Inhalt:
.Goldene Biene bei deutschen E-Government-Sites
Anhand einiger BIENE-Preisträger der letzten Jahre werden Ausgangspunkte und Erfolgsfaktoren aufgezeigt, die über die Einhaltung technischer Standards weit hinausgehen...
Moderatorin, Eva Papst: Apropos Türen öffnen: Barrierefreiheit hat etwas mit Weitblick, mit Horizonterweiterung zu tun, und darum blicken wir auch ganz gerne über die Grenzen unseres kleinen Landes hinaus. Unser nächster Referent, den ich jetzt herzlich begrüßen darf, kommt aus Deutschland. Er ist kein ganz Unbekannter in der Branche: Es ist Jan Eric Hellbusch. Er ist nicht nur Buchautor und publiziert viel zum Thema Web, er hat auch einen sehr informativen und wertvollen Web-Auftritt, für alle jene, die da einmal schmökern möchten.
Er begleitet aber auch Relaunches von Webseiten und berät dabei. Und einige davon schaffen es dann ja auch in den Biene-Award.
Sein Thema ist heute: Goldene Biene der deutschen E-Government Sites. Vierzig Minuten inklusive Fragemöglichkeit. Wir werden ein kleines bisschen Verzug haben, weil wir ja ein paar Minuten später angefangen haben. Wir werden dann die Kaffeepause, die danach kommt, etwas verkürzen.
Jan Eric Hellbusch: Die Vorstellung hat Eva Papst schon gemacht, deswegen kommen wir gleich zum Thema: die Biene. BIENE steht für "Barrierefreies Internet eröffnet neue Einsichten" und ist ein Preis für barrierefreie Web-Auftritte, der seit 2003 an verschiedene Websites vergeben wurde.
Dieser Preis wurde 2003 nach Kategorien vergeben, zum Beispiel E-Government oder Kultur und im letzten Jahr nach Komplizität der Anwendung, da waren die Kriterien etwas anders.
In diesem Jahr wird es leider keinen Preis geben, weil die »Aktion Mensch« und die Stiftung Digitale Chancen, die diesen Preis vergeben, ein Forschungssemester eingelegt haben. Da geht es um Web 2.0: Welche Probleme stehen da genau bei diesen Themen an: Web 2.0, Ajax, wie auch immer. Die sind in den Reglementierungen für die Barrierefreiheit im Internet gar nicht so sehr erfasst.
Jetzt habe ich schon einmal die erste Folie übersprungen. Also, es gab ein paar Preisträger in den letzten Jahren, die wollte ich noch gerne aufführen, aber nicht so viele im Bereich E-Government. 2003 war es die Polizei in Nordrhein-Westfalen, die haben da einen sehr guten Job gemacht und haben sogar noch einen zweiten Preis ein Jahr später bekommen, für die Einbindung von Gebärdensprachfilmen.
2004 war es eine kleine, aber feine Seite des Integrationsfachdienstes in Hamburg, nämlich profil-hh.de. In 2005 hatten wir die ersten richtigen Kopf-an-Kopf-Rennen in diesem Bereich, zwei Landesportale: Einmal das Parlament, also der Landtag, in Nordrhein-Westfalen (www.landtag.nrw.de) und auch das Landesportal des Landes Baden-Württemberg - und beide haben eine goldene Biene gewonnen. Und 2006 ging der Preis in diesem Bereich, also eine goldene Biene nach Österreich. Diese Website, help.gv.at, wurde ja heute schon mehrfach erwähnt.
Ich kann leider nur zu zwei Websites wirklich was sagen, nämlich profil-hh und landtag.nrw, weil das die einzigen in diesem Bereich waren, in die auch ich ein bisschen Einblick hatte. Bei Barrierefreiheit geht es oft um... Entschuldigung, bei mir quasselt die Strippe[Anm: die ihm die Inhalte der Powerpoint-Präsentation ansagt] und ich kann nicht gleichzeitig zuhören und reden, also ich gehöre nicht zu diesen Leuten... Ich wollte gerne noch auf die besonderen Zielsetzungen eingehen, was die beiden Websites auszeichnet. Was man im Internet sieht, ist oft nur die Spitze des Eisbergs. Das ist quasi das Ergebnis und für die Barrierefreiheit. Vorher gibt es oft einen langen Prozess des Planens, des Codens, des Testens erforderlich. Und bei profil-hh.de kann man sagen, da hatten wir einen Mann, der das praktisch alleine programmiert hat, und der hatte sich wirklich zum Ziel gesetzt, die Semantik, die Standardkonformität zu erlernen anhand dieses Projektes und auch effizient umzusetzen. Und beim landtag.nrw, da war das Wissen sicherlich so vorhanden, aber das eigentliche Problem bestand in der eigentlichen Redaktion: Denn da gibt es ein verteiltes Redaktionssystem mit vielen Redakteuren. Und das Redaktionssystem selbst war überhaupt nicht barrierefrei in dem Sinn, also hat keinen barrierefreien Output geleistet.
