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Rubrik: Lesen statt Hören
03. Februar 2002

"Tabuthema Sterben"

von Gerhard Wagner

Freak-Radio: Ich möchte vielleicht noch zu einem anderen Aspekt leiten, der ein bisschen auf die erste Runde zurückkommt. Sie haben auch gesagt, dass manche Leute schreckliche Erfahrungen gemacht haben und aus diesen Erfahrungen dann sagen: "Also bitte, warum soll es denn nicht die aktive Sterbehilfe" geben?

In dem Entschließungsantrag, den ich bereits angesprochen habe, stehen da auch interessante Statistiken drinnen: So sagen etwa 81 Prozent der Menschen, dass daheim sterben möchten. Wir wissen aber alle: Das ist meist nicht der Fall. 80 Prozent sagen, sie möchten ohne Schmerzen sterben. Und 92 Prozent sagen - und das ist die signifikant höchste Zahl - wollen die Wahrheit über ihre Diagnose wissen. Das ist derzeit nach wie vor nicht immer der Fall.

Andreas Oechsner: Ich kann die Wünsche der Menschen total verstehen, weil das auch meine Wünsche sind! Und ich schließe daran noch an: Auch ich habe Angst vor dem Tod. Ich halte das für sehr natürlich und ich würde niemals behaupten: Mich geht das alles nichts an! Nur die Frage ist, wie wir damit umgehen und das ist genau der Knackpunkt: Lassen wir die Leute wirklich alleine, wie das die Realität ist? Es gibt ja die sogenannten "Sterbezimmer", wo keiner drinnen ist, nur der, der stirbt. Und wenn der dann seine Augen geschlossen hat, wird er weiter transportiert. Das ist Realität und für mich zugleich eine Vorstellung, die grausam ist:

Wenn wir sagen, dass wir gegen aktive Sterbehilfe sind, dann müssen wir die Ängste der Menschen auch ernst nehmen und Alternativen nicht nur ankündigen, sondern setzen, und da sagt mein Vorredner ja sehr genau: Wir müssen vor allem auch den Angehörigen Hilfen geben und sie unterstützen, denn sie verlieren einen Partner und sehen, wie dieser Partner langsam aus dem Leben scheidet. Das ist auch ein Prozess der begleitet gehört. Und da muss man dann Farbe bekennen und ein gewaltiges Umdenken im Prozess mit Sterbenden vorantreiben.

Freak-Radio: Es gibt im schon angesprochenen österreichischen Initiativ-Entwurf einige Punkte, die eben auch die Angehörigenbegleitung, mit professioneller Unterstützung und zum Teil auch Ausbildung forcieren möchten und ebenso, wie sie schon angesprochen haben, die Palliativmedizin, also die Schmerzmedizin, und auch das bessere psychologische Kümmern um die Sterbenden.
Außerdem ist vorgesehen eine Art Karenzzeit für pflegenden Angehörige, die eben auch beim Sterben begleiten. Wie sehen Sie das aus Ihrer Sicht, Herr Dr. Zdrahal? Denn Sie arbeiten ja genau an diesen Dingen bereits jetzt.


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