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Rubrik: Freak Aktuell
28. Januar 2008

Heiße Eisen der Accessibility

 

Jan Eric Hellbusch: Das Thema ist durchaus problematisch. Ich selbst bin zwar überhaupt nicht betroffen, habe aber relativ viele Diskussionen in diesem Bereich erlebt und möchte einfach nur darauf hinweisen: Auf der einen Seite ist zumindest in Deutschland die Gebärdensprache eine anerkannte Sprache, also deswegen greift die WCAG Bedingung 14.1, dass Texte in der möglichst einfachen Sprache formuliert sein sollen.

Aber auf der anderen Seite findet man weder bei WCAG 1.0 noch bei WCAG 2.0 und entsprechend auch nicht in den Übersetzungen irgendwelche Hinweise, dass etwas in Sign Language oder eben in der Gebärdensprache auf einer Seite zu platzieren ist. Das ist ein sehr schwieriges Thema und ich denke, hier muss man auf die Gehörlosen und die Gehörlosenverbände setzen und da auch Kooperationen suchen.

Moderator: Tomas, die nächste Frage möchte ich direkt an dich weiterleiten, absichtlich auch ein bisschen provokant umformuliert: Welche Screen-Reader muss ich eigentlich unterstützen? Muss ich mich um jeden Schrott kümmern?

Tomas Caspers: Das ist eine gute Frage. Ich habe einmal ganz überspitzt gesagt, dass Jaws oder Netscape 4 unter den assistiven Werkzeugen ist. Das ist mittlerweile nicht mehr so, das ist in den letzten Versionen wieder um einiges besser geworden, also 7.1 war schon ein dramatischer Fortschritt zu 7.0.

Die Anwendung ist mit der Zeit auch komplett neu geschrieben worden. Die ganze Anwendung ist wirklich mehr oder weniger neu. 8.0 ist noch besser und 9.0 ist ja schon im Beta-Test: Wir stehen trotzdem - nach wie vor - vor der unangenehmen Situation, dass wir (ich hatte das mit Jan Hellbusch neulich gemeinsam getestet, da haben wir Datentabellen getestet) standardkonformen Code zum Beispiel in HTML 4 Spezifikation zwar vorne in den Screen-Reader hineinstecken können, aber nicht davon ausgehen können, dass hinterher etwas Brauchbares herauskommt.

Das ist leider so. Ich bin da gespalten, ob man als Entwickler wirklich aus lauter Rücksichtnahme auf ein Produkt, das sich selbst nicht an etablierte Standards hält, von den Standards abweichen sollte. Das muss im Einzelfall jeder für sich selber entscheiden, um es einmal vorsichtig auszudrücken.


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