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Rubrik: Lesen statt Hören
05. Juni 2005

Heil- und Hilfsmittel in der Inkontinenzversorgung von Menschen mit Querschnittlähmung

von Katharina Zabransky

Eine gute Versorgung mit entsprechenden Medikamenten und Hilfsmitteln kann wesentlich zu einer Erhöhung der Gesundheit und Lebensqualität beitragen. Die Unzufriedenhheit betroffener Personen mit der derzeitigen Versorgung ist groß, weil die Krankenkassen hier sparen.

Moderatorin Katharina Zabransky: Hallo und Willkommen bei Freak Radio sagt Ihnen Katharina Zabransky, heute wieder zu einer Sendung aus dem ORF-Kulturcafé zum Thema "Heil- und Hilfsmittel" in der Inkontinenzversorgung bei Personen mit Querschnittlähmung. Das ist ein relativ tabuisiertes Thema, es gibt einen großen Graubereich - auch was Information betrifft. Und ich möchte meinen Gästen, die auch wirklich gekommen sind zunächst Danke sagen. Und ich finde es beachtlich, dass man darüber auch spricht. Ich finde es auch wichtig, dass man darüber spricht, weil bei meinen Recherchen hat sich ergeben, dass viel Information nicht weitergegeben wird oder nicht existiert. Auch bei Ärzten oder Verantwortlichen, vielleicht auch im gesetzgebenden Bereich. Zunächst möchte ich meine Gäste vorstellen, oder ich bitte Sie, sich vorzustellen. Frau Eva Mazzolini, was sind Sie beruflich?

Eva Mazzolini: Ich bin Psychotherapeutin und habe auch mit Behinderten zu tun, die in meine Praxis kommen. Und das hat mich auch motiviert herzukommen, nicht nur mich zu vertreten, sondern auch die Anderen.

Moderatorin: Das heißt, Sie haben auch Erfahrung damit, wie es anderen geht damit. Frau Kornelia Götzinger, Hallo.

Kornelia Götzinger: Ich bin einerseits selbst betroffen, höre aber auch von anderen Personen, weil ich selbst sehr viel im Behindertenbereich zu tun habe, die Beschwerden über die derzeitige Inkontinenzversorgung.

Moderatorin: Da möchte ich zunächst mal erklären, worum es dabei überhaupt geht. Querschnittgelähmte Personen haben eine eingeschränkte Blasenfunktion und Darmfunktion, dafür gibt es die entsprechenden Hilfsmittel, sprich Einlagen, Windeln, Kathederversorgung. Und es gibt auch eine Versorgung mit Medikamenten zur künstlichen Darmentleerung. Die sind dann natürlich keine Hilfsmittel, sondern Heilmittel, die alle verschrieben werden könnten, von der Krankenkassa. Es gibt z. B. die Situation, die für mich absurd erscheint, das man am Weißen Hof - das ist ein Rehabilitationszentrum, in der Rehabilitation, auch was den Darm betrifft, versorgt oder eingestellt wird, so nennt sich das, allerdings mit Mitteln, die nachher von der Krankenkassa möglicherweise nicht bezahlt werden, die man also nicht bekommt.
Frau Mazzolini, könnten Sie da etwas dazu sagen?

Eva Mazzolini: Grundsätzlich bin ich eine der ersten Langzeitbehinderten, früher sind die Behinderten ja bald gestorben. Ich bin fast vierzig Jahre lang behindert. Und die Behinderten stellen sich gerne nach außen der Gesellschaft gegenüber dar: wir sind behindert, wir werden behindert ? ja, aber wir sind nicht krank. De facto ist es aber so, dass mit einer Querschnittlähmung sehr wohl eine Darmlähmung einhergeht. D. h., man würde elendiglich zugrunde gehen, wenn man nicht den Darm entleeren könnte. Um das auch zu koordinieren, beruflich und im öffentlichen Bereich, muss der Darm eingestellt werden, und das ist eine sehr lange Sache, der Darm ist eine sehr heikle Sache, das dauert ca. sechs Wochen. Und wenn man denkt, dass bei jedem Beipackzettel von Abführmitteln steht, dass man das ja nur begrenzt nehmen darf, kann man sich vorstellen, dass auf Dauer Abführmittel die Darmschleimhäute schädigen. Jetzt ist es so, dass man sich möglichst mit sanften Mitteln, Naturprodukten einstellen muss, zusätzlich muss man Lezikarbonzäpfchen nehmen, die relativ harmlos sind, um den Darm auch zu reizen, von unten. Jetzt ist die Sachlage so, dass z.B. die Nedawürfel, auf die man eingestellt wird, obwohl auch sogar die ein Sesamprodukt enthalten, das auch die Schleimhäute schädigt, aber doch wesentlich weniger als die herkömmlichen Abführmittel, die die Kasse bewilligt. Und diese Naturprodukte sind von der Kasse jetzt rausgenommen worden, d.h., wenn der Behinderte nicht das Geld aufbringen kann, oder sich persönlich bei einem Kassenarzt durchsetzen kann, dass er das bewilligt bekommt, wo jetzt viele Behinderte ja nicht einmal die Lezikarbonzäpfchen bewilligt bekommen, und das braucht wirklich ein Jeder ... - Ja, sonst muss er sterben, sonst gibt es einen künstlichen Darmausgang oder einen Darmverschluss. Das ist ein Todesurteil , und ich denke man kann ? Behinderte sind traditionsweise immer auf eine etwas andere, nicht nur direkte Art umgebracht worden, wie im NS-Regime, sondern beim Bauern sind?s halt in den Schnee gesetzt worden, das hat so eine Tradition gehabt, nicht. Und die Verweigerung von Hilfe ist auch ein Todesurteil, wenn der Behinderte die finanziellen Mittel nicht aufbringen kann, um sich zu versorgen. Genauso bei den Inkontinenzeinlagen, wenn man einen Dekubitus hat, weil man ständig feucht ist und sich nicht einmal eine Windel mehr leisten kann und einen Dekubitus kriegt. Erstens einmal sind die Folgekosten ja viel höher, ja, was man da an Verbandsmaterial braucht.


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