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Rubrik: Lesen statt Hören
10. Mai 2005

Neues Buch: Leben mit Behinderung in Österreich

von Gerhard Wagner

Univ.Prof. Dr. Gisela Gerber: Ja: Das sehe ich auch, dass es sehr wichtig ist, dass Strukturen da sind, auf die man zurückgreifen kann, dass man aber, wenn es möglich ist, auch Änderungen zulassen kann: Also das ist mir ganz wichtig: Zum Beispiel ist in diesem Buch ja auch die Michaela König verankert. Sie hat Trisomie 21, das heißt aber, dass früher die Rahmenbedingungen, wenn man das Wort nur gehört hat, so waren, dass man sofort die Betroffenen in eine Kathegorie gequetscht hat, ohne eigentlich wirklich auf das Individuum einzugehen. Man hat auch über einen Kamm geschoren: Es wurde zum Beispiel gesagt: »Down-Syndorm-Kinder können keinen Rhythmus entwickeln, keine Bewegung usw. Und das hat nun die Katalin Zanin nur wirklich gründlich widerlegt und das Gegenteil bewiesen:
Mit ihrem »off-ballet-special« hat sie mit Roberto Zanella und ihrer Gruppe »ich bin ok« Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Behinderungen zum Tanz gebracht und das Gegenteil bewiesen!

Das heißt also: Die Vorurteilsfreiheit, an jemanden heranzugehen und nicht von vornherein seine Möglichkeiten so und so zu definieren und damit zu beschneiden!
Das ist etwas ganz Wichtiges!
Ja, was wissen wir, die wir so in gesellschaftlichen Normen und manipulativen Systemen leben?

Gerhard Wagner: Ist das das, was Sie vorhin auch mit dem Begriff der »Göttlichkeit« gemeint haben, dass wir uns anmaßen, für andere Leute zu bestimmen und zu wissen was für sie gut ist?

Univ.Prof. Dr. Gisela Gerber: Nicht nur. Für mich ist es doch so, dass der Perfektionismus, der immer wieder verlangt wird, der jetzt zum Beispiel auch virtuelle Menschen für Filme erzeugt, die eben genau genormte Taillien-, Hüft- und Busenweiten haben, weil das gesellschaftlich interessant ist, da kommen wir eben in eine Unfreiheit hinein und in ein System, bei dem wir das Gefühl haben, eigentlich können wir es nur noch mit dem idealen Menschen aushalten!

Gerhard Wagner: Und das ist ja furchtbar langweilig!

Univ.Prof. Dr. Gisela Gerber: Und das ist wirklich fürchterlich langweilig!

Gerhard Wagner: Das erinnert mich an offizielle Biographien, wenn irgend jemand »Großer« gestorben ist, und diese statischen Büsten, die dann erstellt werden, alles Menschliche und alles Individuelle ausgemerzt haben, oder ich erinnere mich auch noch an die sowjetischen Darstellungen, wo menschliche Züge, die jeder hat,...


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