Dieser Integrationsfachdienst in Hamburg ist kein Einzelfall, also diese Fachdienste, die gibt?s überall in Deutschland. Ich weiß jetzt nicht, wie viele, aber die gibt?s auch in kleineren Städten. Die vermitteln Jobs und hier in dieser Abteilung speziell für behinderte Personen, also war die Zielvorgabe des Fachdienstes schon einmal sehr gut: Die Website sollte barrierefrei sein. Das ist, denke ich, ein sehr wichtiger Punkt bei der Umsetzung der Barrierefreiheit, weil oft gibt es da nur vage Vorstellungen und entsprechend mit dem Programmierer haben die auch jemand gefunden, der das gerne auch umsetzen wollte.
Herr Hofer, den kannte ich übrigens vorher schon, der hatte zum Beispiel auf den Seiten des Norddeutschen Rundfunks erste Erfahrungen mit Barrierefreiheit gemacht. Da habe ich ihn auch unterstützt und deswegen kam er auch zusammen für diese Arbeit auf der Seite profil-hh. Ich denke, das ist auch immer ganz wichtig, wenn man sich selbst nicht ganz sicher ist, wie Barrierefreiheit wirklich aussieht.
Also die meisten Webdesigner da draußen, die haben wirklich nicht die Vorstellung, wie ein blinder oder wie ein sehbehinderter oder ein gehörloser Nutzer eine Information aufnimmt, wie ihre Hilfsmittel aussehen, wie ihre Fähigkeiten im einzelnen tatsächlich sind. Und ich kann das für mich auch nicht behaupten - also ich weiß zwar, wie man als Sehbehinderter surft und wie man als Blinder surft, aber als - ich sag einmal unter Anführungsstrichen - »Experte« kann ich durchaus auf entsprechende Quellen hinweisen. Und das war sicherlich für dieses Projekt auch hilfreich, also zumindest für den Herrn Hofer.
Und die Eigenmotivation des Entwicklers war vor allem die Effizienzsteigerung, HTML für die Inhalte und CSS für das Design. Er hatte sich zum Ziel gesetzt, das Handwerk und die Kunst im Webdesign wirklich noch einmal sozusagen fundiert zu erlernen.
Für den Landtag war der Ausgangspunkt etwas anders. Der Landtag, beziehungsweise das Land NRW stand Anfang 2005 vor einer Neuwahl. Vor der Wahl sollte es eine neue Webseite für den Landtag erstellt werden: neues Design, also quasi alles neu: Bei dieser Gelegenheit sollte auch eine Migration stattfinden und die Portierung der ganzen Inhalte von System A nach System B vorgenommen werden.
Da hat man gesagt, weil auch in Nordrhein-Westfalen eine Verpflichtung zur Barrierefreiheit für die öffentliche Hand besteht, dass diese Seite auch gleich barrierefrei sein soll. Im Zuge dessen bin ich damals als Mitarbeiter beim Projekt BIK dann involviert worden. Vorteilhaft war hier vor allem, dass der Wille zur Barrierefreiheit nicht von einzelnen Mitarbeitern alleine ausging, sondern dass die Direktion des Landtags des IT-Bereichs dies ausdrücklich gewünscht hat, was dann auch gewisse Freiräume lässt, anstatt eines Budgets von, ich sag jetzt mal, zehntausend Euro, was ein bisschen knapp bemessen ist. Für so ein Projekt hatte man durchaus [Spielraum], da konnte man variabel handeln.
So, das zur Vorgeschichte.
Ich möchte jetzt nur kurz auf ein paar Beispiele eingehen, was eigentlich so bedeutsam bei diesen Webseiten oder was bei diesen so umgesetzt wurde. Beide Seiten sind natürlich standardkonform, und es kommt sehr oft auf Kleinigkeiten an. Hier habe ich ein Beispiel mit einem Formular: Dieses Formular also sieht zumindest nach nichts Besonderem aus.
Natürlich wurde hier auf die Kleinigkeit geachtet, dass die Labels oder die Bezeichnungen für die einzelnen Formularelemente unmittelbar mit den Formularen verknüpft sind. Ich denke, das ist sehr wichtig, nicht nur für Screenreader, sondern auch für Mausnutzer. Man kann zum Beispiel auf den Text klicken und dann springt immer der Fokus in das Formularfeld. Das ist für viele Web-Entwickler, die mit Barrierefreiheit noch nichts zu tun haben, also eines der ersten Aha-Erlebnisse. Aber diese Genauigkeit wurde natürlich sehr stringent durch den ganzen Web-Auftritt umgesetzt.
