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Rubrik: Lesen statt Hören
09. Juli 2006

Gleichstellung für schwerhörige Menschen

von Gerhard Wagner

Moderation: Wie äußerst sich denn das, können Sie vielleicht ein paar Beispiele oder ein Beispiel nennen, wie äußert sich eine Barriere im Alltag, wie kann das sein? Wie können sich die Leute, die nicht schwerhörig sind, vorstellen wie so eine Behinderung im Alltag aussehen kann?

Hans Neuhold: Ich glaube, dass hier eigentlich der wundeste Punkt ist, dass einfach in all den vielen Jahren keine Aufklärung gemacht worden ist ? von wem auch immer nicht ? über die Dimension einer Schwerhörigkeit, was es heißt schwerhörig zu sein, zwar teilweise zu hören, aber nicht zu verstehen. Und es ist ungeheuer schwierig: Während ich das Blindsein durch Schließen der Augen, durch Verbinden der Augen zumindest simulieren kann, kann ich Schwerhörigkeit niemandem wirklich glaubhaft präsentieren. Denn diese frequenzabhängige Schwerhörigkeit fällt bei jedem Schwerhörigen anders aus. Und wenn ich heute zu einem Amt gehe und sage, dass ich schwerhörig bin, dann werde ich angeschrieen. Also genau das Verkehrte. Aber nicht aus Böswilligkeit heraus, sondern weil diese Person beim Amt gar nicht informiert ist darüber, wie man mit einem Schwerhörigen umgehen kann. Aber das müssen wir einbringen und das kann niemand von sich aus wissen.

Moderation: Vielleicht noch ein Beispiel aus eigener Erfahrung, das mir am letzten Wochenende passiert ist. Ich glaube, ich höre einigermaßen gut, ich war im Auto mit meiner Schwester unterwegs und wir sind auf der Autobahn gefahren. Sie ist vorne gesessen, und wenn sie irgendwas gesagt hat, habe ich durch diesen lauten Motorenlärm, durch dieses Geräusch da im Hintergrund nichts verstanden. Geht das oft so, dass wenn ein Nebengeräusch vorhanden ist, das uns vielleicht - in diesem Fall ist es mir aufgefallen ? manchmal nicht auffällt, dass das etwas Störendes ist?

Hans Neuhold: Es ist so, dass im Prinzip bei Schwerhörigkeit ? ob jetzt mit Hörgeräten oder ohne ? ein Störlärm immer das Verstehen weiter behindert. Aber genau diese Störlärm-Ausschaltung, wenn ich das so sagen kann, kann einerseits durch Technik passieren und kann zweitens durch Bauakustik passieren und auch durch Akustik der Räume passieren. Wenn ich ? und ich sage das jetzt ganz bewusst ? mit 130 km/h im Auto auf der Autobahn fahre, dann ist es so, dass ich perfekt höre, weil ? der Herr Sturmer sitzt bei Ihnen im Studio ? er hat mir eine Induktionsanlage in meinen PKW eingebaut. Das heißt, hier kann man einfach auch eine Hilfe machen wenn man das will und wenn man dazu in der Lage ist.


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