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Rubrik: Lesen statt Hören
11. November 2001

In guten wie in bösen Tagen

von Brigitte Schreiner

Freak-Radio: Das heißt: An zusätzliche Probleme haben Sie damals nicht gedacht?

Stefanie Lindner: Nein. Mein Mann ist gesund. Ich glaube, Behinderte werden von uns immer zu Behinderten abgestempelt. Da hoffe ich, dass es mir gelingt, ihm nicht das Gefühl zu geben, behindert zu sein.

Freak-Radio: Das heißt: Sie sehen es umgekehrt. So wie viele auch sagen: ,Wir werden mehr behindert als wir behindert sind." Würden Sie das dann so unterschreiben?

Stefanie Lindner: Ja, ungefähr. Ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen, weil ich es nicht so empfinde. Was mich am meisten ärgert, wenn mir die lieben Mitmenschen erklären: "Ich habe heute schon ihren Sohn gesehen." Dann frage ich immer: "Welchen, ich habe ja zwei?" "Na, den Blinden." Darauf sage ich: "Das ist mein Mann." Dann sind sie etwas betreten. Mir wäre allerdings lieber, wenn sie vorher das Hirn einschalten würden. Ich sehe mich trotz der acht Jahre Unterschied nicht als Mutter meines Mannes.

Freak-Radio: Das wäre ein gutes Thema für eine andere Sendung. Herr Zickler: Wie sehen Sie diese Situation? Sie haben eine Tochter? Das waren sicher Überlegungen: Wie schaffen wir das mit dem Kind?

Hans Zickler: Wir hatten schon einen Hochzeitstermin. Wir wurden, wie viele Andere auch, von der Schwangerschaft überrascht. Geplant war, nach der Hochzeit medizinisch abzuklären, ob wir Nachwuchs haben können. Wir gingen zu einem damals sehr bekannten Gynäkologen, welcher uns den Weg vorbereitete, medizinisch alls abklärte. Seine Aussage war: "Wir wissen aus der Literatur, dass einige Fälle gut ausgegangen sind." Dieses Pinkerl musste ich eben tragen. Es ist aber alls gut gegangen und wir sind sehr froh darüber, dass wir durch die Schwangerschaft überrascht wurden. Was wäre gewesen, wenn uns die Ärzte abgeraten hätten? So haben wir das Kind, zwei Enkelkinder und sind sehr froh darüber.

Freak-Radio: Haben Ihnen die Ärzte eher abgeraten?

Hans Zickler: Weder, noch. Wir wurden medizinisch gut betreut. Man sagte, wir können das Risiko eingehen. Wir wissen beide allerdings nicht, wie wir reagiert hätten, wenn die Frage nach einem Abbruch aufgetaucht wäre. Das ganze Leben ist ein Risiko, und man muss eben immer wieder einmal ein Risiko eingehen.

Freak-Radio: an Frau Mag. Judit Marte gewandt: Vielleicht noch einige Worte Ihrerseits zu diesen Konflikten: Sie setzen sich damit immer wieder auseinander. Sie sind ja beide auch politisch sehr bewusste Menschen.


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