Inhalt:
.Freizeit - freie Zeit
Wenn sie aber dann einmal nicht diesen Anforderungen nachkommen mussten, dann hatten sie »Freizeit«. - Und die war für sie schön!
Schön, weil sie
- erstens nicht mehr dem Zwang zur Leistungserbringung ausgesetzt waren,
- zweitens mit Stolz auf das während der Arbeitszeit Vollbrachte zurückblicken konnten,
- und drittens eben einen Grund zum Ausrasten und zum Erholen hatten (denn wer arbeitet, dem steht ja schließlich auch das Recht zum Pausieren zu).
Musikbrücke
Bei mir aber war es anders. Hier gab es weder den Zwang zur Tätigkeit, noch einen Grund, auf irgendeine Leistung stolz zu sein.
Und schon gar nicht gab es einen Anlass, körperlich und geistig wieder »aufzutanken«.
War mir doch zuvor nichts abverlangt worden, von dem ich mich schließlich danach hätte erholen müssen.
Mir stand es einfach frei,
- zu schlafen, so lange ich wollte,
- faul zu sein, wie ich wollte,
- mit dem Rollstuhl spazieren zu fahren, wohin ich wollte,
- mit Pensionisten am Parkbankerl zu tratschen, wenn ich dazu
Lust hatte - mir die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen, sofern sie vom
Himmel lachte, usw.
Musikbrücke
Warum nicht ein Leben auch auf eine solche Art und Weise verbringen, könnte man vorder-gründig fragen? ?
Für mich hingegen war's erbärmlich, denn es war das einzig und allein ein Vorbeiziehen-Lassen von »freier Zeit«!
Ein furchtbares Gefühl, welches mir umso schrecklicher vorkam, als ich mir ebenfalls gern nach dem Abgang von der Schule durch eigene Leistung ein Leben, eine Zukunft, eine gewisses berufliches Aktivsein aufgebaut hätte.
Nicht nur einmal kamen mir die Gedanken an Selbstmord!
Musikbrücke
Ich will nun gar nicht weiter ausbreiten, wie es mir schließlich doch gelang, die Matura zu machen, zu studieren und dadurch mit Betätigungsfeldern in Kontakt zu kommen, die ich für mich anfänglich für kaum erreichbar gehalten hatte.
Denn das wäre ein Thema, das unter einem anderen Sendungsmotto abgehandelt werden könnte.
Was ich mit dem Setzen dieser Aktivitäten einzig und allein im Sinn hatte, das war, meinem Leben einfach wieder einen Inhalt zu geben.
Sprich: Umwandlung von »freier Zeit« in die Phasen von »Pflichterfüllung« und »Freizeit«.
Musikbrücke
»Freie Zeit« gar nicht erst aufkommen zu lassen, ist nicht davon abhängig, was man tut bzw. gerade noch tun kann!
Wichtig ist nur, dass man etwas tut! Dabei ist es jedoch notwendig, den bereits angesprochenen »Zwang«, das gewisse »Muss« tatsächlich zu verspüren!
Denn sich etwas vorzunehmen, um es dann gleich wieder umzustoßen, nur weil etwa das Wetter zum Faulenzen einlädt, oder die Lust zum Tätigsein gerade fehlt, das ist nicht jener Weg, mit dem man die »freie Zeit« wirklich besiegt!
Vielmehr ist es erst der direkte Verzicht auf das, was man im Moment vielleicht viel lieber gemacht hätte, der einem dann die echte »Freizeit« wirklich als kostbar empfinden lässt.