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Rubrik: Freak-Science
10. Dezember 2008

Menschen mit Behinderung im Journalismus

von Transkription des Vortrags von A.o.Univ.–Prof. Dr. Fritz Hausjell

Fritz Hausjell, Kommunikationswissenschafter Universität Wien: Ja, ich vermute dass der Anteil bei ZDF, bei ARD, bei ORF ähnlich niedrig liegt. Wir haben ihn nicht ermittelt, wir kennen ihn nicht. Aber ich kann ihn nur für die österreichischen Tageszeitungen nennen und dort liegt er - mit gewissem Bauchweh auch gesagt - bei 0,6 bis 0,8 Prozent. Wobei das nur jene Unternehmen sind, die an der Befragung mitgemacht haben. Deswegen - sage ich - das waren zwar etwa sechzig Prozent der Unternehmen. Aber wenn die vierzig Prozent die nicht mitgemacht haben, das auch aus dem Grund getan haben, weil sie für die Befragung schon gar kein Verständnis mitgebracht haben und möglicherweise alle bei Null liegen. Dann reduziert sich dieser Wert auf 0,4 Prozent herum. Diese Zahlen sind sehr wage. Es gibt für die USA gleichwohl auch keine sehr verlässlichen - es gibt eine verlässliche Studie aus dem Jahr 1990. Die bei einem Wert von 0,9 oder 1,2 auch liegt. Die lange Jahre eigentlich die Vorreiter waren. Auch durch die entsprechenden Maßnahmen, durch die entsprechenden Gesetze. Leider gibt es in der Politikwissenschaft und in der Medienwissenschaft in den USA keine jüngeren Studien dazu. Ich hoffe, dass da bald etwas kommt. Vielleicht da, ad hoc dazu: Unser Fach, also mein Fach ist in diesem Bereich erstaunlich - und ich verwende bewusst diesen Begriff - blind. Ja? In dem doppelsinnigen Sinn, weil ich Sehbeeinträchtigte nicht für blind halte - ich halte viele Sehende für blind, in diesem Sinn. Weil sie kein Bewusstsein dafür haben, dass das eine relevante Fragestellung ist. Ich war sehr erstaunt als wir mit unserem Forschungsprojekt vor drei Jahren bei einer ganz normalen Fachtagung dies als innovatives Projekt eingebracht haben und, zwar nur knapp aber immerhin, gescheitert sind. Und wenn ich mir überlege, was alles dann im endgültigen Tagungsprogramm aufgeschienen ist, was zum hundertsiebenundzwanzigsten Mal in der dritten Variante das Gleiche geboten hat. Da war ich - ich konnte eigentlich nur mehr diesen Schluss daraus ziehen, dass es hier ein mangelndes Problembewusstsein gibt. In diesem Feld ganz, ganz offensichtlich. Und ich will es nicht überspitzen mit dem, aber: Der letzte Fachvertreter in unserem Bereich hat sich etwa 1950 zum Thema Behinderung und Journalismus geäußert. Und das war ein katastrophaler Satz, nämlich: Jemand, der Journalist werden will, der muss gut bei Fuß sein.


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