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Rubrik: Lesen statt Hören
14. Dezember 2003

Portrait Hubert Wallner

von Walter Lindner

(Musik.)

Freak-Radio: Sie hören Freakradio auf Mittelwelle 1476 KHz bzw. im Internet unter 1476.orf.at Neben mir sitzt Hubert Wallner, der sein Leben im Grunde auch genießt, oder?

Hubert Wallner: Ich liebe das Leben. Jeder Tag ist ein Geschenk. Ich möchte keinen Tag missen. Ich habe meine Stimme vom Herrgott gekriegt und dachte - das ist sehr klein, was ich denke -: "Wenn er mir die Stimme gibt, muss ich sie zurückgeben." Ich kann nicht mehr ins Mikrofon reden, bei Freak-Radio ausgenommen, somit bin ich Lektor in meiner Pfarrkirche. Ich bilde dort Lektoren aus, lese selbst.

Freak-Radio: Du hast gelernt, die Behinderung zu akzeptieren, was sicher ein Reifungsprozess war. Das ist mitunter gar nicht so einfach. War das für Dich am Beginn ein Problem oder bist Du aufgrund Deiner Stärke, Deines Glaubens so intensiv damit umgegangen, dass Du sagen konntest: "Ich nehme das an und ich kämpfe nicht dagegen."?

Hubert Wallner: Das ist zweigleisig. Aufgrund meines Berufes lernte ich sehr interessante Leute kennen, beispielsweise Pater Leo Wallner, einen Jesuiten. Als ich damals die endgültige Diagnose von Multipler Sklerose bekam und total am Boden zerstört war, sagte er zu mir: "Hubert, warum versuchst du es nicht einmal mit Gott?"

Das habe ich getan. Zuerst ganz einfach: Ich ging am Stephansplatz immer in ein Kaffeehaus, dem gegenüber das Haupttor des Stephansdomes ist. So ging ich auch in die Kirche. Dann ging ich zum Marien-Altar Maria-Pötsch. Wie alle Österreicher verehre ich Maria besonders. So kam das, langsam, aber sicher. Und natürlich habe ich eine tolle Familie, die mich hält.
Wenn ich am Boden zerstört bin, richten sie mich auf. Ich habe das nicht alleine geschafft. Man kann das nicht alleine schaffen! Man braucht Hilfe, von Oben oder von der Familie!

Freak-Radio: Diese Hilfe gibt Dir aber wahrscheinlich auch Deine Tätigkeit, die Du ausübst, sei es jetzt als Lektor oder sonst in der Pfarre bzw. vielleicht auch bei Freak-Radio.

Hubert Wallner: Ich war mein ganzes Leben lang in einem Dienstleistungsberuf tätig. Als Wiener Sängerknabe sangen wir für die Menschen, die applaudierten, wir bekamen tolle Kritiken, das war wunderschön. Dann war ich im Hotelfach tätig und hatte dort Erfolg, weil ich verstanden habe: Du kannst Diener sein und trotzdem ein Herr sein. Ich habe immer versucht, mein Bestes zu geben. Ich war dankbar dafür, dass die Leute immer etwas von mir wollten. Schlimm ist es nur, wenn die Leute nichts mehr von mir wollen.


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