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Rubrik: Lesen statt Hören
10. Februar 2002

Österreich und die Hospiz-Idee

von Hubert Wallner

Ich denke, wo Menschen zu dieser Erkenntnis kommen, dass es eine höhere Humanität gibt, als nur zu arbeiten, Geld zu verdienen und zu kaufen, sondern dass es ein hohes Maß an Menschlichkeit ist, Sterbenden zur Seite zu stehen, und, wie man auch Kindern zur Seite steht, wenn sie in die Welt herein kommen, Menschen auch wieder hinauszubegleiten, dann muss uns das etwas wert sein - und ich bin stolz auf mein Land, dass diese Gesellschaft sagt, gut, das hat auch seinen Preis. Und auch Kardinal Martini hat damals gesagt, dass dies eben etwas kostet. Humanität ist eben nicht kostenfrei, sondern ist ein Ausdruck der Wertschätzung des Menschen, der vielleicht zu nichts mehr nützlich ist, aber der zu uns gehört. Wenn eine Gesellschaft das macht, dann habe ich Vertrauen in diese Gesellschaft, weil sie eine menschenfreundliche Gesellschaft ist!

Musik

Hubert Wallner: Hängt der Glauben mit der Sterbebegleitung zusammen? Begleitet ein Mensch leichter Sterbende, wenn er glaubt?

Univ.Prof. DDr. Paul Michael Zulehner: Ich habe gelernt, dass es ganz wichtig ist, dass der Mensch lernt, ein endliches Wesen zu sein, sterblich zu sein. Und mir sagen viele: Wenn man lernt, einverstanden zu sein, dass das Leben endet, dass es damit auch eine neue Qualität bekommt. Und dann sagen Glaubende dazu: Das kannst du auch eher annehmen, dass du sterblich bist und dass das Leben zu Ende geht, wenn du dir die alten Bilder der Religionen ansiehst und die Religion dir sagt, es ist nicht das Letzte, sondern es ist ein Gang durch ein Dunkel ins Licht, in ein anderes Leben, das die Bibel ewiges Leben nennt. Und das würde mir auch sagen: Ich brauche in diesem Leben eigentlich nichts anderes, als dass ich Vertrauen gewinne, dass ich jetzt sozusagen jetzt in einer weiteren Schwangerschaft bin, in der Schwangerschaft dieser Weltzeit und der Tod dann nicht das Ende, sondern ein letztes, endgültiges Geborenwerden ist. Du kannst dich in diesen Prozess des Sterbens hineinlassen, weil du das Vertrauen haben kannst, dass du darin nicht untergehen wirst, und ich glaube, dass ist das, was mir der Glaube im Grund genommen erzählt, dass auch in der Nacht des Todes ein treuer Gott da ist, der mich nicht im Stich lassen wird. Und wer so lebt und wer so glaubt, der kann sich sogar mitten im Leben auf seinen kommenden Tod ganz gut vorbereiten, und das scheint mir noch wichtig zu sein, dass wir nicht nur mitten im Leben vom Tod umfangen sind, wie das alte Kirchenlied sagt, sondern dass wir auch mitten im Tod vom Leben umfangen sein werden.


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