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Rubrik: Lesen statt Hören
01. Oktober 2000

Portrait des Musikers Otto Lechner

von Walter Lindner

Freak-Radio, Walter Lindner: Was gibt es stattdessen?

Otto Lechner: Was dann kam, war meine Beschäftigung mit Theatermusik. Diese führte einerseits zu einigen Reisen. Ich war mit einer Theatergruppe ein Monat lang in Südspanien, in Granada, habe dort versucht, mit den Flamenko-Menschen zu musizieren, was nur teilweise gelungen ist. In Granada spielt man Polarias. Das ist eine komplizierte, sehr seltsam akzentuierte Form des Flamenko, wo an als normaler Mitteleuropäer in der ersten Zeit rhythmisch aussteigt.

Freak-Radio: Ist Flamenko nicht hauptsächlich Gitarre?

Otto Lechner: Ja, das ist hauptsächlich Gitarre. Da wird auch wenig Anderes akzeptiert. Die Gitarnos haben auch öfter "Flauta" zu meiner Ziehharmonika gesagt, weil Flauta, also die Flöte, das einzige Instrument ist, das man noch dazu nehmen darf, was nicht Gitarre oder Perkussion ist. Ich habe mich aber mit Melodika oder Akkordeon eingemischt. Durch Reisen wie dieser habe ich zu verschiedensten Ethno-Musiken Bezug bekommen. Es gibt nicht nur eine klassische Konzeption und es gibt nicht nur eine Pop-Konzeption, falls man von der überhaupt sprechen kann, und es gibt nicht nur eine Jazz-Konzeption, sondern die ganze Welt ist voll von verschiedenen Zugängen zur Musik oder zumindest verschiedener Formen und lustigster Instrumenten und ganz seltsam entwickelten Spieltechniken. Das hat mich und wird mich immer faszinieren.
Ich schrieb Musik für das Theater der Jugend, dann später für dasTheater in Berlin.

Freak-Radio: Welche Stücke waren von Deiner Musik umrahmt?

Otto Lechner: Mein Einstieg im Burgtheater war ein 68erstück für Jugendliche mit dem Titel: "Was heißt hier Liebe?". Mit dem hatte ich immer Probleme, dass man Produktionen hundert Mal spielen muss. Das habe ich dann an einen Freund von mir abgegeben. Ich fuhr nach Madagaskar, habe dort wieder ein paar schöne, folkloristische Musiken kennengelernt und auch Instrumente gefunden, die ich noch immer selbst gerne spiele. In Madagaskar gibt es eine besondere Harfe, das ist die Valia. Das ist ein Bambusrohr, aus dem entweder die Holzsaiten herausgeholt werden oder Metallsaiten gespannt sind. Da könnten wir uns jetzt auch ein Stück anhören.

(Musik)

Moderation, Franz Kirnbauer: Sie hören Freak-Radio auf der Mittelwellenfrequenz 1476 KHz bzw. im Internet unter 1476.orf.at Heute hören Sie ein Portrait des blinden Musikers Otto Lechner.

Otto Lechner: Das war also ich auf der Valia mit zarter, perkusiver Begleitung von Herbert Reisinger, einer meiner alten Freunde, mit welchem ich im Alter von 16 Jahren schon das Jazzensemble hatte. Er wirkte auch bei der Weihnachtsliederplatte mit, die ich gemeinsam mit Klaus Trabitsch zunächst nur als Studioprojekt machte. Klaus und ich überlegten: Wie könnte man schöne, skurile, originelle oder besondere Instrumentalbearbeitungen von Weihnachtsliedern vornehmen?


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