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Ich war dabei!
Festakt mit BSB - Prok. Mag. Karl Zechmeister, Leiter ÖBB Personenverkehr
für die Stadt Wien, - Dr. Sepp Rieder, Finanz- und Wirtschaftsstadtrat und Vizebürgermeister Stadt Wien, am Dienstag, 21.12.2004 um 15 Uhr
Als Mitarbeiter von Freak-Radio / ORF-Radio1476 war ich im Herbst 2002 bei der Pressekonferenz von ÖAR (Eduard Riha) und BIZEPS (Martin Ladstädter). "Wie barrierefrei ist der geplante Nahverkehrszug der ÖBB - Talent?".
Viele Probleme für Rollstuhlfahrer wurden damals schon zur Sprache gebracht (WC, Einstiegsprobleme). Anwesend waren u.a. auch der Pressesprecher der ÖBB der sich erst nach konkreter Anfrage vom damaligen Amtstausachverständigen der Stadt Wien Peter Groiss zu erkennen gab. Die Sendung zu dieser Pressekonferenz kann bestellt werden.
Über eine Metallrampe, die vom Zugführer bedient wird, da kein Zugsbegleitpersonal mehr mitfährt, konnte ich in den "Talent" einrollen. 2 Minuten sind für die Bedienung dieser Rampe zum Ein- und Aussteigen jeweils von der ÖBB vorgesehen. Zugfahrerinnen dürften allerdings ein Problem haben - 2 Teilsstücke der Rampe müssen händisch aus einem dafür vorgesehen Kasten im Triebwagen heruntergehoben werden und auch genau beim Ausstieg eingehakt werden. Mit einer akustische Verbindung mit Gegensprechanlage kann mit dem Zugsführer gesprochen werden, wenn man aussteigen will.
Das WC ist zwar geräumiger als in üblichen Zügen - Ich konnte zwar zur Waschmuschel - die Türe zum WC konnte allerdings nicht mehr geschlossen werden. Die Notdurft kann ich nicht verrichten, da der Wendekreis viel zu klein ist.
83 cm breit ist die engste Stelle um auf den vorgesehen Rollstuhlplatz zu gelangen - Haltegriffe fehlen noch.
Genehmigt ist eine Talentgarnitur für lediglich einen Rollstuhlfahrer.
Der Fahrkomfort ist allerdings beachtlich - sehr leise - Man merkt fast gar nicht ob man steht oder fährt. Mit Klimaanlage ist der Talent ebenfalls ausgestattet.
Sicherlich ein großer Fortschritt gegenüber den alten Schnellbahngarnituren - leider nicht für alle Rollstuhlfahrer.
Um tatsächlich barrierefrei mit der ÖBB zu reisen, müssten allerdings einheitliche Bahnsteighöhen in Österreich aber auch in der EU geschaffen werden. Bei 55cm kann man in den Talent ohne Stufe einsteigen (meist bei Hauptbahnhöfen). In Wien gibt es allerdings 3 verschiedene Bahnsteighöhen (ca. 10 cm und 20 cm Stufe). Es wurde noch berichtet, dass in Deutschland die Bahnsteighöhe hauptsächlich ca. 65 cm beträgt. Also dann umgekehrt - Eine Rampe für Rollstuhlfahrer zum Bahnsteig.
Beim Gespräch mit Vizebürgermeister Sepp Rieder und ÖBB Verantwortlichen war das Problem Barrierefreiheit wohl bekannt. Doch arbeitsplatzsichernde Maßnahmen der beteiligten Firmen schienen bei der Vergabe diese Grossauftrages im Vordergrund zu stehen. Auffällig ist, dass laut Angaben des Konstrukteurs der Talent in den 90er Jahren entworfen wurde.
Leider wurden keine Fachleute für barrierefreies Bauen aus Österreich zu Rate gezogen. Einiges hätte man trotz allem besser machen können..
Hublifte, (ähnlich wie Treffenlifter im Zuginneren montiert) könnten nachgerüstet werden (Eigentlich zwingend notwendig bei Notausstieg /55cm Höhe). Doch das ist bei einer Investition von ca. 300 Millionen Euro vom Land Wien zuviel verlangt?!
Artikel 7 unserer Bundesverfassung: "Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. Bund, Länder und Gemeinden"...
Zur tatsächlichen Barrierefreiheit im öffentlichen Nahverkehr ist es noch ein langer Weg...
Wenn es ein Behindertengleichstellungsgesetz gäbe, das auch die Barrierefreiheit für den öffentlichen Verkehr regelt, (drakonische Strafen) könnte langfristig Abhilfe geschaffen werden.
Technisch ist heute fast alles möglich - doch wie wichtig ist unserer Gesellschaft und den Entscheidungsträgern in Politik und Wirtschaft, diese Bevölkerungsgruppe zu integrieren und auch die nötigen Mittel dafür aufzubringen?