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Rubrik: Lesen statt Hören
21. September 2003

Oba hadschad sei is ned leichd...

von Katharina Zabransky

Und insofern finde ich das Gedicht sehr gut, weil ich glaube, also so weit ich weiß, dass das Thema Behinderung in der Literatur selten angesprochen wird, wenn es angesprochen wird. wir haben hier den Herrn Huainigg - dann wird es meistens von Betroffenen angesprochen. Und wenn es von Nichtbetroffenen in der Literatur vorkommt, dann hat es leider immer noch diesen Touch des Mittelalters, dass Behinderung irgendetwas mit Strafe und so zu tun hat, wie kann man nur behindert sein.

Es ist auf jeden Fall negativ und Behinderung wird in der Literatur immer nur dargestellt, um was Negatives aufzuzeigen. Behinderung selber, also eine Auseinandersetzung mit der Behinderung gibt es in der Literatur sehr sehr wenig. Ich glaube, also so weit ich das weiß - ich kenne ja nicht alles in der Literatur, aber soweit mir das bekannt ist, passiert das wenn es passiert, um einen gewissen Gegenpol aufzuzeigen.

Zum Beispiel verwendet Thomas Bernhard fast ausschließlich behinderte Menschen in seinen Stücken, und zwar nicht deshalb, weil ihn das Thema Behinderung interessiert und weil er sich mit Behinderung auseinandersetzen will, sonder weil er dadurch seinen Weltschmerz noch verstärken will.

Wenn da dann einer im Rollstuhl sitzt und grantig ist und jammert, dann verstärkt das natürlich seinen Weltschmerz. Aber die Auseinandersetzung mit dem Thema Behinderung als Behinderung die gibt es sehr seht selten. Die gibt es eben in erster Linie von Betroffenen, wie zum Beispiel vom Herrn Huainigg oder anderen.

Freak-Radio: Gibt es zu dem Gedicht noch etwas aktuell zu sagen? Dann bitte ich um die nächste Musikzuspielung.

Musik

Freak-Radio: Ich möchte jetzt auch noch fragen: Wie ist der Unterschied zwischen Kinderliteratur und Literatur für Erwachsene. Werden andere Ziele verfolgt, auf andere Art und Weise? Und ich möchte auch noch ein zweites Gedicht vorlesen, nämlich von Franz-Joseph Huainigg. Wenn ich nicht wäre , wie ich bin.

Ich würde rennen und mich dabei selbst besiegen
Ich würde laufen über Wiesen, Felder, durch bunte Wälder
bis ich ausser Atem bin
ich würde springen, um mein Glück allen zu zeigen
ich würde tanzen, strawanzen, auf Zehenspitzen schleichen
zu dir
so sitze ich hier, träume lächelnd von dem was wäre wenn
und weiß doch, dass ich nie so wunderbar träumte
wenn ich nicht so wäre wie ich eben bin.

Franz-Joseph Huainigg: So ist es.

Freak-Radio: Das ist ein Gedicht, das sich an Kinder wendet?

Franz-Joseph Huainigg: Eigentlich habe ich es für Erwachsene geschrieben. Aber ich glaube, man kann es auch Kindern und Jugendlichen vorlesen.
Ich war auch oft in Schulen damit, und habe mit Kindern und Jugendlichen diskutiert. Und gerade kleine Kinder im Volksschulalter sind immer ganz begeistert oder ganz interessiert. [Sie fragen:] "Was ist das? Das ist ein komischer Mann. Warum gehst Du nicht richtig? Warum sitzt Du im Rollstuhl?"
Für die ist das etwas ganz Außergewöhnliches. Sie fragen viel, sie sind auch begeistert sich in den Rollstuhl zu setzten und einmal zu fahren. Sie sind auch sehr ehrlich, und reden von dem, was sie erkennen ? Behinderte aus der Literatur, "Du schaust aus, wie der Glöckner von Notre Dame, Du hast einen Buckel wie die Hexe aus Hänsel und Gretel."


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