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Rubrik: Lesen statt Hören
28. März 2010

Münchner Freiheiten

von redaktion

Klaus Kreuzeder:  Es hat sich halt dadurch ergeben, dass meine ganzen Freunde in der Straße, in der ich damals wohnte, sowieso schon gewohnt waren, mich zu tragen, zu schleppen und zu ziehen, je nachdem mit welchem Gefährt man unterwegs war. Nur für mich wäre es ein Drama gewesen, wenn ich nicht mit meinen Freunden auf der gleichen Schule gewesen wäre.

Ich war nicht allein in meiner Klasse, es gab einen Jungen mit gelähmten Armen, wir waren sozusagen die Protagonisten, die ersten zwei, an denen man das halt mal ausprobierte, weil man in der Öffentlichkeit eben darüber diskutierte, ob es schädlich ist für nicht behinderte Kinder, mit behinderten Kindern zusammen zu sein. Das ist ja aus heutiger Sicht eigentlich eine witzige Frage ...

Katharina Zabransky:   Die frühen Sechziger-Jahre waren für Klaus Kreuzeder eine musikalisch interessante Zeit. In jedem Bereich gab es Neuerungen. Musik als Hobby hatte für ihn viele Vorteile.

Klaus Kreuzeder: Wenn man eben pubertär ist, dann freut man sich natürlich, wenn man ein Hobby hat, wo man dann auch aus dem Haus rauskommt. Für mich war das natürlich ideal, weil ich als Behinderter, als Rollstuhlfahrer, eben mit meinen Freunden schon immer als Amateur auf dem Gymnasium Musik gemacht habe und Konzerte. Ich konnte mir damals halt noch nicht vorstellen, dass das mal ein Beruf werden würde. Zunächst war's mal ein wunderschönes Hobby, weil ich als Rollstuhlfahrer ja nicht Fußball spielen kann.

Katharina Zabransky: Klaus Kreuzeders Eltern haben seine Begabung schließlich erkannt.

Klaus Kreuzeder: Die haben natürlich bald einmal gesehen, dass ich ein bisschen Talent habe und wir haben als Amateure ja schon zum Teil unsere eigenen Lieder komponiert. Insofern war das schon eine besondere Gelegenheit, sich als Jugendlicher besonders zu entwickeln. Wir haben das alle auch schon ganz ernst genommen, das war nicht nur so ein Kinderspiel oder so.

Katharina Zabransky: Klaus Kreuzeders Eltern unterstützen ihren Sohn beim Musik machen und akzeptierten, dass es in ihrem Haus öfters laut wurde, weil die Band übte.

Klaus Kreuzeder: Wir konnten zum Beispiel in der Woche zwei, drei Mal in unserem Keller üben. Und es war halt doch auch schöne Musik.

Katharina Zabransky: Klaus Kreuzeder hatte einen kleineren Bruder, der hatte nie ein Problem mit seiner Behinderung.

Klaus Kreuzeder: Ja, der hat natürlich mich als Behinderten kennengelernt. Das war wahrscheinlich der natürlichste Umgang, den man sich vorstellen konnte. Er hat es als jüngerer Bruder halt genossen, dass er, wenn wir unterwegs waren, ins Kino zum Beispiel, machen durfte, was andere in diesem Alter halt noch nicht machen durften. Wenn man in so einer Familie aufwächst, dann ist das eine ganz natürliche Beziehung. Es war kein großer Unterschied, er hat sicher viel dadurch gelernt.


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