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Rubrik: Lesen statt Hören
03. April 1997

Kultur bis Unkultur

von Dorothea Brozek

(O-Ton: Murmeln von Leuten im Hintergrund
Männliche Stimme: Wenn Sie einen "Voll-Black" erleben wollen, dann müssen Sie über diese zwei Stufen hinauf.
Kornelia Götzinger: Ja danke!
Animationsstimme: Hier spricht der Kommandant. Torpedoalarm....

Text, Gerhard Wagner: Kornelia Götzinger sitzt in ihrem Rollstuhl auf der Bühne, nur dort bekommt man alles hautnah mit...
:O-Ton: im Hintergrund U-Boot-Geräusche)
Kornelia Götzinger: Jetzt bin ich gerade auf einer Rüttelplatte, der ganze Rollstuhl zittert. (U-Bootgeräusche)
Animationsstimme: Schnallt Eure Ärsche fest! ...Vier.. .drei...zwo... eins... (Explosionsgeräusch)
Kornelia Götzinger: (macht Geräusche, während sie offensichtlich geschüttelt wird): Hilfe, ich hab Angst (lacht)
Animationsstimme: Schadensmeldung an Brücke!
Männliche Stimme: Die Kollegen helfen Ihnen dann gerne!

Text, Gerhard Wagner: Die Kollegen helfen Ihnen dann gerne. Was der nette Billeteur hier sagt, ist es gerade, was die Betroffenen im Rollstuhl oft ärgert: Die neu errichtete Erlebnisbar, die an sich zwar zugänglich ist, aber im interessantesten Erlebnisteil trotzdem zwei Stufen aufweist, macht Leute im Rollstuhl von anderen abhängig, nimmt ihnen die Autonomie. Die Bauordnung spricht in Paragraph 106a/lit7 zwar von einzelnen Stufen "nur in begründeten Ausnahmefällen", aber begründen lässt sich viel. Auch Kornelia Götzinger sieht das so, auch wenn Sie mit anderem zufrieden ist.

Kornelia Götzinger: Positiv überrascht war ich vom Personal, das doch eine Schulung gehabt hat, soweit mir scheint. Ich habe mich nicht unsicher gefühlt, wie mir der Herr in die Erlbenisbar geholfen hat. Allerdings sind die zwei Stufen unnötig. Man hätte dort eine schöne Rampenkonstruktion einbauen können.

Text, Gerhard Wagner: Angesprochen auf die Kritik der behinderten Kinobesucher verweist Diplomkaufmann Werner Sogl von der Wiener Holding, die zur Hälfte an der Betreibergesellschaft des Apollo-Kinos beteiligt ist, auf Verbesserungen:

DiplKfm Werner Sogl: Wir haben eine gesonderte Eingangsklingel angebracht, damit sich der Behinderte, der ins Foyer kommen möchte, melden kann. Es kommt dann ein Billeteur, der ihm bei der weiteren Abwicklung behilflich ist.
Es ist aber zweifellos so, der Einbau dieser Kinosäle im Apolokino bautechnische Probleme mit sich gebracht haben...

Text, Gerhard Wagner: Doch auch diese Maßnahmen entsprechen nicht den Bedürfnissen der Betroffenen, die sich einen ebenen freien Einbau wünschen. Zwar wird nach Angaben von DK Sogl an einen eventuellen Einbau eines zweiten barrierefreien Zugangs geplant, doch der derzeitige Eingang des neu eröffneten Apollokinos ist auch für Kornelia Götzinger unbefriedigend:

Kornelia Götzinger: Die Beschilderung fehlt, dadurch sieht man nicht, wozu die Glocke da ist. An der Türe ist auch kein Behindertenzeichen. Und man muss auch zwischen fünf bis zehn Minuten warten, bis jemand kommt.


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