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Rubrik: Lesen statt Hören
03. April 1997

Kultur bis Unkultur

von Dorothea Brozek

O-Ton: Hintergrundgeräusche von sich unterhaltenden Menschen
:Kornelia Götzinger: Es ist sehr eng, voll Menschen....Entschuldigung, dürfte ich nur kurz vorbei, danke....Tschuldigung...danke....

Text, Gerhard Wagner: An stark frequentierten Tagen, wie an dem des Probebesuchs, ergibt sich noch ein weiteres Problem:

Kornelia Götzinger: Sehr störend habe ich gefunden, dass sich die Massen vor der Türe aufhalten und dadurch muss man sich als Rollstuhlfahrer wirklich bis zu dieser besagten Rollstuhl-Türe durchdrängeln. Und es ist nicht leicht.

Gerhard Wagner: Und man sieht es auch nicht?

Kornelia Götzinger: Man sieht es an und für sich nicht, weil es nicht gekennzeichnet ist, es fehlt also an der Glocke das Rollstuhlzeichen und an der Türe auch.

Text, Gerhard Wagner: Der Hauptkritikpunkt von den betroffenen Kinobesuchern ist aber, dass im nunmehr zum zweiten Mal innerhalb von fünf Jahren umgebauten Apollokino noch immer nicht alle Säle auch für behinderte Kinobesucher zugänglich sind. Dazu DK Werner Sogl:

DiplKfm Werner Sogl: Ich weiß nur eines: Wir haben Rollstuhlplätze in den ersten sieben Sälen, wobei ich nicht weiß, ob es lückenlos ist, ich muss es ganz offen sagen!

Text, Gerhard Wagner: Zwar sind gegenüber dem Zustand davor auch zwei weitere Säle des Altbaus zugänglich, aber vier überhaupt nicht für Rollstuhlfahrer, und für Kornelia Götzinger wie für alle anderen bedeutet das, dass sie nach dem Kauf der Eintrittskarten wieder ins Freie müssen, über eine relativ steile Gasse zu einem Nebeneingang:

Kornelia Götzinger: Und dann hat man mich gebeten, wieder heraus aus dem Kino zu gehen und über die Kaunitzgasse über einen nicht leicht zu findenden zweiten Eingang hineinzugehen.

Gerhard Wagner: Wie lang ist die Fahrtzeit und wie sieht dieser Weg aus?

Kornelia Götzinger: Fünf Minuten und sehr sehr steil. Ich muss dazu sagen, mit einem Elektrorollstuhl würde es gehen, aber mit einem Handrollstuhl tut man sich schon sehr schwer, wenn man nicht sportlich unterwegs ist.

Text, Gerhard Wagner: Dabei ist das Apollokino für behinderte Menschen vergleichsweise gut ausgestattet: Die Initiatve für behinderte Menschen BIZEPS beispielsweise kritisiert, dass in den letzten Jahren immer mehr Kinos so umgebaut wurden, dass sie für behinderte Menschen nicht mehr benutzbar sind. Und zwar nicht immer wegen baulichen Schwierigkeiten, sondern oftmals aus Sorglosigkeit gegenüber den Bedürfnissen von vielen Rollstuhlfahrern. Zwar sind durch die Wiener Bauordnungund das Veranstaltungsgesetz schon Verbesserungen erzielt worden, Zustände wie in Österreich seien aber beispielsweise in den USA undenkbar, weil die Betreiber im Falle einer Diskriminierung mit hohen Strafen zu rechnen hätten, sagt BIZEPS. Dieses Argument hat die Sensibilität gegenüber behinderten Menschen dort enorm geschärft. Beispiele wie die Stufen in der Bar oder die Zumauerung von ebenen Eingängen in anderen Kinos würden dann von selbst unterbleiben.


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