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Rubrik: Lesen statt Hören
28. März 2010

Münchner Freiheiten

von redaktion

Peter Radtke: Wir haben Sendungen mit Betroffenen vor der Kamera gemacht. Jede Woche eine halbe Stunde. Das war für den Anfang ganz schön viel, wir waren ja nur zu dritt. Wir saßen am Schnittcomputer und haben anfangs alles selber gemacht, bis dann so nach und nach die verschiedenen Mitarbeiter dazukamen. Heute ist das eine Organisation mit fünfzehn MitarbeiterInnen. Das ist aber auch gleichzeitig gekoppelt gewesen mit der künstlerischen Arbeit, weil du da ja natürlich mit Leuten zusammen kommst, mit denen du ansonsten nicht zusammen kämst.

Katharina Zabransky: Und so gab es eines Tages auch einen ganz Prominenten am Telefon:

Peter Radtke: Weil wir Fernsehen machten, rief eines Tages der Regisseur George Tabori bei uns im Büro an, weil er hier in München an den Kammerspielen eine Inszenierung eines Medea-Stoffes hatte. Dazu suchte er hier in München ein behindertes Kind. „Habt ihr da nicht jemanden, ihr seid doch immer in Kontakt mit behinderten Leuten aus diesem Personenkreis?“ Und dann hat er eben mich gefragt, ob ich die Rolle spielen würde. So hat es eigentlich angefangen mit dem Theaterspiel auf der großen Bühne.

Katharina Zabransky: Peter Ratke war damals 41 Jahre alt. Die Verkörperung eines Kindes war ihm aber kein Problem.

Peter Ratke: Theater ist Theater. Wenn du dann jemanden, der kleinwüchsig ist wie ich, in einen Matrosenanzug hineinsteckst, dann ist der eben ein Kind.

Katharina Zabransky: Über das Theater ist Peter Radtke indirekt auch zum Buchautor geworden.

Peter Radtke: Mein Kollege von der Arbeitsgemeinschaft sagte eben noch zu mir: „Du, überleg dir, was du da machst, es hat schon Schauspieler gegeben, die verrückt geworden sind beim Tabori. Es war auch eine wirklich intensive Arbeit mit ihm, die ging schon an die Nervensubstanz. Ich habe später auch ein Buch über diesen ganzen Probenprozess geschrieben, weil das eben so anstrengend war, dass man sich es von der Seele schreiben musste.

Katharina Zabransky: Theatererfahrung hatte Peter Radtke ja schon seit 1976. Immer wieder stand er als Schauspieler auf den verschiedenen Brettern, die ja bekanntlich die Welt bedeuten. Münchener Kammerspiele, Schauspielhaus Zürich, Wiener Burgtheater – eine beachtliche Karriere.

Katharina Zabransky: Inzwischen hat sich Peter Radtke neben der Schauspielerei auch als Theaterautor, Buchautor und Filmschauspieler einen Namen gemacht. Die mediale Präsenz von Behinderten hält er nach wie vor für ein ganz zentrales Thema seiner Arbeit. In einer durch die Medien geprägten Zeit müssen Behinderte verstärkt die Möglichkeit haben, sich auch aktiv medial einbringen zu können.


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