Was auch sehr wichtig war, ist, dass die Navigation jetzt nicht alleine für normal Sehende optimiert wurde, dass man über Hintergrundfarben oder Vordergrundfarben die aktuelle Position dargestellt hat, sondern wir haben auch ausführlich getestet, wie das aussieht bei sehbehinderten Einstellungen, wie zum Beispiel eigene Farbdefinition: Da haben wir ein System entwickelt um diese Hervorhebung dann auch bei invertierten Farben beispielsweise, wie hier ... Normalerweise klappt das besser, vielleicht liegt das daran, dass ich heut morgen um vier Uhr aufstehen musste um hier zu sein. So, wo sind wir jetzt? Jetzt sind wir wieder richtig....
Ja, invertiertes Darstellen, ein sehr wichtiger Punkt bei Sehbehinderung. Viele Sehbehinderte sind eben blendempfindlich und wir haben natürlich alle Seiten auf diese Einstellung getestet und optimiert.
Diese Methode haben wir natürlich auch bei...
Ich weiß jetzt, woran das liegt. Ich habe normalerweise eine andere Tastatur! Die Tasten sind hier vertauscht....
So, diese Systematik haben wir natürlich auch beim landtag.nrw eingesetzt, wobei hier es deutlich komplexer war. Aber die Entwickler dort waren sehr wissbegierig und haben da sicherlich mit viel Arbeit ein vernünftiges System, sowohl auf der visuellen Ebene als auch auf der, also weiteren, visuellen Ebene für Sehbehinderte, als auch auf der Strukturebene für Blinde, die Navigation wirklich optimiert. Ich denke, die Navigation ist einer der wichtigsten Punkte bei der Barrierefreiheit, weil über diese Navigation kommt man eben durch die Inhalte eines Web-Auftritts.
Natürlich spielte die Semantik immer wieder eine sehr wichtige Rolle - Überschriftenstrukturen, ein ständiges Thema bei der Barrierefreiheit: Wie kommen Blinde und Sehbehinderte durch eine Website? Das wurde natürlich auch optimiert. Was wie eine große, fette Schrift aussieht, muss natürlich auch auf der Strukturebene als Überschrift ausgezeichnet werden um barrierefrei zu gelten. Und diese Überschriftenstrukturen haben wir weiter fortgeführt, weil die Überschriften selbst als wichtige Navigationsmöglichkeit für viele Nutzer genutzt werden können, vor allem auch Blinde, aber es geht auch in anderen Programmen, also zum Beispiel Opera, dass man über Überschriftenstrukturen durch eine Seite navigiert. Jetzt nicht über eine Website, sondern selbst die Seite und deren Strukturmerkmale sind wichtige Navigationsmöglichkeiten für bestimmte Behinderungsarten. Und so hat die Navigation auch eben - es ist hier vielleicht ein bisschen klein, also da steht H6, Hauptnavigation glaub ich - da sind so Zielpunkte, die ein blinder Nutzer beispielsweise direkt ansteuern kann.
Und natürlich, was auch sehr, sehr wichtig war bei allem - und hier geht es nicht nur um HTML-Seiten - ist die Bedienung mit der Tastatur. Hier sehen Sie ein Flash-Objekt. Teilweise mussten diese Dinge beim Landtag auch richtig neu programmiert werden, damit Tastaturnutzer überhaupt an die Inhalte kommen, an die Auswahlmöglichkeiten - hier geht es um das Auffinden der einzelnen Abgeordneten aus den verschiedenen Städten in Nordrhein-Westfalen.
Ja, das waren ein paar Beispiele, was wir da alles machen mussten. Natürlich geht das ewig weiter, man kann sehr viele Sachen zeigen, nur sollten schon die wichtigsten erwähnt werden.
Die Erfolgsfaktoren für die Auszeichnung mit einer Goldenen Biene sind bei beiden Projekten sicher ähnlich: Bei profil-hh kann man natürlich die Standardkonformität aufführen. Was wir da aber davor gemacht haben, bevor die Seite zur Biene eingereicht wurde: Wir haben das auch von anderen noch testen lassen, und zwar in diesem Fall von Projekt BIK. Die sitzen in Hamburg und bieten so einen Test an, der ist übrigens auch öffentlich zugänglich. Ich denke, so ein objektiver Test ist immer sehr wichtig bei der Barrierefreiheit, nach dem Prinzip »vier Augen sehen mehr als zwei«. Man steckt ja irgendwie doch immer in seinem eigenen Häuschen. Und dieser BIK-Test war seinerzeit der erste BIK-Test, der hundert von hundert Punkten ergeben hat, also hatte die Seite profil-hh sicherlich eine sehr gute Visitenkarte für die Biene-Ausschreibung.
