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.Michael Kurz: Der Radfahrer auf Skiern
Michael Kurz wird bei den paralympischen Winterspielen in Vancouver von 12. bis 21. März 2010 in allen nordischen Disziplinen starten: In Biathlon und im Langlauf hat er fünf Mal die Chance auf Gold, Silber oder Bronze. Die größten Chancen auf eine Medaille rechnet er sich in seiner Paradedisziplin 20 km Sprint aus.
Früher war Michael Kurz Radprofi. Er war Staatsmeister im Mountainbiken und Bergfahren. Um auch im Winter fit zu bleiben, bestritt er Skitouren. „Das hat sich bei mir einfach angeboten. Ich wohne in den Bergen und bin gerne auf Skiern unterwegs“, erzählt der 36-jährige Sportler. Eine Skitour-Abfahrt veränderte 1999 sein sportliches Leben: Bei der Skitouren-WM in Frankreich stürzte er - zwei Halswirbel brachen. Seitdem hat er eine inkomplette Querschnittslähmung. „Ich kann gehen, aber einige Muskelpartien funktionieren nicht. Ich kann beispielsweise den linken Fuß nicht heben“, beschreibt er seine Behinderung.
Sport als Medizin
Er hat sich bei einem Sportunfall verletzt, und der Sport hat ihn gleichzeitig gerettet. Ohne Sport hätte er seine Beweglichkeit, seine körperliche Leistungsfähigkeit bei weitem nicht so schnell wieder zurückgewinnen können. „Der Sport hat mich vor einer Krise bewahrt“, sagt Michael Kurz. Nach der Rehabilitation fuhr er wieder Radrennen – nun halt im Behindertensport. 2003 und 2005 gewann er die Europacup-Gesamtwertung. Bei den paralympischen Sommerspielen in Athen 2006 erreichte er den 5. Rang im Straßenrennen und den 6. Platz im Zeitfahren. Doch dann beschloss er, das Radrennfahren aufzugeben. „Wegen meiner Kinder. Das Training und die vielen Reisen im Sommer wurden mir zu zeitintensiv. Die Sommerferien gehören jetzt meiner Familie“, erklärt Michael Kurz. Seine drei Kinder sind zwischen fünf und zwölf Jahre alt. Seine Leidenschaft zum Sport teilen sie mit ihm. Die ganze Familie ist oft in den Tiroler Bergen unterwegs.
Paralympisches Feeling
Parallel zum Radfahren hat Kurz auch Langlauf und Biathlon wettkampfmäßig betrieben. Seit 2002 bestreitet er Rennen im Langlaufweltcup. 2009 gewann er bei der Weltmeisterschaft in Finnland eine Bronzemedaille in 10 km Langlauf, 2003 Silber und Bronze in Langlauf und Biathlon. Nur eine paralympische Medaille fehlt ihm noch. In Turin 2006 schrammte er knapp an den Medaillen vorbei. Dass die paralympischen Spiele in Vancouver stattfinden, freut ihn ganz besonders: „Kanada ist ein Traumland mit freundlichen Menschen und einer offenen Gesellschaft.“ Es ist die Atmosphäre bei den Spielen, die ihn reizt. Das beginnt schon bei der Eröffnungsfeier: „Es ist ein ganz besonderes Gefühl, als Sportler ins Stadion einzumarschieren. Zehntausende Menschen schauen mir zu. Da bekomme ich jedes Mal eine Gänsehaut.“
Diese Gänsehaut möchte er auch in Sotschi, bei den nächsten Spielen im Jahr 2014, noch spüren. „Wenn es meine Gesundheit zulässt“, schränkt er ein. Durch die intensiven Belastungen würden Körperpartien, die ohnehin schon beeinträchtigt sind, noch mehr beansprucht werden. „Sport ist gesund. Aber wir betreiben Spitzensport. Das ist eine Gratwanderung.“
Aktuell: In Vancouver hat Michael Kurz leider keine Medaille gewonnen. In seiner Paradedisziplin 20 km Sprint erreichte er den 6. Platz.
Dieser Beitrag ist im Rahmen des Projektes "Lebens- und Arbeitswelten" erschienen.