Inhalt:
.Pflegekongress 2009: Innovationen für die Pflege?
Pflege ist ein Thema mit viel Gegenwart und noch mehr Zukunft. Der Pflegekongress 2009 führte Anfang November wieder rund 1.000 Pflege-ExpertInnen aus Wissenschaft und Praxis im Austria Center Vienna zusammen. Speziell hörenswert: Die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion mit dem Titel „Millionen für die Banken – Innovationen für die Pflege?“
„Ja, die Banken haben Geld bekommen, aber nicht einfach so“, erläutert Sozialminister Rudolf Hundstofer zu Beginn der Diskussion. Er geht somit als Einziger auf den vollständigen Titel der Veranstaltung ein. Maria Hofmarcher vom IHS HealthEcon, räumt lobend ein, dass elf Prozent des zweiten Konjunkturpaketes in den Gesundheits- und Sozialsektor flossen, um Maßnahmen wie eine Erhöhung des Pflegegeldes, die Senkung der Mehrwertssteuer auf Medikamente und mehr Forschungsarbeit zu ermöglichen. Ab dann geht es ganz um die Pflege – vom Image der Pflegeberufe über pflegepolitische Fragen und die Finanzierbarkeit einer herausfordernden Zukunft.
Pflege: 14.000 neue Jobs allein im laufenden Jahr
Die aktuellen Engpässe am Arbeitsmarkt betreffen den Gesundheits- und Sozialbereich nicht, meint Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Allein zwischen Jänner und September des laufenden Jahres seien 14.000 neue Stellen besetz worden. Einigkeit unter allen Diskussionsteilnehmern (die einander die ganze Diskussion lang weitestgehend recht geben) herrscht bezüglich der Pflege als eines der ganz großen Zukunftsthemen. Denn, wie wir wissen: Die Lebenserwartung steigt, die Alterspyramide ist keine Pyramide mehr und der Bedarf an Pflege und damit Pflegekräften wächst enorm und wird die nächsten Jahrzehnte weiter wachsen. Und da tut sich eine ganz zentrale Frage auf: Woher Pflegekräfte bekommen und wie sie finanzieren?
Qualifizieren und finanzieren
Über das AMS werden derzeit für 4.000 Menschen Berufsausbildungen im Gesundheitswesen (Pflegebereich) etc. angeboten. Nächstes Jahr sollen es bereits 4.500 Personen sein. „Wir finanzieren hier volle Pulle“, so Sozialminister Rudolf Hundstorfer wörtlich. Neue Finanzierungsmodelle sind auch für die Pflege selbst, nicht nur für die Ausbildung von Fachkräften gefragt. Von mehreren Diskussionsteilnehmern wird die Einführung eines Pflegefonds befürwortet, der für mehr der ebenfalls ausführlich diskutierten Verteilungsgerechtigkeit sorgen könnte. Der Pflegefonds soll mehr Objektivität in die Zuteilung der Mittel bringen und vor allem österreichweit operieren, was mehr Effizienz und Transparenz bringt.
Apropos Effizienz
Die Verschlankung von Strukturen und Reduzierung der zuständigen Stellen auf weniger und dafür wirklich zuständige ist ein wiederkehrendes und nachvollziehbares Thema der Diskussion. Wobei aber auch mit lobenden Worten für ein an sich gut funktionierendes Gesundheitswesen in Österreich nicht gespart wird. „Unser System ist gut, aber ineffizient“, fasst es Silvia Neuman-Ponesch von der Fakultät für Gesundheit und Soziales der FH Linz zusammen.
Wer will pflegen?
Die Attraktivität des Pflegeberufes und wie sie – dem steigenden Bedarf an Fachkräften entsprechend – bereits erhöht wurde und noch zu erhöhen sein wird, ist ebenfalls einer der Schwerpunkte der Diskussion. Und ruft die stärksten Reaktionen, von Gelächter im Publikum bei der angeblich verbesserten Gehaltssituation bis zu tosendem Applaus für Volkshilfe-Geschäftsführer Fenninger, der das mit der Bezahlung dann beim gewünschten Namen nennt, hervor.
Zur Podiumsdiskussion am Pflegekongress (6. November 2009) fanden sich namhafte Experten ein. Es diskutierten:
- Bundesminister Rudolf Hundstorfer,
Bundesminister für Soziales und Konsumentenschutz - Mag. (FH) Erich Fenninger,
Geschäftsführer Volkshilfe Österreich - Univ. Prof. Dkfm. Dr. Eugen Hauke,
Generaldirektor des Wiener Krankenanstaltenverbundes - Mag. Dr. Maria M. Hofmarcher-Holzhacker,
Senior Researcher, IHS HealthEcon - Mag. Silvia Neuman-Ponesch,
Fakultät für Gesundheit und Soziales, FH Linz
Moderation: Generaloberin Charlotte Staudinger, Krankenanstaltenverbund Wien. Freak-Radio war live vor Ort und hat die gesamte Diskussion aufgezeichnet.