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Rubrik: Lesen statt Hören
22. Mai 2005

Multiple Chemikalien-Sensibilität II

von Gerhard Wagner

Dann ist das Gebäude saniert worden, es wurden die Böden ausgetauscht, und wie dann die Leute in diese Behörden zurückgekommen sind, um zu arbeiten, hat man dann gesehen, dass ungefähr drei Dutzend von ihnen Multiple Chemische Sensibilität entwickelt haben.

Das heißt, sie haben die minimalsten Reste, die noch da waren, so aufgefasst, dass sie krank geworden sind. Die haben ausgereicht, um den Arbeitsplatz so zu vermiesen, sodass sie arbeitsunfähig waren. Man hat dann für diese drei Dutzend nebenan ein Haus gebaut, aus baubiologisch unbedenklichen Stoffen.

Moderator: Das ist also die Ursache...

Dr. Klaus Rhomberg: Solche einzelnen Geschichten können dann dazu führen, dass in ganzen Ländern wie in den USA, Canada auch teilweise, Großbrittannien auch teilweise, MCS anerkannt wurde.

Wobei Anerkennung bedeutet, dass diese Menschen tatsächlich über die sozialstaatliche Geldgeber auch Unterstützung bekommen: Medizinische Hilfe bei Ernährung, Wohnung, Arbeitsplatzsuche usw.

In Österreich erlebe ich die Situation als sehr dramatisch: Ich habe einige Fälle begutachtet. Es gibt eigentlich überhaupt keine Anerkennung - im Gegenteil: Die Patienten werden diskriminiert. Auch meine Person versucht man zu diskriminieren, wenn ich es wage, bei einem Menschen MCS zu konstatieren.

Dabei ist es so, dass ganz klar bei diesem Kongress im Lebensministerium herausgekommen, dass es diese Fälle gibt und welchen Hintergrund das hat. Der Thomas Jackl, der oberste Beamte des Lebensministeriums, der diese Tagung geleitet hat, hat auch im Rundfunk gesagt: Es gibt in Österreich einige Tausend Fälle, denen man nicht gerecht wird.

Moderator: Darf ich sie noch ganz kurz fragen: Wie sieht es denn mit der WHO, der Weltgesundheitsorganisation aus?

Dr. Klaus Rhomberg: Die Weltgesundheitsorganisation hat diese Erkrankung schon im Visier, es gibt schon erste Versuche, sie in die internationale Klassifikation der Diagnosen einzuordnen.

Doch nach meinem Eindruck ist es so, dass die WHO mit diesen Diagnosen auch noch nicht so recht umgehen kann.

Man muss natürlich wissen, dass dahinter ein ungeheurer Machtkampf besteht. Weil einer der größten Wirtschaftsbereiche ist die Chemische Industrie und die wehrt sich mit Händen und Füßen und organisiert auch Medizinerkongresse, wo Beschwichtigungsexperten sagen: MCS gibt es nicht!

Moderator: Das haben wir auch schon in der letzten Sendung besprochen.
Sie haben gerade den Herrn Dr. Jackl erwähnt: Wir haben ihn auch zu dieser Sendung eingeladen, er ist diese Woche auf Dienstreise und lässt sich entschuldigen. Aber wir werden sicher eine spätere Sendung machen, wo wir ihn einladen, wo wir auch wieder den Herrn Robert befragen. Das wird sich heute leider nicht mehr ausgehen.


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