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.Portrait des Musikers Otto Lechner
Freak-Radio, Walter Lindner: Das ist ein Projekt. Es gab allerdings im heurigen Jahr schon jede Menge von Produktionen, über welche sogar im ORF-Fernsehen berichtet wurde. Ich denke da im Besonderen an den "Augustin". Kannst Du uns da etwas näher erzählen?
Otto Lechner: "Der liebe Augustin" ist eine Geschichte, die einerseits mit meinem Interesse für andere Musikkulturen zusammenhängt. Ich arbeite seit zehn Jahren mit dem Juao Deprosot, das ist ein Tänzer, Percussionist, Musiker, Künstler aus Brasilien, aus Sao Paolo, zusammen. Wir hatten gemeinsam schon verschiedenste Musikgruppen und verschiedene Theaterperformences.
"Der liebe Augustin" ist ein Duo-Stück für uns Beide, wo ein Großteil der Texte von Karl-Ferdinand Kratzl geschrieben wurde, welcher aus der Kabarett- und Kleinkunstszene bekannt ist. Ich fragte ihn, ob er zum Thema "Der liebe Augustin" und "Pest" für uns etwas schreiben möchte. Er meinte, das wäre kein Problem, denn er hätte schon Einiges bereit. Das Bühnenbild besteht aus einem großen Käfig, in dem wir Beide in Gesellschaft von fünf lebenden Ratten unser Leben fristen. Das ist also der Rahmen, den wir haben. Dort sprechen wir Dialoge und machen Musik, versuchen, mit dem Tod und der Gesellschaft klar zu kommen.
Freak-Radio: Da gab es noch ein Projekt, das noch ganz jung ist, nämlich Musik gehörlosen Menschen näher zu bringen?
Otto Lechner: "Musik gehört gesehen". Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dies zu machen. Letztes Jahr sprach mich Trude Breit an, welche einen Gehörlosenkongress organisiert. Dieser findet, so glaube ich, jedes Jahr in Wien statt. Sie hatte die Idee, Musik in Gebärdensprache zu übersetzen. Wir besprachen, wie das möglich sein könne. So ist nun die Konzertsituation, dass ein Saxophonist und ein Akkordeonspieler auf der Bühne sitzen und ein heftig gestikulierender Gebärdenübersetzer. Das wirkt teilweise so, als hätte man einen Dirigenten auf der Bühne.
Freak-Radio: War dies ein Einmalprojekt oder denkt man an eine Neuauflage oder Wiederholungen?
Otto Lechner: Man denkt an Wiederholungen. Ich dachte darüber nach, was das bedeutet, was mir da gemacht haben. Dabei kam ich auf die Form der Oper. Ich finde es immer so peinlich, was die Sänger darstellerisch auf der Bühne leisten und was man mit ihnen darstellerisch anfangen soll. So dachte ich, dass es eine unheimlich interessante Form von Oper geben müsste, wo der Sänger den Text, den er Singt, in Gebärdensprache übersetzt. Das muss er natürlich lernen. Das ist natürlich ein wahnsinnig komplizierter und aufwändiger Prozess. Ich fände es aber wahnsinnig spannend. Nun denke ich schon einige Wochen darüber nach, was man da wie umsetzen könnte. Die ganze Geschichte ist für mich philosophisch anregend.