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.Schwerpunktthema: Missbrauch und Gewalt an behinderten Menschen
Missbrauch und Gewalt waren im März und April 2010 ein viel diskutiertes Thema. Ständig tauchten neue Geschichten, Skandale und Martyrien auf. - Auch Freak-Radio berichtet über neue Missbräuche und Gewalttätigkeiten in österreichischen Heimen.
Was mit sexuellen Übergriffen an Buben und jungen Männern innerhalb der katholischen Kirche begann, setzte sich auch in renomierten Alternativschulen in Deutschland, in Einrichtungen der evangelischen Kirche und auch in Jugendheimen der ehemaligen DDR fort.
Neben sexuellem Missbrauch ist es auch körperliche Gewalt, der viele ausgesetzt waren. Jüngst häufen sich auch Berichte über Übergriffe an behinderten Menschen. Auch Freak-Radio deckt neue Missbräuche und Gewalttätigkeiten in österreichischen Heimen auf.
Zunächst stellt Univ.-Prof. Dr. Rotraud Perner ihr aktuelles Buch zu sexuellem Missbrauch („Missbrauch“: Kirche – Täter – Opfer) vor.
In Winter halbnackt im Hof
Dann erzählt Franz Hoffmann, der selbst eine Lernbehinderung hat, von einer Werkstätte, in der er früher auch gearbeitet hat: Wenn behinderte Werkstättenbesucher auf einen anderen Tisch gegriffen haben, haben sie Schläge auf die Hände bekommen. Noch schlimmer: Menschen, die geschrien haben, wurden im Winter bei Minus-Temperaturen ohne Jacke bis zu einer halben Stunde in den Hof gestellt.
Dies bestätigt auch ein Mitarbeiter in dieser Einrichtung, Andreas Leber: Ein Mann, der sich eingenässt hat, wurde ebenfalls in den Hof gestellt. Als der Betreuer Leber dies als gesundheitsgefährdend angesprochen hat, wurden ihm zunächst attraktive Angebote gemacht, man wollte die Zustände aber nicht ändern und geheim halten. Als er weiterhin auf Änderungen insistierte, wurde er gemobbt und schließlich hinausgeworfen.
Gravierende Schädigung für das spätere Leben
Rotraud Perner berichtet von vielen ähnlichen Beispielen, dass dies intern bleiben sollte, um nicht in schlechtem Licht zu erscheinen - dies betrifft auch Familien.
Heute ist der wissenschaftliche Nachweis für den großen Schaden erbracht, weil die Hirnforschung sogar Veränderungen im Gehirn festmachen kann. Die Spätfolgen von Gewalt für das spätere Leben sind also evident: "Von der Watschn bis zur Folter ist es nur ein kleiner Bereich", so Perner. Kinder identifizieren sich oft mit dem Angreifer, sie können auch gar nicht anders. Deshalb halten sie sich selbst für unmöglich. Dies ist ein Grund dafür, warum aus ehemaligen Opfern später selbst Täter werden können.
Was fehlt, ist, dass sich die Institutionen fragen: Wie geht es dem anderen? Und: Sind unsere gutmeinenden Ansichten auch für andere überhaupt stimmig?
Betreuerin verführt Werkstättenbesucherin
Die Behindertenombudsfrau Gerda Ressl berichtet von einer Betreuerin, die mit einer Werkstättenbesucherin zu einer Beziehung verführt hat. Dies mündete schließlich in einem Zusammenbruch und in einer Spitalsbehandlung der Frau mit Behinderung. "Es ist ihr sehr schlecht gegangen", so die Behindertenombudsfrau: Das Spital wusste von dem Missbrauch und hat keine Anzeige gemacht. Erst nach einer Therapie ging es der jungen Frau besser.
Rote Karte wegen Kritisierens
Franz Hoffmann erzählt von einer Einrichtung, die es ihm und seiner Ex-Freundin, die dort gewohnt hat, schwer gemacht hat und die Beziehung nicht zulassen wollte. Als er immer wieder Miss-Stände aufgezeigt hat - etwa dass Dokumente ihrer Freundin bei der stellvertretenden Heimleiterin zu Hause waren, die sogar auf Urlaub gefahren ist (!) - wurde er schließlich nicht mehr zu seiner Freundin gelassen. Franz Hoffmann fordert schließlich bessere Schulung für die Betreuer.
Perner erinnert diese Vorgangsweise an das Fussballspiel: Es gibt eine "Rote Karte wegen Kritisierens": Statt danke für wichtige Rückmeldungen zu sagen, wird man abgewürgt: Es darf nicht wahrgenommen werden. Die Insititutionen sind offenbar hilfsbedürftig, ihnen fehlt es an der Professionalität in der Qualitätssicherung. Es fehlt vor allem der Dialog mit der Kundschaft.
Die Wahrheit wird euch frei machen!
Auch die Sexualitätsverbote durch Macht-Organisationen in verschiedenen Einrichtungen werden angesprochen. "Die Wahrheit wird euch freimachen", zitiert Rotraud Perner abschließend eine bekannte Bibelstelle und auch den Titel eines ihrer früheren Bücher.
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