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.Ich bin wie ich bin - Schwul und Behindert
Prominente wie Elton John und Alfons Haider haben es getan – sie bekennen sich offen zu ihrer Homosexualität. Nach Schätzungen sind bis zu 10% der Österreicher homo bzw. bisexuell orientiert. Oft sind sie Opfer von Vorurteilen. Wo aber fühlen sich Menschen zugehörig, die homosexuell und behindert sind?
"Bist du dir wirklich sicher?“
„Bist du dir wirklich sicher?“ oder „Das ist nur eine Phase“ sind oftmals erste Reaktionen auf ein Coming-Out. Im Gegensatz zu Heterosexuellen haben Homosexuelle das Gefühl sich für ihre „Veranlagung“ rechtfertigen zu müssen. Fühlen sich behinderte Menschen, die homosexuell orientiert sind sich einer Gruppe mehr zugehörig? Darüber spricht Christoph Dirnbacher mit seinen Gästen.
Erste Erkenntnis
In vielen Fällen spüren Homosexuelle schon in der Jugendzeit ihre Zuneigung für das eigene Geschlecht. Viele Jugendliche fühlen sich aber in dieser Phase allein gelassen. Eine Studie ergab, dass die Mehrheit der Selbstmorde unter Homosexuellen Menschen im Alter von 15-27 Jahren verübt wurde. Der im Rollstuhl sitzende Jungschauspieler Florian Jung war ebenfalls völlig verunsichert, als er sich mit 16 Jahren plötzlich für einen Schulkollegen interessierte. Ebenso entdeckten der schlecht sehende Peter Steinkellner und der lernbehinderte Wolfgang Orehounig im Jugendalter ihre Homosexualität und hatten die Panik nicht „normal zu sein“.
Ist es anders normal zu sein?
Homophobie ist in unserer Gesellschaft noch immer verbreitet. Insbesondere die Angst, wie Eltern und Freunde mit dem Geständnis umgehen belastet viele Homosexuelle Menschen. Florian Jungs Familie stand seiner Homosexualität zu Beginn abwertend gegenüber. Nach einem fruchtlosen Gespräch bei einem Lebensberater und seinem Beharren verbesserte sich die Situation. Peter Steinkellers Mutter tolerierte die Homosexualität ihres Sohnes nur ihm zuliebe. Ihn verletzte ihre grundsätzliche Intoleranz. Inzwischen hat sich das Verhältnis, jedoch wieder harmonisiert. Wolfgang Orehounig hatte Glück, seine Familie und seine Freunde standen hinter ihm.
Kombination Homosexualität und Behinderung
Alle drei sind sich einig, sich keiner Minderheit zugehörig zu fühlen. In erster Linie definieren sie sich als Menschen. „Die Behinderung sei dabei ein Zufall. Die Empfindung hingegen Veranlagung“, so Florian Jung. Im Schauspielmetier kennt er einige homosexuelle Künstler, aber er meidet die Szene. Aufgrund seiner Behinderung sei er auf ein Rollenbild festgelegt, das sehe er aber nicht als Diskriminierung. Peter Steinkellner ist sehbehindert und erzählt nur Leuten denen er 100%ig vertraut von seiner Neigung. Er findet es unfair, dass sich Homosexuelle Menschen für ihre sexuelle Einstellung rechtfertigen müssen. An der Szene kritisiert er vor allem die oft nicht barrierefreien Lokale.
Beratungsangebote helfen
Dass sich Prominente zu ihrer Homosexualität bekennen, kann zu mehr Toleranz in der Gesellschaft führen. Bekennt sich ein Idol zu seiner Neigung, kann das auch den strauchelnden Jugendlichen motivieren. Aber mehr als das wünschen sich die drei Betroffenen ein besseres Beratungs- und Aufklärungsangebot. Sie mussten sich alleine durch die Phase der Ungewissheit durchkämpfen.
In Österreich gibt es derzeit zahlreiche Beratungsstellen. Einerseits die Plattform: Anti-Diskriminierungsstelle, die gemeinsam gegen Diskriminierung vorgehen will. Anderseits die kostenlose und anonyme die Beratungsstelle Courage, die Hilfe in den Bereichen Beziehungen und Sexualität sowie Gewalt und sexuelle Übergriffe anbietet.
Peter Steinkellner wünscht sich altersgerechte Lehrbücher über Sexualität, die die Thematik Homosexualität nicht ausklammern. Wolfgang Orehounig fordert Institutionen für Menschen mit Lernbehinderung und möchte, dass diese in den homosexuellen Institutionen inkludiert werden. Die Toleranz gegenüber Homosexuellen hat sich verbessert, jedoch noch nicht ihre vollständige Integration in die Gesellschaft gebracht. Das ist Zukunftsmusik.
Diese Sendung steht zum kostenlosen Download zur Verfügung.