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.Kaisermühlen-Blues, Teil 2
Der Kaisermühlen-Blues ist eine beliebte Fernsehserie. Ausgedacht hat sich diese Sendung und alle Menschen, die darin vorkommen, Ernst Hinterberger. Er hat übrigens auch den »Mundl« erfunden.
Das Vorbild für den »Fünfer«:
Ernst Hinterberger erzählt aus den Tagen vor dem Zweiten Weltkrieg: Wir haben nämlich in Margarethen einen gehabt, der hat geglaubt, er ist der Sechser, und er ist da über die Reinprechtsdorfer Straße gerannt und hat »Bimbim« gemacht. Das hat keinen Menschen gestört. Wie dann der Hitler gekommen ist, war er natürlich weg!
Er war Jude und zugleich ein junger Mann mit Lernschwierigkeiten. Deshalb ist es sehr wahrscheinlich, dass die Nazis (das sind die Hitler-Anhänger) ihn und vielleicht auch seine Mutter ermordet haben. Das war eigentlich das Vorbild für den »Fünfer«, Franzi Meierhofer.
Aber so etwas kann man ja im Fernsehen nicht bringen, meint Ernst Hinterberger: Das wird sofort abgelehnt und alle sagen: »Das ist doch schon alles vorbei, wir wollen doch lustig sein und das zieht doch runter! Nein das geht nicht!«
Ein Mann in der Sandkiste
Ernst Hinterberger erzählt auch noch von einem zweiten Vorbild: Ich habe einen Freund gehabt, der hat eine Blutung im Gehirn bekommen - und als er aus dem Spital zurückgekommen ist, war er wie ein fünfjähriges Kind. Davor war er Dachdecker. Dann hat seine Familie die Wohnung gewechselt, und er ist in einen Gemeindebau gekommen, der ihm fremd war. Und wie ein Kind ist er in die Sandkiste gegangen und hat sich mit den anderen Kindern gespielt. Darauf sind die Eltern zur Polizei gerannt und haben gemeint: »Da ist ein Kinderverzahrer« Aber dann haben die Leute erkannt: Der ist ja ganz normal. So ein Unfall kann auch mir jederzeit passieren. Jetzt kennt man ihn und jetzt wissen das die Leute dort in dem Gemeindebau, jetzt haben sie nichts dagegen, wenn er mit den Kindern spielt. Was soll er denn sonst auch machen?
Ernst Hinterberger ist froh, dass sich die Nachbarn mit seinem Freund jetzt gut verstehen.
Franzi und Sandra
Im Kaisermühlen-Blues lernt Franzi Meierhofer dann eine Rollstuhlfahrerin namens Sandra kennen.
Franzi sieht sie, als sie völlig verzweifelt auf einen Fahrtendienst wartet, der nicht gekommen ist. Ernst Hinterberger, der sich diese Handlung ausgedacht hat, hat wieder genau beobachtet: Oft müssen behinderte Menschen Wartezeiten bei Behindertenbussen in Kauf nehmen, die sich jeder andere niemals bieten lassen würde. Nicht selten kommt es auch vor, dass in den Zentralen der Behindertenbusse Fahrten einfach aus der Liste verschwinden, wegen Computerfehlern oder wegen anderer Gründe.
Es gibt also die Beispiele im Stich gelassener Rollstuhlfahrerinnen wirklich. Hilflos weiß Sandra nicht, wie sie nach Hause kommen soll. Da hilft Franzi sofort. Das ist der Beginn einer freundschaftlichen Beziehung zweier behinderter Menschen im Kaisermühlen-Blues.
Ernst Hinterberger erzählt über Sandra: Sie ist eine Studentin. Aber obwohl sie studiert und eine gescheite Frau ist, steht sie vor dem Gänsehäufel und kein Mensch kümmert sich um sie. Nur der »Deppate«, der »Trottl« fragt sie, was sie denn da macht und ob man nicht vielleicht irgendwie helfen kann. Denn die anderen gehen ja vorbei...
Birgit Linauer spielt die Rolle der Sandra. Sie erzählt über die Sandra und den Franzi: Meine Beziehung zu ihm ist eigentlich auch eine schöne. Er schiebt mich im Rollstuhl herum und ich übernehme Verantwortung für ihn. Ich schütze ihn, wenn Leute böse zu ihm sind. Das ist eigentlich eine sehr schöne Entwicklung. Wir sind gute Freunde und wir machen einfach Dinge gemeinsam und sind für einander da.
Franzi möchte auch eine Freundin haben
Dass Franzi schon lange auf eine Beziehung mit einer Frau wartet, erfahren wir von ihm, als er sich einmal mit seinem älteren Freund, Herrn Kudernak unterhält, weil man ihn gerade »Gspritzter« genannt hat.
Franzi: »Gspritzter was ist?«
Herr Kudernak: »Naja, Trottl halt...«
Franzi: »Franzi kein Trottl, Arbeiter, Mensch wie alle anderen auch! ... Wenn keine Frau Franzi, Franzi tot, aus!
Franzi keine Frau mehr brauchen!«
Tatsächlich erzählt Gerald Pichowetz, der Darsteller des Franzi, dass er wirklich einmal versucht, ins Wasser zu gehen, aber die Nachbarn retten ihn.
Franzi ist sehr beliebt
Doch nicht nur im Fernsehen mögen die Leute den Franzi im Grunde, auch in Wirklichkeit ist er sehr beliebt. Das erzählt die Schauspielerin Birgit Linauer (Sandra): Als der Film gedreht wurde, waren die Kinder ganz verrückt nach ihm. Man hört immer »Franzi, Franzi!«, wenn er irgendwo ist. Das finde ich sehr schön.
Nach 65 Sendungen ist der Kaisermühlen-Blues nun abgeschlossen: Ernst Hinterberger ist sehr froh, weil er für das Schreiben des »Kaisermühlen-Blues viel Zeit gebraucht hat: Jetzt schreibt er Krimis und hat mehr Zeit für andere Dinge.
Sendungsverantwortlich: GW,KaZ