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Rubrik: Lesen statt Hören
28. März 2010

Münchner Freiheiten

von redaktion

Katharina Zabransky: Hartheim ist sozusagen Synonym für die flächendeckende, systematische Tötung von Menschen mit Behinderung durch die Nazis. Die Eltern von Peter Radtke waren Schauspieler und Krankenschwester. Sie haben es geschafft, ihren kleinen Sohn vor den Nazis zu retten. Er war das einzige Kind der Familie. Geboren wurde Peter Radtke in Freiburg. Doch wenige Monate nach der Geburt zog die Familie nach Regensburg. Allein in seiner Kindheit hatte er rund 80 Knochenbrüche. Er wuchs kaum und hatte auch keine Chance auf eine staatliche Schulausbildung. Schon von klein auf war Peter Radtke sehr wissbegierig und lernwillig. Doch war es schwer, einen geeigneten Ausbildungsplatz zu finden.

Peter Radtke: Zunächst hatte ich überhaupt keine Möglichkeit, eine Schule zu besuchen, weil sich die Schulen geweigert hatten, mich aufzunehmen. Das sei ein zu großes Risiko meinten sie, weil meine Behinderungsart mit den vielen Knochenbrüchen belastet ist. Sie hatten Angst, das während des Unterrichts etwas passieren könnte. So bekam ich halt während der Volksschulzeit alles Privatunterricht.

Katharina Zabransky: Fünfundzwanzig Jahre war Peter Radtke alt, als er zu studieren begann. An den Universitäten Regensburg und Genf studierte er zwischen den Jahren 1968 und 1976 Germanistik und Romanistik. Seine Dissertation schrieb Peter Radtke über eine literaturwissenschaftliche Fragestellung zum Thema „Brüchigkeit“. Der Titel: „Das Problem Brüchigkeit bei Rablét, Diderot und Clodell".

Noch vor dem Ende seines Studiums hat Peter Radtke eine Münchner Volksschullehrerin, Gertraud Spanner, geheiratet. Der Abschluss eines Studiums bedeutete für Peter Radtke keineswegs einen Job als Akademiker, jedenfalls nicht in dem Bereich, den er studiert hat.

Peter Radtke: In München suchte dann die Münchner Volkshochschule einen Fachbereichsleiter für Romanistik. Da hab ich mir dann gedacht, als Doktor und mit einigermaßen guten Noten hätte ich da vielleicht eine Chance. Also bin ich hingefahren und hab mich vorgestellt. Da hat mir der Personalchef gesagt: „Für die Stelle haben wir schon jemanden, der sich vorgestellt hat, aber wollen Sie nicht die Behindertenarbeit an der Volkshochschule aufbauen?

Katharina Zabransky: Sieben Jahre lang, von 1977 bis 1984,  war Peter Radtke der Leiter des Bereichs „Behindertenprogramm“ an der Volkshochschule München. Dabei war ihm eine Gruppe von Behinderten besonders wichtig: Die Jugendlichen.

Peter Ratke: Solange die Jugendlichen an der Schule sind, solange wird relativ viel für sie getan. Aber so wie die Schule aus ist, hängen sie praktisch in der Luft. Da wird überhaupt nichts mehr getan, da gibt's kaum mehr Angebote.

Katharina Zabransky: 1983 ist die bayerische Staatsregierung an Peter Radtke herangetreten, ob der sich zutraue, etwas völlig Neues im Bereich Medien aufzubauen. Um die Thematik „Behinderung“ vermehrt im Privatfernsehen zu verankern, wurde die Arbeitsgemeinschaft „Behinderung und Medien“ ins Leben gerufen. Peter Radtke wurde deren Geschäftsführer und Chefredakteur.


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