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."Tabuthema Sterben"
Nun, wenn man das jetzt mit anderen Ländern vergleicht, so gibt es doch immer wieder eine Tendenz, die eigentlich auch auf einen Missbrauch der Arztrolle aufbaut, wenn man an den Hippokratischen Eid oder an das Ethos des Heilens denkt. Jetzt wird der Arzt oft zum Richter, manche sagen sogar, zum Henker, wenn er sagt: So jetzt kann ich dir beim Sterben helfen. Dabei werden Entscheidungen an Ärzte herangetragen, die doch eigentlich fragwürdig sind, obs ie den Ärzten entsprechen.
Andererseits werden Ärzte auch durch Gerichte bedroht: Es gibt Entscheidungen in den USA, aber auch in Frankreich, wo behinderte Menschen darum vor Gericht kämpfen, dass sie eine Entschädigung bekommen, weil sie nicht abgetrieben worden sind. Was sagen sie zu solchen Entwicklungen.
Dr. Zdrahal: Also ich muss vorausschicken, dass ich hier keine persönlichen Erfahrungen habe. Das ist nicht mein Revier, aber ich bin ziemlich entsetzt über diese Entwicklung.
Wir sprechen manchmal etwas salopp von der Amerikanisierung unseres Rechtssystems, auch was das Gesundheitssystem betrifft: Angeblich kann man, wenn man als entlassener Patient das Spital verlässt, einen Anwalt treffen, der einen vor der Spitalstür auf seine Rechte aufmerksam macht und darauf aufmerksam macht, wie man viel Geld herausholen kann. Ich weiß nicht, ob das stimmt. Aber wenn es stimmt, dann wäre das eine katastrophale Entwicklung. (seufzt)
Im Hintergrund wird bereits die Abschussmusik eingeblendet
Freak-Radio: Darf ich vielleicht kurz den Herrn Oechsner noch fragen: Ich habe eine Schlagzeile gelesen: "Besser tot als behindert!" Läuft es darauf hinaus?
Andreas Oechsner: Ich sehe das anders. Das Problem ist, wie gehen wir mit Leid um? Das ist ein gesellschaftliches Problem. Und auch die Gerichte sind hier ein Spiegelbild dieser Gesellschaft!
Ich möchte zum Abschluss einen persönlichen Satz sagen, der mich seit zwanzig Jahren begleitet: "Ich will an einer Hand sterben - nicht durch eine Hand sterben" und das ist für mich die Motivation, bei diesem Thema immer wieder den Dialog zu suchen und mich immer wieder dieser Diskussion zu stellen, denn das ist mein persönlicher Wunsch!
Freak-Radio: Wir werden sehen, ob sich dieser Wunsch in Österreich in diese Richtung entwickelt, dass wir die Hand bieten, um zu begleiten, oder ob sich ein anderer Weg durchsetzt in Europa. Jedenfalls hören Sie nächste Woche den zweiten Teil unseres Schwerpunkts, wie immer am Sonntag und Dienstag um 20.30. Für heute verabschiedet sich im Namen aller Freak-Mitarbeiter Gerhard Wagner und ich danke den Diskutanten am Podium!