Inhalt:
.Österreich und die Hospiz-Idee
Musik
Univ.Prof. DDr. Paul Michael Zulehner: Was ist das eigentlich, was es dem Menschen schwer macht, das möglicherweise sogar kostengünstigere Sterben zu Hause zu ermöglichen? Da haben wir gesagt, das geht nur, wenn eine Verhäuslichung des Sterbens gibt, das heißt eine Rückkehr jener, die moribund sind, die sterbend sind, in den Kreis ihrer Angehörigen. Wenn wir das aber wollen, dann muss ein Prinzip zum Tragen kommen, das schon vor Jahren, 1989, Kardinal Martini formuliert hat: So wie die Eltern die Kinder zur Welt bringen, müssen die Kinder ihre Eltern aus der Welt begleiten können.
Das stand auch schon 1971 im Sozialhirtenbrief der österreichischen Bischöfe drinnen und ich denke, dass es viele Menschen guten Willens, weit über die Zäune der Kirche hinaus, in die Hospizbewegung hinein, ermutigt hat zu fragen: Sollen wir jetzt Häuser aufbauen und Leute heranbilden, die dann Sterbende in Hospizen und anderswo begleiten können, oder sollten wir nicht auch die Möglichkeit eröffnen, dass jemand seinen Arbeitsplatz behält seine Arbeit, vielleicht sogar ohne Bezahlung unterbricht? Wozu viele sogar bereit wären, um dann daheim zu bestimmten Zeiten Sterbende zu begleiten und zu pflegen. Ich kann mich gut erinnern, als es diese Vorfälle in Lainz gegeben hat, wo eine Krankenhilfsschwester dann fünfzig Patienten aus Überforderung und Überlastung die Patienten sozusagen aus dem Leben hinaus entsorgt hat, dass sich dann eine Kommission im Wissenschaftsministerium gebildet hat. Ich habe dann auch dieses Zitat gebracht. Und ich weiß noch gut, wie ich dann erschrocken bin, als der Ministerialbeamte, nachdem er sich das angehört hat mich gefragt hat: "Aber Herr Professor, wie stellen Sie sich das denn vor? Ich als Ministerialrat soll meine alte Mutter daheim beim Sterben begleiten?" Dann war es still. Und dann hat ein Primarius aus Vorarlberg, der auch an der Gründung der Hospizbewegung beteiligt war, gesagt: "Wissen Sie, Herr Ministerialrat, am Ende des Lebens werden Sie sagen: Es wäre besser gewesen, ich hätte meine Mutter daheim gepflegt!"