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Rubrik: Lesen statt Hören
28. März 2010

Münchner Freiheiten

von redaktion

Peter Radtke: Damit das Thema am Leben gehalten wird. Außenstehende kümmern sich kaum um solche Themen. Darum denke ich schon, dass es extrem wichtig wäre, in den Sendeanstalten Betroffene zu haben.

Katharina Zabransky: In einer durch Medien geprägten Gesellschaft müsse man auch sehr kritisch mit den Medien umgehen. Besonders in der Berichterstattung über Medizin und Biochemie.

Peter Radtke: Wenn Sie mal sehen, wie die Geburtszahlen von Kindern mit Down–Syndrom rückläufig sind ... dann wird immer suggeriert – man sagt nicht „lebensunwertes“ Leben – man könne „das“ dem Kind ersparen. Kaum einer hat überhaupt Kontakt zu Menschen mit Down-Syndrom und weiß, was für heitere Menschen das oft sind. Es ist grauslich, wenn du siehst, wie sehr tatsächlich die Bevölkerung manipuliert wird. Auch durch die Medien. Wenn man also hinstellt, es seien paradiesische Zustände, wenn wir nur das Übel der Behinderung ausmerzen. Es gibt keine Ausmerzung von Behinderung, ohne den Behinderten auszumerzen.

Katharina Zabransky: Seit Juni 2003 ist Peter Radtke Mitglied des Deutschen Ethikrates. Ethische Fragestellungen sind ihm besonders wichtig. Die allgemein gängige Meinung fasst er so zusammen:

Peter Radtke: Denen, die heute leben, ja denen soll es gut gehen. Da haben wir ja nichts dagegen. Aber bitte alles vermeiden, dass solche Kreaturen geboren werden. Also das sehe ich im Augenblick und ich weiß noch nicht, ob die Behindertenbewegung diese Gefahr überhaupt schon erkannt hat. Heute redet keiner von Euthanasie, aber was ist mit der Pränataldiagnose? Oder auch was mit der zukünftigen Präimplantationsdiagnose auf uns zukommt? Das ist nicht viel weniger schlimm als das, was damals propagiert wurde.

Katharina Zabransky: Vor wenigen Tagen, am 19. März, feierte Peter Radtke seinen siebenundsechzigsten Geburtstag. Gemeinsam mit seiner Frau und seiner Adoptivtochter, einer jungen Chinesin. Zur Adoptivtochter ist die Familie über ein Studentenprogramm gekommen.

Peter Radtke: Wir hatten hier im olympischen Dorf, aber nicht in diesem Haus, ein Appartement gekauft, weil es in München bei den Studenten so eine Art Aktivität gibt, Wohnraum gegen Hilfe. Da kriegst du praktisch pro Quadratmeter eine Stunde Hilfestellung und ich finde, das ist für beide Seiten sehr gut. Und da hatte sich eine Chinesin, ich glaube es war 2001, bei uns gemeldet.


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