Heiße Eisen der Accessibility

 

Eva Papst: Wo beginne ich jetzt am besten? Ich glaube, dass man es so nicht machen kann, solange sich Webdesigner Nächte um die Ohren schlagen, um irgendwelche Hacks für zickige Browser zu machen. Wenn man gerade die Minderheit, wobei doch immer behauptet wird, dass Accessibility etwas für Minderheiten, also für behinderte Menschen ist, wieder diskriminiert, das widerspricht sich schon etwas.

Das heißt natürlich nicht, dass man jetzt auf alle Uralt-Versionen und für Screen-Reader, die eine Verbreitung von 0,02 Prozent weltweit haben, Rücksicht nehmen sollte. Aber ich denke, es ist schon auch wichtig, eine klare Linie zu fahren und zu sagen: Ja, wir müssen das auf dem Markt befindliche Produkt oder die Produkte verwenden.

Es ist der Webbereich für einen Screen-Reader-Anwender einer der vielen Bereiche, mit denen er klar kommen muss: Wenn er einen Job hat, indem er beispielsweise mit SAP arbeiten muss oder mit anderen Anwendungen, die, einmal vorsichtig formuliert, nicht optimal zugänglich sind, dann muss er ein Produkt oder einen Screenreader wählen, der genau mit dieser Anwendung perfekt zurecht kommt. Man sollte von ihm dann nicht verlangen, dass er sich extra für das Web noch einmal einen anderen Screenreader anschafft, nur weil der zu den 95 Prozent oder vielleicht in Deutschland, Österreich zu den 60 Prozent gehört und nicht zu den zwei oder drei oder fünf Prozent. Es ist auch so, ich vergleiche das immer ein bisschen bösartig mit den Verkehrsampeln, ich muss in diesem Zusammenhang auch prophylaktisch denken. Deswegen würde ich jetzt widersprechen zu sagen, Jaws 7.1 und nicht mehr zurück, kein Window Eyes, kein NVDA, kein Thunder Home, kein Hall, kein Supernova. Es gibt zig Screen-Reader und es gibt natürlich sachliche Gründe, da gebe ich dem Tomas Caspers voll recht: Lernresistenz oder mangelnde Update-Freudigkeit sollte man natürlich keinesfalls unterstützen, an einem Screen-Reader festzuhalten, wenn es zum Beispiel eine Spezialanpassung für diesen Nutzer gibt.

Ich denke, diese Einzelfälle sollte man nicht einfach so vom Tisch wischen, sondern sollte schon darüber nachdenken, ob man das nicht ein bisschen breiter fächern könnte.

Moderator: Ich habe gehört, da ist eine Frage im Publikum?

Zweite Frau aus dem Publikum: Ich habe das Gefühl auf der Entwicklungsseite, auf der Web-Seite gibt es ja viel Willen, zu entwickeln. Meine Frage ist: Gibt es das im Screen-Reader-Bereich, gibt es da auch eine ordentliche Lobby, die das vorantreibt und gibt es einen Austausch zwischen den beiden Gruppen?

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