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Rubrik: Lesen statt Hören
03. April 2005

Musik als nonverbales Ausdrucksmedium bei Menschen mit Lernbehinderung

von Julia Wolkerstorfer

Moderatorin: Auf die Frage, ob Sie diese "Sinnlosigkeit" kennt, meint Vivian Pudelko:

Vivian Pudelko: Natürlich kenne ich das, aber es ist auch schwer, das so dasein zu lassen - es ist oft Müdigkeit, das Gefühl, da passiert nichts, auch manchmal die Phantasie, ich könnte mich jetzt einfach hinlegen und einschlafen und könnte das Kind dann einfach wieder rausbringen, und es würde ja niemand merken - das Kind könnte nichts sagen und die Eltern würden es nicht wissen. Oder auch das Gefühl, dass es alles immer gleich ist und dass manchmal auch die Haltung in mir entsteht, dass jetzt wieder das kommt das kommt das kommt und das ist ja eine ganz große Sinnlosigkeit. Und da dann eben auch die Frage, was bringt es eigentlich, was bringt es mir und was bringt es dem Kind... und was bringt dieses Leben des Kindes - das hat was sehr Bedrohliches, aber in dem Moment, wo man das ausdrückt, dass es das gibt, diese Sinnlosigkeit, ist man schon wieder so mächtig weil man es ausdrücken kann, weil man es sagen kann. Ich habe das Gefühl, dass, wenn man dieses Denken kennt oder dieses Denken einnehmen kann, dass man sich dem schon wieder entziehen kann weil man es denken kann. Und ich glaub schon, es ist einfach oft diese Sinnfrage, was ist das eigentlich für ein Leben und ist das nicht fürchterlich, auch wenn ich natürlich sehe, das ist ganz einzigartig das Leben und da ist ganz ganz viel was wichtig ist und was ein Recht hat zu leben. Aber natürlich gibt es diese Seite und die gibt es auch bei mir und die gibt es auch in der Therapie. Aber da sich auch abzugrenzen und zu sagen ich bin auch nicht die Tolle, die Große...

Moderatorin: Frau Gudmundsdottir meinte auf die Frage, wie sie mit einem scheinbaren Nichtkommunizieren bzw. mit einer langzeitígen Verweigerung von Kommunikation umgehe:

Zitat: In der Arbeit mit geistig behinderten Menschen, die lange in Institutionen waren und sehr "abgebaut" haben, wo man vielleicht auch sagen kann, dass sie nicht mitbekommen, was passiert, ist es wichtig, nicht hektisch zu werden, nicht ein Angebot nach dem nächsten zu setzen, dass man vielleicht auch die Ruhe hat, länger gleichbleibend in etwas zu verweilen, hier über die Musik eine Struktur zu geben und somit Sicherheit anzubieten. Man kann sich hier zum Beispiel ein simples Stück denken mit einer Strukturierung - gut strukturierte Rhythmen oder Lieder anbieten, Stücke, Improvisationen. Vielleicht die Hauptstimmung auffangen und dann schauen, ob etwas Lauteres, Schnelleres, Leiseres passender wäre. Und das dies dann Bestandteil von jeder Stunde wird, vielleicht auch über eine lange lange Zeit. Eigentlich habe ich das immer so erlebt, dass ich dann irgendwann eingelassen wurde.


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