des Unternehmens verantwortlich: Der Umsatz stieg innerhalb von fünf Jahren von 1,8 auf 7,8 Millionen € im Jahr 2020.
Seinen Ursprung hat das gemeinnützige IT-Unternehmen 2004 in Deutschland. Inzwischen gibt es 20 Standorte in fünf europäischen Ländern. Vor zwölf Jahren startete die AfB in Österreich. In Wien und Kärnten arbeiten aktuell 73 MitarbeiterInnen, die Hälfte hat eine Behinderung.
Zu den 100-Partner-Unternehmen zählt auch die Erste Bank. „Das Zusammenwirken von sozialen und ökologischen Interessen hat uns fasziniert“, sagt Aufsichtratschef Friedrich Rödler. Nach drei Jahren würden die hochwertigen Geräte für die sensiblen Bankarbeiten als veraltet gelten, seien aber weiterhin sehr gut brauchbar. Im Gespräch mit Christoph Dirnbacher spricht er über sein Bild von Inklusion und die Bedeutung eines inklusiven Arbeitsmarkts. Unternehmen, die nicht inklusiv sind, entgehe viel Potenzial.
Interview Friedrich Rödler (Erste Bank)
Ein weiterer Partner der AfB-Wien ist der ORF. Auch der Österreichische Rundfunk überlässt aussortierte IT-Geräte dem gemeinnützigen Unternehmen. „Wir werden versuchen auch andere aus unserem Umfeld zu bewegen diesen sinnvollen Weg zu gehen.“, sagt Pius Strobl. Der Leiter der ORF-Konzernsicherheit ist auch für den Bereich Humanitarian Broadcasting und Nachhaltigkeit. Ein zentraler Aspekt sei, dass Menschen mit Behinderung bei der AfB vernünftige, sinnvolle Arbeitsplätze haben, wo es nicht um ein Taschengeld geht, sondern jemand was leistet und dafür auch Geld bezieht – Sozialversicherung und Pensionsbeiträge zahlt und ein selbstständiges Leben finanzieren kann. Menschen für die Selbstwertgefühl keine Selbstverständlichkeit ist, sehen, dass sie mit ihren Fähigkeiten gut in der Wirtschaft, im Leben bestehen können.
Interview Pius Strobl (ORF)
Auch Gastgeber Kurt Essler stand uns gerne für ein Interview zur Verfügung. Er stellte uns sein Unternehmen und dessen Ziele vor. Am Wiener Standort arbeitet eine Kollegin im Rollstuhl, auch psychisch erkrankte Menschen und DiabetikerInnen sind Teil des Teams. Essler verweist im Gespräch auch auf die Möglichkeit der Job-Rotation, bei Interesse kann man sich mehrere Abteilungen anschauen. Alle MitarbeiterInnen haben eine langfristige Perspektive in der AfB, schließlich will das Unternehmen wachsen und noch mehr Mitarbeitende mit Behinderung als Arbeitskräfte gewinnen. Im Gespräch erklärt uns Essler auch seine Vision von Inklusion.
Interview Kurt Essler (AfB)
Der AfB-Betriebsbesuch wurde von der Essl-Foundation im Vorfeld der Zero-Project-Conference im Februar 2022 organisiert. AfB wurde im Vorjahr von Zero-Project für seine Arbeit & Vision ausgezeichnet.
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