Seitenanfang:

Link zum InhaltLink zum MenüLink zur Suche

Inhalt:

Rubrik: Lesen statt Hören
14. November 2004

"Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen VertreterInnen von Sondereinrichtungen und BefürworterInnen von Integration?

von Walter Lindner

Irene Gebhardt:Gerne. Das Prinzip der Sonderschule ist das, dass es neun verschiede Sparten von diversen
Sonderschuleinrichtungen gibt. Das ist die Sparte allgemeine Sonderschule, Sonderschule für schwerstbehinderte Kinder, Sonderschule für schwerhörige Kinder, Sonderschule für gehörlose Kinder, usw.

Walter Lindner (Moderator):Könnten Sie sie vielleicht noch weiter aufzählen?

Irene Gebhardt:Sonderschule für schwererziehbar Kinder, Sonderschule für schwerstbehinderte Kinder , Sonderschule für sehbehinderte Kinder, Sonderschule für körperbehinderte Kinder. Ich weiß nicht, ich hab jetzt nicht mitgezählt...

Volker Schönwiese:Es gibt auch noch die in Kliniken.

Irene Gebhardt:Es gibt die Heilstättensonderschulen, für jede Sparte ein Sonderschulmöglichkeit. Und die Kuriosität ergibt sich dann, wenn die Kinder unterschiedliche Behinderungen haben, so kann ein Kind zum Beispiel, das in einer allgemeinen Sonderschule beginnt, wenn es einen Rollstuhl braucht, unter Umständen muss es die Sonderschule verlassen und eine andere Sonderschule aufsuchen, wo auch für körperbehinderte
Kinder gesorgt werden kann. Es ist Kästchen auf, Kästchen zu. Das Wesen der Integration ist, dass jedes Kind dort in die Schule geht, wo es zuhause ist. Mit den Kindern aus der Umgebung und in der Schule die Unterstützung kriegt, die es braucht.

Walter Lindner (Moderator):Funktioniert das auch immer?

Irene Gebhardt:Es funktioniert leider nicht immer. Es kommt darauf an, welche Unterstützung die Kinder brauchen. Ist es komplizierter, dann erleben wir immer öfter, dass gemeint wird, Experten haben die Ansicht, dass es besser wäre für dieses Kind, eine entsprechende Sonderschule zu besuchen. Eltern wird sehr oft das eigene Expertentum abgesprochen. Da gäbe es offizielle Experten, die da wesentlich besser Bescheid
wüssten und es ist dann für Eltern oft eine sehr schwierige Situation, hier zu argumentieren und ihren Wunsch nach Integration den entsprechenden Nachdruck zu verleihen.

Walter Lindner (Moderator):Frau Gaby Markovic, Sie haben da sicherlich auch Erfahrungen diesbezüglich, oder?

Gaby Markovic:Ich möchte ganz kurz als Mutter jetzt aus meinen Erfahrungen erzählen.
Mein älterer Sohn ist nach einem integrativen Kindergarten in eine Sonderschule gekommen, das heißt, damals, als er eingetreten ist in die Schule, das war im September 1993, war das Gesetz im Frühjahr vorher noch nicht fix. Ob es werden wird und &, so wurde mir immer gesagt, es ist noch nicht sicher, ob es überhaupt ein Gesetz gibt, es wird keinen Schulversuch geben usw. Ich war sehr verunsichert. Hab dann zwar zu Selbsthilfegruppen Kontakt aufgenommen, jedoch als mein Kind in die Schule kam, war es noch
nicht möglich und ich war auch noch nicht so weit, das einfach durchzukämpfen. Er ging also in eine allgemeine Sonderschule mit einer S-Klasse. S-Klasse heißt, Schwerstbehindertenklasse. Er hat eine so genannte geistige Behinderung und wurde in die S-Klasse eingeschult. Bekam einen so genannten S- Lehrplan, das ist ein eigener Lehrplan für schwerstbehinderte Kinder. Was mir damals sehr wichtig war, dass er zumindest
teilweise mit so genannten nicht behinderten Kindern zusammen kam. Ich führte ihn also tagtäglich 30km in eine Schule, wo es einen integrativen Hort gab. - Tat ihm sehr gut, da er zumindest am Nachmittag dann die Möglichkeit hatte, von den nicht behinderten Kinder einfach Dinge abzuschauen, die Kinder mit Behinderung untereinander nie lernen können. Das sag ich jetzt so als Mutter. Als mein jüngerer Sohn in die Schule kam, das war 1995, gab's bereits die Möglichkeit der Integration aufgrund des Gesetzes. Allerdings mussten wir Eltern uns auch zusammensetzen vorher, ein halbes Jahr vorher, hatten sogar einen Verein gegründet, weil es einfach nicht selbstverständlich war, dass ich jetzt hingeh zum Bezirksschulinspektor und sage, ich möchte mein Kind integrativ beschulen, weil einfach auch von der Direktion her nicht wirklich eine positive Einstellung war. Durch den Bezirksschulinspektor, der damals sehr positiv eingestellt war, wurde auch in der Direktion dann weitergeleitet, dass es eine Integrationsklasse geben wird. Aber ich bin immer noch der Meinung, dass ich allein als Mutter niemals die Chance gehabt hätte, dass mein Kind damals integriert werden würde.


Link speichern auf:addthis.comFacebookYiggItMister Wongstumbleupon.comdel.icio.usMa.gnoliaask.comdigg.comTechnoratiYahooMyWeblive.com
Seitenanfang