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Rubrik: Lesen statt Hören
30. November 2008

Magazinsendung: Ohne Pannen in die Arbeitswelt

von Alexandre Laloux

Valerie Kattenfeld, Sprecherin: Ansonsten ist David sehr engagiert und trotz seiner „privilegierten Stellung“ bestrebt, mindestens genauso viel zu leisten, wie seine Kollegen.

Karin Simonitsch, Leiterin Marienapotheke Wien: Ich finde das großartig, dass er einen besonderen Kündigungsschutz hat, wobei er nie daran gedacht hat. Er hat immer gedacht, er muss alles genauso schnell wie Hörende - und gleich verstehen und gleich alles auf einmal machen. So: “Rom ist an einem Tag erbaut worden“.

Valerie Kattenfeld, Sprecherin: Eine Behinderung ist für die Leiterin der Marienapotheke aber kein Grund für eine Sonderbehandlung.

Karin Simonitsch, Leiterin Marienapotheke Wien: Und ich habe meine Mitarbeiter gebeten, ihn nicht schonender als jeden anderen Lehrlingen zu behandeln - weil das einfach ihm nicht gerecht würde, denn er hört nicht, aber das ist auch schon alles. Also, er wird auch kritisiert. Er wird gelobt - eben mit anderen Mitteln. Aber er wird deswegen nicht schonender, oder wie ein rohes Ei behandelt.

Valerie Kattenfeld, Sprecherin: Ganz im Gegenteil, von David wird sogar ganz schön viel erwartet. Die Zukunftsvisionen von Karin Simonitsch zeugen von Vertrauen und Optimismus.

Karin Simonitsch, Leiterin Marienapotheke Wien: Irgendwie ist es immer ganz klar, dass ein Lehrherr seinem Lehrling sehr viel mitgibt: Wissen und eine Ausbildung. Und wenn sie sehr jung sind, wenn sie mit fünfzehn kommen, dann ist das irgendwo auch eine Persönlichkeitsbildung. Aber bei uns ist dieser Fall sozusagen - der David ist schon über zwanzig - dass ich auch von ihm gerne etwas hätte: nämlich seine Kultur, die Gebärdensprache. Das wäre auch ein Wunsch von mir: dass wir vielleicht... - weil wir ja hier in der Praxis auch ein bisschen arbeiten. - Dass wir uns gerne beteiligen würden, wenn man neue Gesten für bestimmte pharmazeutische Begriffe entwickeln könnte. Wir würden uns da gerne zur Verfügung stellen. Denn im medizinischen Bereich gibt es ungefähr schon dreihundert Gesten, mit denen man sehr viel mitteilen kann. Aber in der Pharmazie gibt es noch kaum welche.

Valerie Kattenfeld, Sprecherin: So positiv die Erfahrungen von David Iberer und Karin Simonitsch sich auch anhören, funktionieren kann die Integration in einem Unternehmen nur dann, wenn alle Beteiligten voll dahinter stehen und davon profitieren.

Karin Simonitsch, Leiterin Marienapotheke Wien: Es braucht Zeit, man kriegt etwas dafür. Wobei es nicht so ist, dass man das abschätzen kann. Also, ich kriege das und dafür gebe ich das. Das kann man im Leben irgendwie nicht tun. Aber nur karitativ tätig sein wollen bringt auch nichts, denn man muss ihm ja auch Perspektiven bieten. Also, dass man ihn irgendwohin setzt und ihn dann „vor sich hin dümpeln“ lässt. Man muss den Willen haben, ihn auszubilden - mit den Möglichkeiten, die gegeben sind. Und wenn man das nicht schafft, dann soll man es lieber nicht tun.


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