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Rubrik: Freak Aktuell
21. August 2008

Paralympische Superlative

von Marlies Neumüller

Noch 14 Tage sind es bis zu den paralympischen Spielen in China. Seit den Anfängen im Jahr 1948 haben sie sich vom Minderheitenprogramm zu einer der weltweit größten Sportveranstaltungen gemausert.

Paralympisches Logo

Wenn am 6. September die paralympischen Spiele in Peking beginnen, werden 4000 AthletInnen aus aller Welt mit dabei sein. Einer davon ist der österreichische Leichtathlet Günther Matzinger, dem seit Geburt der rechte Unterarm fehlt.

Hoffnung auf eine Medaille macht sich der Sprinter schon, will aber seine Erwartungen  auch nicht zu hoch schrauben. "Mein Ziel ist es eine gute Leistung zu bringen, wenn sich eine Medaille ausgeht, dann umso schöner". Die besten Chancen dafür hatte er wohl im 400-Meter-Sprint, seiner Lieblingsdistanz.

15 Medaillen

Hohe Erwartungen an die heimischen paralympischen Athleten hat man auch beim österreichischen paralympischen Komitee (ÖPC). Mindestens 15-mal Edelmetall sollen die Österreicher mit nach Hause bringen. In insgesamt acht Sportarten (Leichtathletik, Radfahren, Reiten/Dressur, Rollstuhl-Tennis, Segeln, Schwimmen, Tischtennis, Schießen) werden heimische TeilnehmerInnen auf Medaillenjagd gehen. Die größten Chancen gäbe es dabei in der Leichtathletik, so Petra Huber vom ÖPC.

Die erhofften Medaillen erringen können insgesamt 34 Athleten und vier Athletinnen. Der Grund für den geringen Frauenanteil sieht man beim ÖPC in Nachwuchsproblemen bei Sportlerinnen. Junge weibliche Talente, die vielleicht bei den nächsten Spielen dabei sein werden, gibt es laut Petra Huber aber einige.

11.000 Kilo Übergepäck

Jene SportlerInnen die bereits diesmal im paralympischen Wettkampf ihr bestes geben werden, befinden sich derzeit in intensiven Vorbereitungen. Günther Matzinger wird  bereits Ende August nach Peking fliegen. Bis zum eigentlichen Beginn der Spiele am 6. September hat er so eine Woche Zeit seinen Jetlag zu überwinden und sich an das tropische Klima zu gewöhnen.

Hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um die 40 Grad sind für den Sprinter im Vergleich zur vieldiskutierten Luftverschmutzung die größere Belastung. Die bereits zu den olympischen Spielen in Kraft getretenen Umweltschutzmaßahmen, die unter anderem ein Fahrverbot für Teile der Autos umfassen, werden auch werdend der Paralympics aufrecht bleiben.

Letzte organisatorische Vorbereitungen trifft man auch beim ÖPC. Flüge für ein 70-köpfiges Team, das aus SportlerInnen, TrainerInnen, BetreuerInnen und FunktionärInnen besteht, müssen gebucht, der Flugzeug-Transport von 11.000 Übergepäck organisiert werden.

4000 SportlerInnen, 162 Länder

Einmal im paralympischen Dorf angelangt, werden die insgesamt 4000 AthletInnen aus 162 Nationen mit Shuttle-Bussen von den Wohnungen zu den Wettkampfstätten gebracht. Dass sowohl Wohnungen, Shuttlebusse als auch Sportstätten barrierefrei zugänglich sein werden, davon geht Petra Huber vom ÖPC aus. "Alles ist genauso ausgeführt worden, wie wir das wollten", meint sie im Hinblick auf die Zusammenarbeit mit den chinesischen Organisatoren.

Das unabhängige Fortkommen beispielsweise mit einem manuellen Rollstuhl, sei in Peking durchaus möglich, meint Huber. Die U-Bahn, die allerdings noch nicht das ganze Stadtgebiet erschließt, ist mit Liften ausgestattet. Wer oberirdisch unterwegs sein will, muss allerdings mit dichtem Verkehr rechnen.

15 Sponsoren

Die Paralympics bringen aber nicht nur architektonische Verbesserungen, auch die Medienaufmerksamkeit steigt. "In Peking wird immer von den Olympischen und Paralympischen Spielen gesprochen", zeigt sich Leichtathlet Günther Matzinger optimistisch, dass die paralympischen Wettkämpfe in Peking auch auf allgemeines Interesse stoßen werden.

Dass die mediale Berichterstattung im Vergleich zu den Olympischen Spielen für nicht behinderte Sportlerinnen noch immer geringer ist, ist für ihn "ein Faktum", das ihn aber nicht weiter stört.

Vermehrte öffentliche Aufmerksamkeit kann auch Petra Huber feststellen. Waren die Paralympics bis vor 10 Jahren ein Ereignis, das nur von wenigen Menschen wahrgenommen wurde, so sind die Stadien bei den Eröffnungs- und Schlussfeiern heute ausgebucht. Die Zahl der österreichischen Sponsoren hat sich binnen wenigen Jahren verdreifacht. 15 Unternehmen unterstützen diesmal Österreichs Paralympics-TeilnehmerInnen.

Veranstaltungen mit Sponsoren und Siegesfeiern wird es im paralympischen Österreich-Haus geben. Bisher gab es einen solchen Ort der Repräsentation nur beiden olympischen Spielen.

100 Stunden Berichterstattung

Mehr als bisher wird auch das Fernsehen über die Paralympics berichten - zumindest in Deutschland. ARD und ZDF planen gemeinsam rund 100 Stunden von den Paralympics, die zum Teil auch live gesendet werden. Auf Eurosport wird es jeden zweiten Tag Zusammenfassungen geben.

Der ORF begnügt sich unterdessen mit einer einstündigen Zusammenfassung am Ende der Spiele, sowie mit aktuellen Meldungen im Kurzsport, falls Österreichs SportlerInnen Medaillen machen.

60 bis 80 Millionen behinderte Menschen in China

Sind die Spiele erst einmal vorbei, so hoffen SportlerInnen und FunktionärInnen, dass davon nicht nur schöne Erinnerungen bleiben, sondern auch Verbesserungen für behinderte Menschen in China bleiben werden.

In China gelten behinderte Menschen oftmals noch als wertlos, weshalb es viele Diskriminierungen und Anfeindungen gibt. Erfolgreiche behinderte SportlerInnen könnten dazu beitragen, das Image zu verbessern, so die Hoffnung der OrganisatorInnen.


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