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Rubrik: Leichter Lesen
10. April 2007

Radiomachen mit Behinderung

von Franz Hoffmann

Am 4. April 2007 hat Freak-Radio im ORF-KulturCafe seinen 10. Geburtstag gefeiert. Das Cafe war überfüllt. Es sind viele frühere Mitarbeiter, Politiker und Freunde gekommen. Gerhard Wagner, einer der ersten Mitarbeiter von Freak-Radio, hat durch die Sendung geführt.

Seit zehn Jahren machen Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam Radiosendungen. Freak-Radio ist jeden Sonntag und Dienstag von 20.30 bis 21.00 Uhr auf Mittelwelle 1476 zu hören. Die Mittelwelle (MW, auf Englisch AM) ist eine eigene Frequenz im Radio, die in halb Europa gehört werden kann. Die Qualität ist etwas schlechter als im "normalen" Programm. Es rauscht mehr. Auch im Internet kann man Freak-Radio hören: Unter 1476.orf.at ist es zur selben Zeit wie im Radio weltweit zu empfangen.

Die Idee zu Freak-Radio kam unter anderem von Franz Joseph Huainigg und Dorothea Brozek.

Was bedeutet "Freak"-Radio?

"Freak" bedeutet:
1. Jemand, der von einer Sache sehr begeistert ist, etwa ein "Mode-Freak" oder ein "Radio-Freak". Ein "Freak" kann auch flippig oder unangepasst leben.

2. Auf Englisch heißt Freak: Unnormaler oder Krüppel. Politisch aktive behinderte Menschen haben die "Krüppelbewegung" in den 1960er-Jahren gegründet. Sie wollten darauf aufmerksam machen, dass die anderen sie ungerecht behandeln. Seitdem haben behinderte Menschen immer wieder gerechtere Behandlung durchgesetzt.

3. Es gibt ein Buch, die "Freak-Geschichten" von Ursula Eggli, da ist die Welt verkehrt: Die Türen etwa sind breit genug für Rollstuhlfahrer, aber nicht hoch genug für Leute, die gehen.

Die ersten Mitarbeiter von Freak-Radio

Dorothea Brozek ist Rollstuhlfahrerin und war die erste Chefin der Redaktion ("Chefredakteurin"). Eine Chefredakteurin ist verantwortlich für die Themen der Sendung: Und auch dafür, dass die Sendungen interessant sind. Oder dass man Regeln einhält, die man beim Radiomachen im ORF beachten muss. Sie war auch die erste Moderatorin (Sprecherin) bei Freak-Radio.

Franz Joseph Huainigg hat am Anfang im Radio Geschichten über Benachteiligungen von behinderten Menschen erzählt. Mittlerweile wurde er ins Parlament gewählt und vertritt dort die Interessen von Menschen mit Behinderungen.

Von Anfang an hat Freak-Radio mit verschiedenen Behinderten-Organisationen, wie zum Beispiel mit BIZEPS zusammengearbeitet: Martin Ladstätter erinnert sich noch gerne an die erste Sendung von Freak-Radio: Da hat er in einem Beitrag über das Apollo-Kino mitgearbeitet.

Hubert Wallner ist als Radio-Moderator in Österreich berühmt geworden. Bekannt wurde er durch die Sendung "Autofahrer unterwegs". Wegen einer Nervenerkrankung (Multiple Sklerose) musste er in Pension gehen. Nach einer längeren Pause hat er dann viele Sendungen für Freak-Radio gemacht. Außerdem hat er sein Wissen als Radio-Profi weitergegeben.

Freak-Radio international

Eine Sendung von Freak-Radio wurde auch im schwedischen Radio gebracht (und in schwedische Sprache übersetzt). Es ging um Leben mit Behinderung in Österreich. Zu hören war etwa Bernadette Feuerstein, als sie über die Erziehung ihrer Tochter mit Persönlicher Assistenz berichtet hat. Persönliche Assistenz ist Unterstützung im Alltag.

Bernhard Hruska, der bei dieser Sendung mitgearbeitet hat, berichtet über viele neue Ideen, die Freak-Radio entwickelt hat: nicht nur Sendungen in englischer Sprache, sondern auch Live-Sendungen (die direkt oder zeitversetzt gesendet werden). Ein anderes Beispiel sind Live-Sendungen, die man hören und gleichzeitig lesen konnte. Außerdem konnte man direkt über Internet oder Telefon seine Meinung abgeben.

Gleichstellung auch in der Freizeit

Bei der Zehnjahresfeier war auch der ehemalige Vizekanzler und Sozialminister Herbert Haupt.
Er spricht über das Behinderten-Gleichstellungsgesetz. Er hätte sich mehr gewünscht: zum Beispiel eine gute Regelung für die Schule. Denn viele behinderte Schüler können noch immer nicht die Schule besuchen, die sie wollen. Aber ein Anfang zur Gleichstellung ist gemacht.

Zum Thema Freizeit wurden mehrere Beispiele gebracht. Eine Sendung wurde von der blinden Mitarbeiterin Irmgard Kampas über eine Frankreichreise gestaltet. Katharina Zabransky, langjährige Mitarbeiterin im Rollstuhl, berichtet über störende Barrieren wie Lifte, die fehlen - oder Rampen, die nicht da sind.
Auch das Schwimmen in Wien ist nicht einfach: Nach dem Umbau kommt man in einem Bad jetzt mit Rollstuhl nicht mehr in die Kabinen.

Als Beispiel wurde auch die Live-Sendung "Freizeit ist Freiheit" von Christoph Dirnbacher vorgespielt. Bei Live-Sendungen kann es immer wieder vorkommen, dass etwas nicht funktioniert. Einmal hat die CD nicht funktioniert. Daher ist es wichtig, dass der Moderator schnell und mit Humor (Witz) reagiert und zu den Gesprächspartnern überleitet.

Für das Radio arbeiten - aber bitte mit Bezahlung

Professor Hausjell von der Universität Wien findet es gut, dass es Sendungen wie Freak-Radio von und für behinderte Menschen gibt. Aber noch besser wird es sein, wenn in den nächsten zehn Jahren jetzige oder künftige Mitarbeiter mit Behinderung auch etwa im Fernsehen arbeiten können.
Es gibt nämlich mehrere Länder, wie England, Spanien und die skandinavischen Länder, in denen viele Menschen mit Behinderungen im Fernsehen, Radio und bei Zeitungen angestellt sind. Das heißt, sie werden für ihre Arbeit bezahlt.

Neues Logo - Neues im Internet

Zum Schluss der Sendung wird das neue Logo von Freak-Radio vorgestellt. Das gibt es auf der Homepage www.freak-radio.at. (Eine Homepage ist eine Seite im Internet, auf der verschiedene Informationen stehen können - diese Seite hier ist eine Homepage).

Als ganz neue Entwicklung können alle, die wollen, auf der Internet-Seite von Freak-Radio die Sendungen nicht nur hören, sondern auch mitlesen. Hören kann man sie als MP3, das ist ein Musik- und Tonformat, das so gemacht ist, dass viel mehr abgehört werden kann als bei einer "normalen" CD. Mitlesen kann man es, wenn man die Seite www.freak-online.at aufmacht. (Online bedeutet, wenn man mit dem Internet verbunden ist.)

Auch die Mitarbeiter von Freak-Radio können die Homepage nutzen. Es gibt eine Materialliste, auf der man sieht: Wer benützt gerade welches Gerät oder wer ist wann im Freak-Studio? Auch in den nächsten Jahren sind weitere Entwicklungen geplant. Ideen gibt es genug.

Sendungsverantwortlicher: Gerhard Wagner


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