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Rubrik: Lesen statt Hören
28. März 2010

Münchner Freiheiten

von redaktion

Katharina Zabransky: Auf die Frage, ob seine Behinderung in Bezug auf sein Berufsleben eine Hürde war, antwortet er:

Klaus Kreuzeder: Die Frage, ob eine Behinderung eine Hürde war in meinem Beruf –ich würde die Frage eher umdrehen: Unter der Voraussetzung, dass man gute Musik macht – ich hätte ja auch scheitern können weil meine Qualitäten nicht ausreichen – in Europa bin ich DER Saxophonist im Rollstuhl!

Katharina Zabransky: Nicht nur für ihn stellt es kein Problem dar, sich als behinderter Mensch im Musikbereich durchzusetzen. Die Behinderung war in seiner aktiven Musiklaufbahn nie ein Problem.

Klaus Kreuzeder: Wenn man Thomas Quasthoff beobachtet, der ja eher kleinwüchsig ist, ein Contergangeschädigter ... der tut sich ja teilweise schwer, drei Stufen auf die Bühne zu kommen. Aber wenn er auf der Bühne ist, dann verzaubert er die ganzen Menschen auf der Welt.

Katharina Zabransky: Klaus Kreuzeder hat sich für behinderte Menschen engagiert und ist Mitglied diverser Selbsthilfegruppen. Er wird von Behindertenorganisationen zu bestimmten Anlässen eingeladen, um zu spielen. Als unabhängiger Künstler hat er die Gelegenheit, etwas zu bewirken. Außerdem setzt er sich, auch aus eigenem Interesse, für diverse Verbesserungen im eigenen Umfeld ein. Er schrieb Beschwerdebriefe, unter anderem an die Bundesbahn und an die Lufthansa.

Klaus Kreuzeder: Das Problem ist natürlich klar, es ist auf der ganzen Welt das gleiche: Es gibt für die Probleme der Behinderten keine Lobby. Also es gibt ein paar bekannte Leute, die sich fleißig engagieren, so wie Stevie Wonder oder wie ich. Ansonsten halten sich alle anderen raus. Wolfgang Schäuble, der ja um ein Haar beinah Bundeskanzler geworden wäre, der gibt kein einziges Interview zum Thema Behinderung. Also blieb es immer an den Künstlern hängen auf gut Deutsch.

Katharina Zabransky: Der Wunsch, etwas zu ändern und sich einzumischen, war für ihn eine Selbstverständlichkeit.

Klaus Kreuzeder: Ich habe das Glück, dass ich eine ziemlich starke – wie nennt man sowas – Persönlichkeit habe. Zuhause fielen nie Worte wie „Das kannst Du nicht!“ oder „Das darfst du nicht!“, meine Eltern haben mich einfach machen lassen. Die Motivation, sich einzumischen, lag vor allem darin, dass es eine ziemlich frustrierende Geschichte ist, wenn du eine ganze Nacht total frierend im Zug von Hamburg nach Nürnberg unterwegs bist und man sagt, das kann doch nicht sein! Da hat sich bei mir alles gesträubt.


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