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.Impulstagung "Barrierefrei - Karriere frei!"
Von der Zeitungsherausgeberin im Rollstuhl, über den sehbehinderten Manager bis hin zur gehörlosen Studienberaterin. Sie alle zeigen, dass Menschen mit Behinderung Karriere machen können. Über ihre Erfahrungen berichten sie im Rahmen der Impulstagung.
Die Impulstagung "Barrierefrei – Karriere frei!", befasste sich mit den Hindernissen, denen Menschen mit Behinderung in Bildung und Arbeitswelt oftmals begegnen. Anstatt nur Probleme zu wälzen, wurden hier auch Chancen aufgezeigt und erfolgreiche Beispiele präsentiert.
Vorrangiges Ziel der Tagung war es, "best practice" Beispiele aufzuzeigen. Gleichzeitig wurde erörtert, welche Rahmenbedingungen es braucht, um Menschen mit Behinderung den Zugang zu höherer Bildung und zum ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern.
Sich auf Augenhöhe begegnen
Ein "best practice" Beispiel, bei dem Menschen mit Behinderung absolut gewinnbringendam Arbeitsmarkt eingesetzt werden, stellt Jo Spelbrink vor. Das dänische IT-Unternehmen "Specialisterne" setzt aus eigener Initiative auf die Stärken ihrer zum Teil behinderten MitarbeiterInnen. Durch ihre geistige Besonderheit sind diese zu hoher Konzentrationsfähigkeit und Genauigkeit befähigt, brauchen aber spezielle soziale Rahmenbedingungen. Durch die optimale Ausrichtung der Firma auf die Bedürfnisse ihrer MitarbeiterInnen werden hohe Gewinne erzielt – auch die Firma Microsoft ist dort Kunde.
Studieren und Gehörlosigkeit: unvereinbar?
In ihrem Referat erzählt die Studentin und Bildungsberaterin Barbara Hager von ihrem persönlichen – nicht immer leichten – Weg als gehörlose Studierende und darüber, wie sich die Anzahl gehörloser MaturantInnen und AkademikerInnen erhöhen kann. Der Verein österreichischer gehörloser Studierender (VÖGS) ermutigt und unterstützt Betroffene, die ihren rechtlichen Anspruch auf Bildung geltend machen wollen.
Karrieren ohne "wenn" und "aber"
Viele Menschen mit Lernbehinderungen werden vorwiegend in "Behindertenwerkstätten" eingesetzt. Wie sozial wertend und kategorisierend die meist monotonen Arbeitsabläufe für Betroffene sind, weiß Wolfgang Orehounig aus eigener Erfahrung. Er selbst hat trotz Lernbehinderung, Karriere als Forschungsprojektleiter gemacht und widerlegt damit das gängige Klischee. Menschen mit Lernbehinderungen sollten nicht nur für manuelle Tätigkeiten eingesetzt werden. Mag. Tobias Buchner erläutert, wie es Menschen mit Lernschwierigkeiten gelingen kann, aus der "Falle" der Werkstätten auszusteigen und im primären Arbeitssektor Fuß zu fassen.
Der sehr persönlich gehaltene Vortrag des sehbehinderten Managers Mag. Julian Hadschieff zeigt einen einzigartigen rasanten Aufstieg, der ihm ohne seine Beeinträchtigung möglicherweise nicht gelungen wäre. Seine Zielstrebigkeit und sein Mut, machen Mag. Hadschieff zum Unternehmensführer und Gewinner eines Life Award. Der Topmanager ist überzeugt, dass Barrieren primär in den Köpfen existieren.
Auf Rechte pochen
Von der schwierigen und verbauten Arbeitswelt – so sieht sie jedenfalls für Menschen mit intellektueller Behinderung aus - berichtet Mag. Oliver König. Er schildert in seinem Vortrag, warum die UN-Konvention nach Gleichstellung von Behinderten und nicht Behinderten in der Berufswelt besonders in Österreich größere Aufmerksamkeit verdient hätte. Menschen mit intellektueller Behinderung seien zunehmend ‚Fortschrittsverlierer’, so attestiert König.
Journalismus und Behinderung
Christiane Link ist Journalistin und Herausgeberin einer deutschsprachigen Zeitung in London und sitzt im Rollstuhl. Sie berichtet von enormen Unterschieden darüber, wie das Bild von Behinderung und Professionalität im Arbeitsleben von Land zu Land variiert. Viele Menschen ohne Behinderung seien sich nicht darüber bewusst, zu welchen Leistungen Menschen mit Behinderung fähig seien. Die in Deutschland geborene Christiane Link beschreibt pointiert, wie es in der harten Welt des Journalismus möglich ist, vermeintliche Schwächen in Stärken zu verwandeln und die teils hochmütige Konkurrenz zu überholen.
Univ.-Prof. Dr. Fritz Hausjell präsentierte Zahlen zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung im Arbeitsfeld Journalismus. Von den vorbildhaften Zahlen Großbritanniens ist Österreich weit entfernt. Im britischen Empire ist der Anteil behinderter JournalistInnen ebenso hoch, wie der Anteil behinderter Menschen an der Gesamtbevölkerung. Momentan liegt er bei ca. 5%. In Österreich sind es laut letzten verfügbaren Erhebungen nur zwischen 0,6 und 0,8 %.
Resümee
Mag.a Dorothea Brozek plädiert in ihrer Abschlussrede für einen Sichtwechsel der Gesellschaft gegenüber Behinderung. Sie fordert bessere gesetzliche Rahmenbedingungen, damit auch behinderte Menschen "barrierefrei in die Karrierewelt" einsteigen können. Zudem braucht es nach Meinung der Behindertenaktivistin klare Anlaufstellen für Betroffene und keinen "Behördendschungel".