Inhalt:
.Porträt einer Journalistin im Rollstuhl
Mein Studium hingegen war eigentlich überhaupt nicht wichtig. Wichtig war, dass ich früh Kontakte geschlossen und vor allem früh erkannt habe, dass ich Journalistin werden kann. Menschen wie jene von der Berufsberatung des Arbeitsamts haben mir gesagt: »Du kannst niemals Journalistin werden! Es gibt keine behinderten JournalistInnen in Deutschland. Warum sollst ausgerechnet du das schaffen? Journalismus ist Schnelligkeit!« Diese ganzen Vorurteile, die es eben gibt, wurden mir von Anfang an nahe gebracht. Aber ich hatte einfach diesen Traum: Ich wollte Journalistin werden und nichts anderes! Darauf habe ich letztlich hingearbeitet.
Ich bin dann in der Hochzeit der »New Economy« - wie die Jungfrau zum Kind - Pressesprecherin eines Internetproviders in Hamburg geworden. Damals war ich noch Studentin und hatte es per Zufall erfahren: Dieser Internetprovider hatte einen Pressesprecher verloren, der zur Konkurrenz gegangen war. Aus einer Laune heraus habe ich eine Bewerbung dort hingeschickt und gesagt: »Ich möchte gerne Ihre neue Pressesprecherin werden!« Die haben mich dann tatsächlich eingestellt. Zu einem wahnsinnigen Stundenlohn, den ich den ich danach nie wieder bekommen habe.
Als ich dann dort angefangen habe zu arbeiten, hatte ich natürlich wieder viel Kontakt zu JournalistInnen. Ehrlich gesagt, wollte ich nie in die Public Relations, aber als StudentInnenjob war das ein sehr guter Job. Einer unserer Kunden war die Deutsche Presse-Agentur. So bin ich überhaupt zur dpa gekommen. Das war einer der größten Kunden dieses Internetproviders. Ein Techniker, den wir von der dpa abgeworben hatten, ist nach ein paar Monaten wieder zurückgegangen und sagte mir: »Weißt du was? Die dpa baut eine Online-Redaktion auf und die suchen studentische Hilfskräfte! Willst du dich da nicht bewerben?« Ich wollte ohnehin nicht Pressesprecherin werden, sondern Journalistin. Daraufhin habe ich mich beworben und bin tatsächlich eingestellt worden. Schon beim Bewerbungsgespräch wurde mir angeboten: Wenn ich mein Studium beendet hätte, dann würde man mich ins Volontariat übernehmen können. Dies war natürlich bei weitem mehr, als ich mir jemals von einer Bewerbung auf einen StudentInnenjob erhofft hatte. Die dpa hat ihr Versprechen letztendlich auch gehalten. Ich bin nach zweieinhalb Jahren ins Volontariat übernommen worden, nachdem ich dort schon als Studentin gearbeitet und mein Studium beendet hatte. Zwei Jahre lang habe ich bei der dpa volontiert, dabei durchläuft man alle möglichen Ressorts, die es im Haus gibt. Man macht Radio oder geht nach Berlin in die Innenpolitik, zum Vermischten und in die Kulturredaktion. Da ich aus der Online-Redaktion kam und deswegen sehr viel IT-Berichterstattung gemacht hatte, spezialisierte ich mich relativ früh auf IT-Themen. Nach dem Volontariat wurde ich als Redakteurin übernommen. Ich war insgesamt sieben Jahre bei der dpa.