Inhalt:
.Multiple Chemikalien-Sensibilität II
Moderator: Herr Dr. Hrabcik, sie haben jetzt vieles gehört, eine Fülle von Fragen sind auf Sie eingeprasselt. Meine Frage an Sie ist: MCS ist in einigen amerikanischen Bundesstaaten, ausgehend von Connetticut anerkannt, Österreich tut sich noch ein bisschen schwer, es gibt nicht sehr viele Informationen, wie ist der Stand heute dazu?
Dr. Hubert Hrabcik: Schaun Sie, grundsätzlich ist aus dieser Diskussion ganz klar herausgekommen:
Erstens: Menschen, die MCS-Symptome haben, sind ernst zu nehmen. Das wird derzeit von vielen noch nicht gemacht. Der Hintergrund dürfte sein, dass die Bereitschaft, Symptome, Beschwerden, Zustandsbilder ernst zu nehmen, immer dann sehr häufig aussetzt, wenn ich etwas nicht erklären kann.
Das ist manchmal derzeit bei MCS noch der Fall, darf uns aber in keiner Weise daran hindern, Menschen mit diesen Beschwerden ernst zu nehmen und zu versuchen, diese Symptome zu lindern. Wir sind bei der Aufdeckung dieses Krankheitsbildes mit Sicherheit erst in der Anfangsphase. Viele Dinge zeichnen sich ab, dass es Ansätze gibt. Ich verweise auf eine Tagung letzten Herbst, wo auch hier schon klar in der Gen-Spezifität entsprechende Hinweise waren. Wir sind noch nicht so weit, was aber nicht dazu führen darf, dass man Menschen mit Zustandsbildern einfach ignoriert!
Das zweite: Ich halte Aussagen, Menschen einfach in die abnorme Ecke zu stecken, für unqualifiziert und für falsch, egal ob sie vom Direktor einer Gebietskrankenkasse oder von einem kleinen Mitarbeiter kommen. Das ist abzustellen. Das liegt auch an der Unwissenheit!
Wir müssen im Bereich der Ausbildung und auch der Fortbildung hier sicher einen Zahn zulegen, weil das bisher nur jenen bekannt ist, die sich wirklich spezifisch damit beschäftigen - primär zuerst immer den Betroffenen und dann denen, die mit diesen Zustandsbild beschäftigt sind.
Ich halte es auch für eine Ausrede der Sozialversicherungsträger zu sagen: Wenn hier spezifische Behandlungsmuster notwendig sind, die von der gängigen Linie abweichen, sich für nicht zuständig zu erklären.
Ich bin Mediziner und kein Jurist - gerade das Sozialversicherungsrecht lässt uns hier für diese Fälle Tür und Tor offen. Es gibt Beispiele der Vergangenheit: Denken Sie an die Akupunktur, die jetzt von einigen Bundesländern gezahlt wird, auch an die Homöopathie, wobei hier der Durchbruch gelungen ist! Und es ist nicht einzusehen, warum man hier gerade den Betroffenen die Tür zuschlägt und sagt: Das ist ihr Privatvergnügen.