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Selbstbestimmt oder wegbestimmt?
Viele Menschen mit Behinderungen leben in widersprüchlichen Zeiten: Einerseits sind öffentliche Verbindungen auch für Rollifahrer mehr und mehr barrierefrei geworden oder es können heute blinde Interessierte leicht online aktuelle Zeitungen lesen – allerdings gibt es selbst da, etwa bei Touchscreens für sehbehinderte Menschen neue Hürden.
Andererseits und ungemein bedeutsamer für viele steigt die Arbeitslosigkeit dieser Gruppe von Jahr zu Jahr stärker als im Durchschnitt. Und noch immer wird von Sozial-, Arbeits- oder auch manchen Medizinexperten das Defizitäre betont. So werden viele Menschen immer noch mit allgemeinen, gesellschaftlichen oder existenziellen Problemen in Verbindung gesetzt. Sie sehen sich daher falschen gesellschaftlichen Zuschreibungen eines »Mangels« ausgesetzt, die sie zu symbolischen Trägern von Problemen machen und doch wieder zu Ausgrenzung führen.
Der letzte Satz ist übrigens ein abgewandeltes Zitat des Universitätsprofessors und Rollstuhl-benutzers Volker Schönwiese aus seiner Publikation »Selbstbestimmt Leben. Behindertenpolitik zwischen Anspruch und Wirklichkeit« des Jahres 2003.
Unsere heutige Sendung aus dem ORF-RadioCafe lautet daher: SELBSTBESTIMMT ODER WEGBESTIMMT? – In dieser Sendung möchte ich von meinen Gästen gerne wissen, wie der Stand der Selbstbestimmung derzeit ist, was diese derzeit besonders schwermacht und welche Möglichkeiten es gibt, sie zu fördern.
Diese Sendung können Sie kostenlos nachhören: Klicken Sie ganz einfach auf diesen Link!
Ich möchte gleich mit des Ist-Stand beginnen und möchte die Gäste dieser Sendung, die ich jetzt vorstelle, gleich darum bitten, den Hörern und mir zu vermitteln, wie der Stand der Selbstbestimmung 2015 aussieht:
Gäste im RadioCafe:
Frau Mag. Dorothea Brozek: Unternehmerin und der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung zugehörig
Herr HR Dr. Günther Schuster Amtsleiter der Sozialministeriumsservice-Zentrale, früher Bundessozialamt.
Herr Mag. Daniele Marano, Projektmanager der Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs und Technologie-Experte für sehbehinderte Menschen
am Telefon: Frau Gerda Ressl vom Verein Behindertenombudsmann
Sie sind der Sendung heute telefonisch zugeschaltet, weil sie ein einprägsames Beispiel zwischen Selbstbestimmung und Wegbestimmung haben, der zeigt, dass oft nicht nur die oder der behinderte Mensch, sondern auch seine Umgebung massiv betroffen sein kann von Selbstbestimmung oder Wegbestimmung?
Weitere Fragen zur Sendung:
Frau Mag. Dorothea Brozek:
- Aufgrund dieses Beispiels könnte man den Eindruck gewinnen: Wer sich gut artikulieren kann, wer gut situiert ist, für den kann die Situation besser werden, wer sich nicht artikulieren kann und sehr arm ist, für den wird es laufend schlechter. Stimmt das?
- Wie ist die Situation der Selbstbestimmung und Gleichstellung in ihrer Tätigkeit als Selbständige?
- Was bedeutet in diesem Zusammenhang "Nachhaltigkeit"?
Dr. Günter Schuster
- Mit welchen Mitteln trägt das Sozialministeriumsservice zur Barrierefreiheit bei?
- Ist es für das Sozialministeriumservice auch möglich, gesellschaftliche Änderungen zu fördern und die Barrieren in den Köpfen abzubauen?
- Bei der "Persönlichen Assistenz am Arbeitsplatz" wurde von der defizitorientierten Bewertung und Einstufung von behinderten Menschen zugunsten eines sozialen und ganzheitlichen Modells abgegangen. Gibt es ähnliche Entwicklungen auch in anderen Bereichen?
Der Fortschritt gegenüber dem anderen Modell ist der, dass nicht von der Diagnose, sondern vom Unterstützungsbedarf, den der Betroffene festlegt, ausgegangen wird. Dies führt zu einer präziseren und praxisorientierten Lösung. - Welche Auswirkungen haben die Wirtschaftskrise und die Sparbudgets auf Hilfsmittel und Unterstützungen?
- Welchen Beitrag kann das Sozialministeriumservice zur Verringerung der hohen Arbeitslosigkeit von Menschen mit Behinderungen leisten?
Herr Mag. Daniele Marano
- Welche Rolle spielt die technische Entwicklung für Menschen mit Sehbehinderungen?
- Welche Änderungen bei Bankomaten werden derzeit geplant?
- Welche Erfahrungen machen blinde und sehbehinderte Menschen in Bezug auf Gleichstellung und Diskriminierung?