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Rubrik: Freak Aktuell
02. Juni 2006

Rollstuhlfahrerin von der ÖBB-Pressekonferenz ausgegrenzt

 

Die ÖBB-Personenverkehr AG will nachhaltig kundenfreundlicher werden. "Größere Kundenorientierung als Ziel der ÖBB ist, wie man laufend feststellen kann, äußerst wichtig". Dafür soll ein Kundenforum eingerichtet werden, das viermal im Jahr zusammentritt. Der Raum der Pressekonferenz war nur über etliche Stufen erreichbar!

Eindeutig ein Fehlstart

Katharina Zabransky: Auch ich fuhr am Montag den 22.5.06 zur ÖBB-Pressekonferenz ins Kundenzentrum in Wien 2, Kleine Stadtgutgasse 9.
Beim Haupteingang mit einigen Stufen, stand bereits eine ÖBB-Mitarbeiterin, die mir sagte, mein Kollege würde gerade hineinbegleitet, dann würde ich abgeholt. Nach einigen Minuten kamen zwei Herren, die mit mir ums Haus in den Hof gingen. Dort konnte man nur über Stufen, beziehungsweise eine steile Rampe, die aber nicht zum Ziel geführt hätte, in das Gebäude. Wir umrundeten das ganze Haus, um dann wieder in den Hof zu kommen. Ich ließ mich dann von drei Herren in Anzug und Krawatte über die Stufen tragen. So kamen wir zu einem Lift und schließlich in den Raum der Pressekonferenz.
Die Veranstaltung hatte bereits begonnen und man hatte nicht auf mich gewartet. Hätten die ÖBB-Mitarbeiter gewusst, welches der beste Weg wäre, hätte ich zehn Minuten früher da sein können. Nach der Pressekonferenz gab es noch eine Führung durch das neue ÖBB-Call-Center. Um dorthin zu kommen, musste ich über eine Treppe abwärts getragen werden. Vom ÖBB-Call-Center aus konnte ich mit einem Lastenaufzug hinunterfahren, musste dann aber noch über eine sehr steile Rampe (die ein Rollstuhlfahrer allein nicht benützen kann) in den Hof.
Ich war zu einer angeblich barrierefrei erreichbaren Veranstaltung gekommen und hatte also einige Stunden investiert. Außerdem wollte ich diese Pressekonferenz hören, deshalb ließ ich mich über die Stufen tragen.
Gleich zu Beginn sagte man mir, es gäbe auch einen rollstuhlfahrenden Mitarbeiter im ÖBB-Call-Center, für den würde auch immer ein Weg gefunden. Dass dieser Weg jedoch so gar nicht barrierefrei ist, habe ich mir nicht gedacht.

Bei der Pressekonferenz sprachen die Vorstandsdirektoren Wilhelmine Goldmann und Stefan Wehinger über das geplante Kundenforum. Es soll "ein zentrales Element am Weg zu einer nachhaltigen Qualitätssteigerung und größeren Kundenorientierung" (siehe Presseaussendung ÖBB) sein. Moderiert wird von Univ. Prof. DI Dr. Harald Knoflacher. Er meint: "Ich bin mir sicher, dass durch das Kundenforum Verbesserungen rascher umgesetzt werden können." (siehe Presseaussendung, ÖBB)
Zu Beginn der Veranstaltung entschuldigte man sich für die missglückte Organisation. Die von mir erlebte Durchführung der Veranstaltung steht milde ausgedrückt in krassem Gegensatz zur angedachten "nachhaltigen Qualitätssteigerung und größere Kundenorientierung".
Die Worte "peinlich", "Farce" und "Betroffenenmainstreaming" (Betroffene werden von Anfang an in Entscheidungsprozesse einbezogen) kommen mir bei einem solchen Erlebnis in den Sinn. Die ÖBB müssen hier offensichtlich noch einiges dazulernen.

Mehr von der ÖBB-Pressekonferenz im Erlebnisbericht (1) von Pepo Meia

Mehr dazu auch im BIZEPS Onlineartikel: Heftige Kritik an Pressekonferenz der ÖBB-Personenverkehr AG


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