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.Reisen, ohne zu sehen
Freak-Radio: In Österreich gibt es etwa 17000 blinde Menschen. Wie viele gibt es bei Ihnen?
Stellvertretender Direktor: Wir haben keine genauen Zahlen, schätzen aber um die 600.000.
Freak-Radio: Um die Interessen blinder Menschen besser vertreten zu können, wäre es günstig, organisiert zu sein, oder?
Stellvertretender Direktor: Ja. Wir haben Blindenorganisationen. Es gibt vier in unserem Land.
Freak-Radio: Wie sieht es bei Ihnen in Thailand mit der Schulbildung für blinde Kinder aus?
Stellvertretender Direktor: Für blinde Kinder gibt es im gesamten Land sechs Schulen. Wir haben allerdings auch ein integratives Programm. Wir schicken die Kinder in normale Schulen, um sie dort lernen zu lassen.
Freak-Radio: Damit die Kinder relativ gefahrlos zur Schule kommen, müssen sie das sogenannte Mobilitätstraining über sich ergehen lassen.
Stellvertretender Direktor: In Bangkok ist der fürchterlichste Autoverkehr der gesamten Welt. So müssen die blinden Menschen natürlich trainieren, ohne fremde Hilfe ihr Ziel zu erreichen.
Freak-Radio: Einerseits wird im Unterricht nach wie vor der gute, alte Abakus, also ein Rechenschieber, verwendet, andererseits hat auch schon der Computer Einzug gehalten.
(Im Hintergrund ist eine metallene Stimme zu hören, die das Alphabet in Thai buchstabiert.)
Stellvertretender Direktor: Das, was Sie hören, ist Thai, genauer gesagt: Das Alphabet in unserer Sprache. Die Sprache besteht aus 44 Konsonanten und 42 Vokalen. Das ist eine ganz schöne Menge. Wir haben auch die englische Version der Sprachausgabe zur Verfügung.
(Sie ist zu hören.)
Freak-Radio: Mir ist aufgefallen, dass es in Bangkok ganz besonders hohe Gehsteige gibt, was für blinde Menschen nicht besonders günstig ist. Warum ist das so?
Stellvertretender Direktor: In Thailand gibt es viele Überschwemmungen während der Regenzeit. Wenn es keine hohen Gehsteige gäbe, hätten wir das Wasser sehr bald auf den Fußwegen.
Freak-Radio: Der Verkehrslärm auf Bangkoks Straßen ist schier unerträglich. Wie sich blinde Menschen dort selbständig weiterbewegen, ist mir rätselhaft und wurde mir von meinem Gesprächspartner auch nicht wirklich glaubhaft bestätigt. Das Überqueren einer Straße ist nur durch eine Unterführung möglich. Mopeds tummeln sich auf den Gehsteigen, nehmen dabei auf Fußgänger nicht viel Rücksicht. So makaber es für unsere Ohren klingen mag: Behinderung macht sich in Thailand bezahlt. Viele lassen sich Arme oder Beine amputieren, die Augen entfernen, um durch Betteln ihren Lebensunterhalt verdienen zu können.
Musik
Moderation, Hans-Walter Kern: Sie hören Freak-Radio auf Mittelwelle 1476 KHz bzw. im Internet unter 1476.orf.at In unserer heutigen Sendung berichtet Walter Lindner von seinen Erlebnissen in Bangkok und Umgebung.