Beim Landtag wie gesagt ist beides ähnlich. Beim Landtag war die HTML durchwegs in Ordnung, also auch die Überschriften und so weiter und so fort. Es wurden bestimmte Seiten natürlich auch ausgeklammert von der Prüfung, weil es hier um zwanzigtausend Seiten ging, die nicht alle portiert wurden. Also es gab ein bisschen Rest, der einfach nicht mehr gepflegt wird. Auch hier wurde ein BIK-Test durchgeführt, und zwar zum einen während des Projektes selbst: da haben die Seiten sehr schlecht abgeschnitten, aber da hatten wir auch eine schöne, lange To-Do-Liste, was wir alles noch besser machen konnten. Danach, nachdem die Seite öffentlich gegangen ist, wurden die Seiten noch einmal von BIK - also von BIK aus - getestet, öffentlich, und da hatten wir ja nicht ganz fünfundneunzig Punkte, was ein »Sehr gut« ergeben hätte, sondern vierundneunzig Komma fünf, aber für so eine große Website ist das durchaus in Ordnung.
Ein entscheidender Faktor bei landtag.nrw war: Wie kriegt man die Fehler des Systems, des Redaktionssystems, in den Griff? Und wie fängt man die Fehler der Redakteure ab? Da gab es sehr pfiffige Programmierer beim Landtag, die Routinen geschrieben haben.
Also nachdem die Redakteure etwas hineineingestellt, gespeichert haben, wurden diese Daten noch einmal geparst und nach typischen Fehlern gesucht. Diese Fehler wurden korrigiert und das, was der Nutzer am Ende sah, war eine Art bereinigte Eingabe. Das war sehr wichtig bei diesem Projekt, weil alleine das Redaktionssystem Tausende von Fehlern verursacht hatte.
So, ich denke, was auch ganz interessant ist, sind die Kosten. Okay, profil-hh zählt nicht wirklich, denn dies war ja wirklich low budget! Ich glaub, der Herr Hofer hat da weniger als tausend Euro für das Ganze gesehen. Allerdings handelte es sich nur um achtzehn Seiten. Siebzehn Seiten waren praktisch gleich, also vom Aufbau her, und die achtzehnte Seite hatte ein Kontaktformular. Ich denke, wenn Sie auf den Markt schauen, sind das gängige Preise, manchmal es ist erschreckend. Aber er hat es dafür gemacht und wurde auch dafür belohnt.
Ansonsten kann man nur sagen; Da er gute Vorarbeit geleistet hat, war die Nacharbeit auch sehr gering. Das ist sicherlich auch wichtig: Wenn man vorher ein bisschen mehr Hirnschmalz einsetzt, dann muss man danach weniger nachsitzen. Und er war natürlich sehr motiviert.
Beim Landtag sieht das dann natürlich ein bisschen anders aus. Für den kompletten Relaunch - Sieht man da etwas? - wurden 485 Personentage eingesetzt. Was nicht so sonderlich viel ist, denke ich einmal, vor allem, wenn man bedenkt, es ging nicht nur um ein neues Design, es ging auch um eine Migration von einem CMS zum anderen, Umstellung von PRP auf Java und so weiter und so fort, und da mussten die ganzen Inhalte auch noch portiert werden. Von diesen 485 Personentagen, sagte die Landtagsverwaltung, waren lediglich 25 alleine für die Barrierefreiheit und ich habe, glaube ich, zehn bis fünfzehn von diesen Personentagen dann selbst in Anspruch genommen.
Man sieht also, das Verhältnis ist nicht so dramatisch bei, ich sage einmal, ungefähr fünfzigtausend [Euro] Ausgaben für den Relaunch - steht zwar hier nicht auf der Folie, aber so ungefähr war es das - ist ein relativ geringer Teil für die Barrierefreiheit aufgewendet worden. Neben den Portierungs- und Migrationskosten gab es natürlich auch weitere Kosten: Es mussten einige Routinen entwickelt werden, wie gesagt, um Korrekturen vorzunehmen im Redaktionssystem. Diese waren relativ aufwendig und auch die Schulung der Redakteure hätte durchaus weiter gefasst werden können, denn da haben wir mit nur einigen wenigen Tagen nicht das Maß an Sensibilisierung erreicht, das für eine dauerhafte Barrierefreiheit erforderlich gewesen wäre.
