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Rubrik: Freak-Science
10. Dezember 2008

Menschen mit Behinderung im Journalismus

von Transkription des Vortrags von A.o.Univ.–Prof. Dr. Fritz Hausjell

Was eigentlich fast prototypisch ist – diese Erfahrungen, aus Deutschland, sind auch auf Österreich anwendbar. Bis hin zu dem vielen Kopfschütteln, dass wir vor mehr als fünf Jahren geerntet haben. Wir haben mit dem integrativen Journalismuslehrgang 2001 begonnen. Das ist inzwischen schon sieben Jahre her und wir haben damals Kopfschütteln geerntet. – [Für die Behauptung] dass das ein sinnvolles Projekt ist! Ob wir da Menschen nicht etwas antun? Ob wir sie nicht in Bereiche „locken“, die sie eigentlich gar nicht wollen? Das ging bis hin zu Formulierungen wie diesen. „Ob wir uns dieser Verantwortung bewusst sind, dass wir hier Menschen etwas quasi versprechen, was aufgrund der natürlichen Gegebenheiten eigentlich nicht möglich ist!“ Manche dieser Menschen - glaube ich, denken heute anders darüber, aber es gibt nach wie vor genügend Personen, die ähnlich denken, wie vor 7 oder 8 Jahren. Das hat natürlich damit zu tun, dass solche gesellschaftlichen Veränderungsprozesse grundsätzlich zäh sind und auch nicht nur Barrieren im Kopf sind, sondern in einem zeitlichen Rahmen passieren - etwa auch bei schwierigen ökonomischen Verhältnissen. Gleichwohl wir die bis vor kurzem im Journalismus nicht hatten.

Die letzte große Krise im Journalismus war im Jahr 2000/2001. Danach schien eigentlich der Rahmen ganz gut [zu sein] und wir waren optimistisch. Heute sehen wir wieder deutlich andere Verhältnisse. Aber ich glaube auch, dass man sich von diesen kurzfristigen konjunkturellen Schwankungen von einem langfristigen Vorhaben nicht beirren lassen darf!

Der spezifische Zugang zum Journalismus, die Frage: welche Ausbildung brauche ich dafür, ist in Österreich kaum geregelt. Sie können heute in diesen Beruf mit ganz unterschiedlichen Anforderungen einsteigen. Deutlich ist freilich die Tendenz, dass sie zumindest eine abgeschlossene Mittelschule aufweisen sollten. Aber zwingend ist das nicht. Die Tendenz geht in Richtung Universitätsausbildung, aber auch das ist nicht zwingend. Typisch ist eher das abgebrochene Universitätsstudium. Es gibt inzwischen eine etwas breitere Vielfalt – zwei Journalismus FHS, eine in Graz und eine in Wien. Es gibt auch eine berufsbegleitende sozialpartnerschaftlich organisierte Ausbildung durch das Kuratorium für Journalistenausbildung. Es gibt interne Ausbildungen in einzelnen Medienunternehmen, aber nur für jene, die den Zugang zu diesem Medienunternehmen schon gefunden haben offen steht. Diese Praxis ist zugleich ein Vor- und Nachteil. Ein Vorteil überall dort, wo sie etwa, wenn Sie es vergleichen in der Bundesrepublik Deutschland einen höheren Akademisierungsgrad im Journalismus finden. Wenn wir in die Schulen schauen, sehen wir, dass Menschen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen im Regelschulsystem - zumeist nicht so weit kommen, wie andere. Dann sinken natürlich tendenziell die Chancen, wenn das Akademisierungserfordernis im Journalismus hoch ist. Wenn ich dem begegnen will muss ich entsprechende Fördermaßnahmen setzen, die ungleich früher ansetzen als am Ende des Studiums. Abgesehen davon, dass es natürlich bildungspolitisch ohnedies eine Zielsetzung sein muss, Chancengleichheit zu erreichen. Aber, wenn ich mir die Situation  bei uns im Institut ansehe- in dem etwa derzeit 7000 aktuelle [Student/Innen] das Fach Publizistik und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien [absolvieren] – Ich achte seit vielen Jahren sorgfältiger darauf, wer mir im Haus begegnet: Es sind immer einzelne, wenige Studierende, die eine offensichtliche Beeinträchtigung haben. Das ist mir schon seit sehr vielen Jahren klar und ich bin mir bewusst, dass das eine denkbar schlechte Voraussetzung dafür ist, dass im Beruf des Journalismus Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung herrscht. Denn wir bilden strukturell viel zu wenige aus, als dass es da zu einem Druck käme. Das haben wir einigermaßen geschafft mit der Feminisierung! Etwa 70-80% unserer Absolventen sind mittlerweile Frauen. Die haben mit dafür gesorgt, dass wir heute deutlich andere Frauenanteile in den Redaktionen haben. Auch wenn wir bei Weitem in den meisten Bereichen noch nicht bei 50% sind.


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