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Rubrik: Lesen statt Hören
27. April 2003

Portrait Georg Freund

von Gerhard Wagner

Wie geht es Ihnen in anderen Ländern?

Georg Freund: Ich bin ein offener Mensch, ich gehe auf die Menschen zu, ich warte nicht in irgend einer Ecke am Flughafen stehend, bis mit mir etwas passiert, sondern ich falle eher unangenehm auf, weil ich gleich durch alle Sperren durchrenne und gar nicht darauf warte, dass da jetzt irgendjemand kommt und mich irgendwo lange durch die Gegend schiebt und mich betreut.

Meine Lähmung ist ab der Hüfte, somit habe ich den Oberkörper frei und kann doch relativ viel machen. Ich kann zwar keinen einzigen Meter gehen, nicht einmal stehen, aber ich kann sehr viel aus dem Oberkörper heraus machen, zum einen, und zum zweiten: Wenn man in fernen Destinationen, nicht unbedingt in Österreich, auf die Menschen zugeht, wird einem geholfen! Ich kann nicht erwarten, dass ich auf den Stupa in Nepal hinaufkommen, wenn da hundert Stufen oder in Mexiko auf die Pyramiden hinaufkomme, ich muss halt unten stehen. Damit muss ich leben! Aber dass ich hinkomme, das weiß ich, und wenn mich die Leute hintragen. Das ist mir schon einmal passiert: Ich bin zwischen Reisfeldern auf schmalen Wegen, gerade dass sie mich nicht wie ein Hängebauchschwein auf einer Bambusstange transportiert habe. Aber ich habe gehört, da ist eine Hochzeitszeremonie und da bin ich hin! Und dann habe ich darüber berichtet: Ich war drei Tage bei einer Hochzeitszeremonie auf Java!

Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderung

Georg Freund: Ich habe sehr oft hier in Österreich das Gefühl gehabt, dass man etwas reserviert gegenüber behinderten Menschen ist. Wenn ich aber dann mit den Leuten ins Gespräch komme, dann sagen Sie: "Ja mit Ihnen kann man ja reden!" Und das verstehe ich dann wieder nicht: Denn Sie können ja auch mit mir sprechen und sind offensichtlich nicht behindert. Also Was soll das Ganze?

Was würden Sie sich wünschen, dass es sich ändert?

Georg Freund: Mehr Selbstbewusstsein seitens der behinderten Menschen! Das stört mich immer noch , dass man sehr oft das Gefühl hat, ja wir können das nicht! Und das geht nicht! Ich sehe das jetzt auch bei den Reiseanfragen, die an uns herangetragen werden: "Ja, kriegen wir etwas billiger?" Das ist es nicht! Nur, warum soll ich se billiger kriegen, weil ich behindert bin bitte? Ich möchte nicht, dass behinderte Menschen Almosenempfänger sind. Sie sollen genauso im Arbeitsprozess nach ihren Möglichkeiten integriert werden, Geld dafür bekommen und das auch ausgeben können.


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