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Rubrik: Lesen statt Hören
06. August 2006

Im Gespräch mit Nina de Vries - Teil 1

von Katharina Zabransky

Der Grund dafür ist, meiner Meinung nach, dass für diese Menschen wirklich gar keine Möglichkeiten bestehen, Sexualität mit einem anderen Menschen zu erfahren, weil sie aufgrund ihrer "geistigen" Behinderung nicht in der Lage sind das, was wir eine Beziehung nennen, einzugehen und trotzdem Sexualität haben, Bedürfnisse haben, auch Unterstützung brauchen.

Musik: Björk

Martin Joppich: Wie bist du zu Deinem Beruf gekommen?

Nina de Vries: Ich sage immer, der Beruf ist zu mir gekommen. Das ist schon ein bisschen so ein abgenudelter Satz, aber eigentlich: ich empfinde das wirklich so. Also, es ist auf jeden Fall so, dass ich nicht entschieden habe, eines Tages: ich werde jetzt Sexualbegleiterin für Menschen mit Behinderung, sondern ich habe 1994 angefangen erotische Massage anzubieten für Menschen ohne Behinderung.

Ich habe eine therapeutische Ausbildung, eine Massageausbildung, noch in Holland genossen und habe mir das zugetraut aufgrund von meiner persönlichen Entwicklung und auch meiner Massagefähigkeiten - dass ich so etwas anbieten kann und es hat sich auch herausgestellt, dass mir das sehr gefallen hat. Und da sind dann einfach Menschen mit Körperbehinderung auch gekommen, zu mir gekommen für eine erotische Massage und dann hat sich das so entwickelt, dass ich mich immer mehr in diese Richtung begeben habe, dann kamen auch Menschen mit geistiger Behinderung. Ich habe die Neigung, wenn ich etwas gefragt werde, "ja" zu sagen.

Dadurch konnte ich immer wieder neue Erfahrungen machen. Und das heißt auch, dass ich neispielsweise im Fernsehen gewesen bin, weil ich "ja" gesagt hab. Ich bin im Radio gewesen, ich bin auf Kongresse gekommen, ich habe Workshops gehalten. Ich bin dann immer mehr gefragt worden, solche Sachen zu machen und habe das gemacht - und habe Erfahrungen gesammelt, einfach indem ich es getan habe. Auch mit Menschen mit einer schweren geistigen Behinderung zu arbeiten. -

Und habe darüber dann auch immer mehr geschrieben, sodass mittlerweile auch ein ziemlich reiches Infomaterial darüber entstanden ist. Aber wie gesagt, das ist alles entstanden aus Anfragen. Das ist nicht so gewesen, dass ich gesagt habe, das will ich jetzt werden.

Moderation, Katharina Zabransky: Nina de Vries schreibt auch zum Thema Sexualbegleitung. Sie hält Ausbildungen. Gemeinsam mit dem deutschen Psychologen Lothar Sandfort wurde der Begriff »Sexualbegleiterin« gefunden.

Martin Joppich: Gibt es eigentlich ein bestimmtes Erlebnis, dass dich dazu gebracht hat, mit Menschen mit Behinderung zu arbeiten?

Nina de Vries: Das sind allerdings immer Vermutungen. Ich glaube, dass niemand genau weiß, warum er dies oder jenes macht. Bei mir ist es auf jeden Fall so: Ich mache es und dann fange ich an, darüber nachzudenken, - also warum mache ich das jetzt eigentlich, was gibt mir das, oder was passiert dadurch bei mir?


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