Natürlich musste der Style-Guide neu geschrieben werden und so weiter und so fort, also diese ganzen Kosten der Barrierefreiheit, also die qualitätssichernde Instanz in Richtung Barrierefreiheit, die spielte bei all diesen Punkten eine Rolle. Und da muss man schon schauen, von der Designvorgabe bis zum Style-Guide, wo es Themen der Barrierefreiheit gibt. Also beim Design sind es vielleicht die Farben, beim Style-Guide ist es eben die Schreibweise für Akronyme oder Sprachwechsel.
Seit der Ehrung ist in beiden Fällen auch wieder - ich sage es gleich einmal vorweg - eine Art Verschlechterung festzustellen. Bei profil-hh wurden die Seiten einer anderen Agentur übertragen. Das liegt unter anderem daran, dass der erste Entwickler nicht mehr entwickelt, sondern jetzt einen andern Job hat, und die neue Agentur hat zeitweilig auch Layout-Tabellen online gestellt und derartiges mehr, also alles sehr böse, zumindest in der Barrierefreiheits-Szene. Und beim Landtag [war es] leider ähnlich. Durch Personalfluktuation war das Interesse gesunken, also die Projektmanager haben nicht mehr diesen Sinn für Barrierefreiheit gehabt, sodass bestimmte Sachen nicht mehr geprüft wurden: Es wurde nicht mehr geprüft, ob Alternativtexte für Bilder eingestellt waren, die Seiten validieren teilweise nicht mehr, also auch viele unwesentliche Dinge, die nicht beachtet wurden... Insgesamt macht es nicht mehr das Bild, das es einmal gemacht hat. Also, ich meine, diese Navigation, die sie vorhin gesehen haben, die funktioniert noch. Das finde ich persönlich sehr gut, aber manchmal fehlt da doch ein Alternativtext, so dass man nicht mehr genau weiß, was gerade dargestellt wird.
Zum Abschluss noch ein Zitat von einem der Entwickler, Jörn Hofer:
»Endlich können die Web-Entwickler auch einmal nachdenken.« Ich denke, aus seiner Warte war das ganz okay, er war vorher Entwickler und hat entwickelt, nach Vorgabe, nach - wie sagt man - also auf jeden Fall nach einer Vorgabe. Und bei der Barrierefreiheit, bei der Semantik, bei der Standardkonformität fühlte er sicherlich eine gewisse Kreativität, weil er sich überlegen konnte, wie beispielsweise ein Screenreader einen Inhalt am besten aufbereiten kann.
So, ich habe noch einen kleinen Werbeblock, falls Sie sich interessieren, aber ich denke, die Folien, die stehen dann auch zur Verfügung. Mir wurde am Anfang gesagt, wir sind spät dran... Ja, wir können noch diskutieren, wenn Sie mögen, ansonsten ist, denke ich, gleich auch Kaffee angesagt. Also ich sehne mich danach, muss ich ehrlich sagen.
(Applaus)
Eva Papst: Ja, vielen Dank, Jan Eric Hellbusch. Ich glaub, das ist für jeden, der hier beispielsweise als Vertreter einer Behörde da ist, oder eines anderen großen Web-Auftritts, ganz wichtig auch zu erfahren, wie gehen es denn die Leute an, wie machen die das. Nutzen Sie also doch noch die Gelegenheit bevor wir zum wohlverdienten Kaffee gehen und fragen Sie, wenn Sie Fragen haben.
Zuhörerin: In welchem Kostenbereich spielt sich so ein BIK-Test ab?
Jan Eric Hellbusch: Ja, der BIK-Test ist eigentlich gar nicht so teuer. Also zunächst einmal steht das Prüfverfahren online zur Verfügung, also Sie können es auch selbst erlernen. Und dann wäre es, also zumindest monetär kostenlos, aber klar, Sie brauchen ja noch die Zeit um das alles nachzuprüfen. Wenn Sie das von BIK prüfen lassen, hängt das maßgeblich von der Seite und vom Umfang ab. Also ein kleiner Test wird Sie sicherlich unter 1000 Euro kosten, zumindest in Deutschland. Ich weiß nicht, ob sie noch Preise für Österreich haben oder so etwas. Und bei umfangreicheren Seiten, ich sag einmal zwanzig Templates oder so etwas, da müssen Sie wahrscheinlich mit 2000 plus rechnen. Also ich glaub, ihre Preispolitik ist mittlerweile bei 100 Euro pro Seite.
(Transkription: Christine Schubert und Gerhard Wagner, www.freak-online.at)